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Drei Superheld:innen in „Zack Snyder’s Justice League“

HBO Max/SKY

„Zack Snyder’s Justice League“ und neue Marvel-Serien

Auf der großen Leinwand machen sie weiterhin Pause. Dafür statten Superman, Batman und „The Falcon & the Winter Soldier“ dem Wohnzimmer einen Besuch ab.

Von Christian Fuchs

Die Pandemie schaffte das Unvorstellbare: 2020 kam kein einziger Superheldenfilm ins Kino. Zu unsicher schien die Situation für die großen Studios, um teure Blockbuster-Spektakel zu veröffentlichen. Mit „Wonder Woman 1984“ hat Warner Bros. im Februar diesen Lockdown durchbrochen. Der lange zurückgehaltene Film wurde via Streaming auf den Markt gebracht, ein paar offene Kinos in den USA durften ihn auch spielen.

Leider enttäuschte das poppig-komödiantische Sequel auf vielen Ebenen. Bei vielen Fans hat „Wonder Woman 1984“ trotzdem den Hunger nach Comicaction wieder heftig entfacht. Passenderweise gibt es nun gleich Streaming-Nachschub aus dem DC Extended Universe. Oberfädenzieher, Produzent und Regisseur Zack Snyder präsentiert sein Opus Magnum. Die Justice League kehrt vier Jahre nach einem gefloppten Kinostart rundum erneuert zurück.

Düstere Helden in opernhaften Dimensionen

An Zack Snyder scheiden sich die Geister. Für die einen ist der US-Regisseur ein Regie-Hooligan, der mit endlosen Tschingbumm-Sequenzen langweilt, der für seelenlose Computeranimationen und kitschige Heldenfiguren steht. Seine Anhänger*innen feiern Snyder als nachtschwarzen Großmeister des Comickinos, als visionären Künstler im Blockbusterbereich. Recht haben beide Fraktionen, wie „Zack Snyder’s Justice League“ nun erneut beweist.

Superheld:innen in „Zack Snyder’s Justice League“

HBO Max/SKY

Dabei hat der neueste Film bekanntlich eine lange Geschichte. 2017 wird Snyders Herzensprojekt von einer persönlichen Katastrophe überschattet. Als bei den Dreharbeiten zu „Justice League“ ein Selbstmord in seiner Familie passiert, zieht sich der Regisseur vom Set zurück.

Mit „Man Of Steel“ und "Batman vs Superman: Dawn of Justice“ hat Snyder davor das DC-Universum für die große Leinwand neu definiert, alles ist dunkler, mythischer, bombastischer als beim ironisch angehauchten Marvel-Output. Sogar Superman (Henry CavillI), der strahlende Retter der Menschheit, hat seine sinistren Seiten. Batman, kontrovers von Ben Affleck verkörpert, erweist sich wiederum als verbitterter, zynischer Griesgram. Zur donnernden Musik von Hans Zimmer liefern sich die beiden ein Duell in opernhaften Dimensionen.

Ausgerechnet Marvel-Stammregisseur Joss Whedon, bekannt für lakonische Pointen, stellt „Justice League“ im Studioauftrag fertig. Zwei konträre Welten kollidieren im fertigen Film, am Ende ist „Justice League“ weder finster noch lustig, sondern nur ziemlich schlecht. Ein Kassenflopp auch noch. Damals beginnt unter dem Hashtag ReleaseTheSnyderCut bald eine Fankampagne für eine neue Fassung.

Dünner Plot, farbloser Bösewicht

Irgendwann gibt es grünes Licht für eine aufwendige Überarbeitung, Snyder darf auch einige Szenen nachdrehen. Was als Miniserie geplant war, entpuppt sich jetzt doch als Film geworden. Vier Stunden und 2 Minuten dauert „Zack Snyder’s Justice League“, das muss man erstmal sickern lassen. Das ist länger als „Avatar,“ „Avengers: Endgame“ , „The Irishman“ oder „Lawrence of Arabia“. Und das noch im ungewohnten 4:3-Format.

Zahlt es sich aus, für eine halbe Ewigkeit ins Reich der Justice League einzutauchen? Für Fans von Superman, Batman, Wonder Woman & Co. lautet die Antwort definitiv ja. Snyder hat viel von dem unpassenden Humor rausgenommen, die Stimmung verdunkelt. Alles ist epischer, pathetischer, da ertönt dann schon mal ein Nick-Cave-Song, wenn Aquaman in Zeitlupe in den eisigen Fluten verschwindet.

