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Soap&Skin bei der Eröffnung der Wiender Festwochen

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Neues von Soap&Skin, Ein Gespenst, rossvanboss, CHRISTL und vielen mehr

Vom Regen in die Traufe? Auf Starmania folgt der Eurovision Songcontest. Eh wurscht, die österreichische Musikwoche wird überstrahlt von der Eröffnung der 70. Wiener Festwochen.

Von Lisa Schneider

Mit den Worten „wie ein Gemälde von Hieronymus Bosch“ beschreibt eine Userin auf Facebook das von Soap&Skin gepostete Video der Eröffnung der heurigen, 70. Wiener Festwochen. Da ist was dran. Endlich wieder Unruhe und ein bisschen Verstörung in einer (Pop-)Welt der Gefälligkeiten.

Vor dem Wiener Rathaus haben nackte Frauen getanzt - mit, auf, unter diversen Autos, LKW-Wracks oder etwa Sportgeräten, alles unter dem nach wie vor sagen- und fragenumwobenen Thema Mensch & Maschine. Verantwortlich war Tänzerin und Choreographin Florentina Holzinger, inspiriert von der „tanzenden Straße“ 1929, dem einstigen Festzug der Gewerbe, damals konzipiert von Rudolf von Laban. Das musikalische Pendant zur Performance gab Anja Plaschg als Soap&Skin, sie hat ihren „Marche funebre“ für diesen Auftritt neu interpretiert. Es war aber auch neben diesem Hauptspektakel ein großer Abend der heimischen Pop-Avantgarde: Aufgetreten sind unter anderem ebenso Mira Lu Kovacs, Marie Spaemann & Christian Bakanic, Ernst Molden oder Lukas Lauermann.

Es geht also langsam und vorsichtig wieder los, das Liveprogramm, wenn auch aktuell noch ohne Publikum. So ist auch das Linzer Stream Festival schon vor einigen Tagen mit seinem Line-up rausgegangen. Den Namen hatte es natürlich schon vorher, aber jetzt ist er tatsächlich Programm: Das Stream Festival wird von 28. bis 30. Mai stattfinden, alle genauen Zeiten der Shows und Panels findet ihr hier. Das Line-up ist national und international gemischt: Mit dabei sind unter anderem Anger, My Ugly Clementine, Lou Asril oder Thees Uhlmann.

Albumcover Attwenger "Drum"

TRIKONT our own voice

Es war außerdem eine interessante Album-Release-Woche: Attwenger melden sich in voller Länge zurück, am vergangenen Freitag ist ihre neue, neunte LP „Drum“ erschienen. Ganz zu Ehren von Markus Binder und Hans-Peter Falkner werden wir im kommenden Donnerstags-Soundpark die History of Attwenger genauer beleuchten und uns natürlich mit den beiden durch diese neuen Lieder - nach Eigenaussage: „eine überfällige Boomer-Produktion, 15 neue Songs mit allem Drum und Dran: Rap-Slang und Country-Fiction, Kraut- und Rübenmusik, Dialektgroove und Mentalitätskritik, Electronica und Polkapunk“ - hören.

Wer es lieber verwaschen-gitarrenlastig mag, dem sei das neue Album von Painted Beehive ans Herz gelegt. Und wer das Gefühl hat, in letzter Zeit zu wenig guten Wave-Pop gehört zu haben, dem sei das immer noch sehr neue Wiener Projekt Ein Gespenst empfohlen. Auch diese Band hat vergangenen Freitag ihre erste EP veröffentlicht, gemeinsam mit dem Musikvideo zum Song „Liebe und Drogen.“ Beste Zeilen: „Wir haben Flügel / wir können fliegen / warum sind wir am Boden geblieben“.

Und noch ein paar aktuelle Musikvideos:

CHRISTL - „Object Of Desire“

Allein ihr Instagram-Name ist sehr gut: holy.jesus.christl. Für die Musik dann einfach und schlicht und weniger heilig: CHRISTL.

Christl ist eine 20-jährige, in Wien lebende Musikerin, die den Takt, den Soul, den Schmäh aber auch starke Aussagen mitbringt. „Object Of Desire“ heißt ihre neue Videosingle, der sie folgende Worte voranschickt:

„Es geht um das Thema Catcalling, Sexualisierung und um Alltagssexismus. Ich bin es leid, diese Dinge jeden Tag ertragen zu müssen. Ich bin es leid, dass meine kleinen Schwestern diese Dinge ertragen müssen. Ich bin es leid, dass wir nicht darüber gesprochen haben in den letzten Jahren, in dem Ausmaß, in dem wir es hätten tun sollen. Und ich bin froh, dass wir das vielleicht jetzt tun können, auch, wenn die Umstände traurig sind. Ich hoffe, wir können endlich mehr Bewusstsein in den Köpfen von Männern erreichen.“