Zwei Männer gehen eine Mauer entlang und reden miteinander

HBO Max/SKY

Wenn man einfach nur die Atmosphäre genießt, dann steckt „Zack Snyder’s Justice League“ voller Gänsehautmomente, wie man sie aus den besseren Filmen des Regisseurs kennt. Neben den Hauptfiguren rückt auch das Ensemble viel mehr in den Mittelpunkt. Cyborg (Ray Fisher) und Flash (Ezra Miller) dürfen in durchkomponierten Sequenzen funkeln, Gal Gadot als Wonder Woman hat fantastische Auftritte. Batman und der wiedererweckte Superman überzeugen erneut als grimmige Versionen ihrer selbst.

Das Problem ist aber: Die Handlung des Films zielt auf einen ähnlich kosmischen Showdown wie die letzten „Avengers“-Teile ab, inklusive außerirdischer Zauberwürfel, die an die Infinity Stones erinnern. Im Vergleich zum ausgefeilten Marvel-Storytelling wirkt der Plot rund um die Justice League aber lächerlich dünn.

Dazu kommt, dass der zentrale Schwachpunkt des Originalfilms trotz einer digitalen Retouche nicht verschwunden ist: Steppenwolf erweist sich weiterhin als einer der farblosesten Bösewichte der Comicfilmhistorie. In den ewigen Schlachtszenen, beinahe als Airbrush-Standbilder inszeniert, ermüdet der CGI-Overkill rund um seine Armeen die Augen.

Superheld:innen in „Zack Snyder’s Justice League“

HBO Max/SKY

Wer die 6 Kapitel durchsteht, wird danach mit einem neu gedrehten Epilog belohnt. Jaret Leto, der Joker aus „Suicide Squad“, darf darin sein verzerrtes Grinsen aufblitzen lassen. Das Absurde: Der Regisseur teast damit weitere Fortsetzungen an, die aber nie kommen werden.

Zusammengefasst gefragt, ist „Zack Snyder’s Justice League“ also besser als das Original? Definitiv. Ist es ein guter Film? Darüber lässt sich streiten.

Superhelden-Sitcoms und seriöses Drama

Eines ist nach dem Snyder-Epos klar: Nicht nur Thanos hat, im Vergleich mit Steppenwolf, plötzlich die Anmutung eines Shakespeare-Schurken. Gegen die Virtuosität des Marvel Cinematic Universe, was Weltenbau und Vernetzungen betrifft, verblasst die DC-Konkurrenz sehr.

Ein Superheld und eine Frau

Marvel/Disney+

„WandaVision“

Leider ist pingelige Cleverness aber alleine auch nicht der Schlüssel zum perfekten Superhelden-Glück. Selbst wenn Marvel stets mit frischen kreativen Kräften zusammenarbeitet und laufend Regie-Newcomer*innen zum Zug kommen, das Korsett des Überbaus ist eng.

WandaVision“ etwa, die erste offizielle Serie aus dem MCU, startete zwar als schrullige Superhelden-Sitcom, die für Staunen sorgte. Spätestens ab Folge 4 bekam man dann aber das alte Marvel-Erfolgsrezept serviert: Aufwendige Actionszenarien, ironisch angehauchte Dialoge, traumatisierte Figuren, ein unvermeidlicher Effekt-Overkill in der finalen Episode. Business as usual.

The Falcon and the Winter Soldier“, ebenfalls auf Disney+ angelaufen, setzt von der ersten Minute an auf diesen bewährten Mix. Die neue Marvel-Serie beginnt mit einem cinematischen Knalleffekt. Ein Luftkampf zwischen Falcon und einer Gruppe Terroristen wirkt wie von der Mission-Impossible-Reihe inspiriert. Die Action ist hart und trotz digitaler Tricks stellt sich ein Gefühl von Realismus ein. Gleich darauf reduziert Regisseurin Kari Skogland das Tempo. Bucky, der ehemalige Winter Soldier, wird als schwer beschädigte Figur eingeführt.

Superhelden in „The Falcon & The Winter Soldier“

Marvel/Disney+

„The Falcon and the Winter Soldier“

Es geht um das Erbe von Captain America in dieser ersten Episode, um eine gefährliche Gruppierung von Verschwörungsaktivisten und um ganz alltägliche Probleme der Charaktere: Kreditschulden, Selbstzweifel, Therapiesitzungen ohne Ergebnis.

„The Falcon and the Winter Soldier“ erzählt die Geschichte dieser beiden strauchelnden Avengers auf ganz klassische Weise, als seriöses Drama, das von Actionausbrüchen durchzogen ist. Formale Überraschungen darf man sich dabei nicht erwarten. Die charismatischen Hauptdarsteller Anthony Mackie und Sebastian Stan sind die halbe Miete bei dieser Show.

Fazit: Ein Serie für die vielen Fans des Marvel Cinematic Universe, etliche weitere sollen folgen. Bis die Kinos wieder öffnen und die ersten Comic-Blockbuster anrollen, ist „The Falcon and the Winter Soldier“ zumindest eine passable Überbrückung.

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