CHRISTL ist Musikerin und Künstlerin, und sie verbindet mit ihrer aktivistischen Instagram-Initiative „Catcalls of Vienna“ beides. Mit anderen Artists aus der Kunst- und Musikwelt wird in einer mehrteiligen, gemeinsamen Aktion „das Patriarchat angekreidet“.

rossvanboss - „io e te“

Schon wieder so eine schön-leichte Italo-Schnulze. Wer’s aber so klug und an zeitgenössischen Referenzen nicht arm macht wie rossvanboss, dem sei vergeben. Als „ersten kleinen Sommerhit“ haben wir „bagnino“, die Debütsingle, schon bezeichnet, mit „io e te“ knüpft er da nahtlos an. Wer genau hinhört wird zwischen den Eisschleck-, Karussellfahr-, oder Badestrandlieggefühlen den sehr guten Musiker mit Spürnase Funk & Soul heraushören. Wie so oft klingt das am Leichtesten, was am Schwierigsten ertüftelt wurde.

Hardy X - „No Rest“ ft. Slav & Tizudemjay

Erst vor kurzem hat Slav sein Album „Der Pole aus Wien“ veröffentlicht. Wie wir aber nicht erst seit seiner FM4 Blockparty wissen, ist er gut vernetzt und hat vor allem viele gute, talentierte Freunde in der Wiener Rap-Szene. Oder auch in der Produzenten-Szene. Hardy X, ja, den kannten wir mal als den Sänger und Frontmann der doch schon irgendwie Schlagerpop-Gruppe Gloriettenstürmer. Jetzt zieht er lieber hinter dem Trubel und dem Schweiß aus den ersten Reihen die Strippen und wird mit „Coral Tape 1“ im Juni seine erste Producer-EP veröffentlichen. Vertreten sind darauf unter anderem YUGO, Dyin Ernst oder eben etwa Slav & Tizudemjay, die wir beide gleich auf der ersten, letzten Freitag veröffentlichten Single als Featuregäste zu hören bekommen. Auf „No Rest“ lassen Slav & Tizudemjay zu UK-verliebtem Beat „ihrem Wahnsinn freien Lauf“, so der Pressetext. Das kracht, ist laut, und überfordert ein bisschen. Im guten Sinn. Bonus: selbst eingespielte Flöten-Samples.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • „Das Buch der Klänge“ ist eine spontane Konzertreihe, bei der der Musiker, Komponist und Produzent Ulrich Drechsler gemeinsam mit jeweils verschiedenen Gästen aus dem Indie-, Pop-, oder Elektronikbereich auftritt. Man kann das Programm entweder online oder bei einem Spaziergang im Augarten erleben - dafür werden vor Ort Funk-Kopfhörer im MuTh ausgeborgt. Für den 23. Mai hat Ulrich Drechsler das Wiener Duo AZE eingeladen, gemeinsam mit ihm beim „Das Buch der Klänge Vol. III Intutition“, die Bühne zu teilen.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • „This song is about forgiveness, showing gratitude, love and respect to people who you love and you are surrounded by“, schreiben Steaming Satellites auf Instagram und kündigen damit ihre neue Single „The Mellow Dub Theorem“ an. Freudenminuten für bluesrock-entwöhnte Ohren.
  • Ernst Molden war nicht nur bei der Eröffnung der Wiener Festwochen dabei, er hat am Freitag auch ein neues Album mit Willi Resetarits, Walther Soyka und Hannes Wirth veröffentlicht.
  • Wisst ihr noch, Dancefloor in den 00er-Jahren und diese eine Berliner Band namens Jeans Team, die da immer gut aufgeräumt hat? Parov Stelar hat sich einen ihrer guten Hits geschnappt und „Keine Melodien .... 1,2,3,4,5“ neu interpretiert.
  • Am 11. Juni werden Buntspecht ihr neues Album veröffentlichen, letzten Freitag haben sie noch einen Vorboten geschickt: „Von langen Nächten“. Sonnenuntergangsrotweintrinkmusik.
  • Irgendwo zwischen House, Disco und Jungle hat sich der österreichische DJ und Produzent Demuja gut eingenistet und auch gerade eben einen Major-Deal unterzeichnet: Im August wird sein Album „Period of time“ via Universal Music Austria erscheinen. „Love Is Free“ heißt die erste, sommerliche Hörprobe - inklusive Video Marke Indiana Jones.
  • „Es ist das Geld, das dich traurig macht - es ist viel zu viel“. So viel Ehrlichkeit ist ja fast nicht zu ertragen, oder wunschträumt da jemand? Magic Delphin hat den Funk genommen und ihn in lässig-hingeworfener Weise ins Lied „Kids“ gepackt. Und es geht auch irgendwie um unser aller Mami-Vermissen, wo wir wieder bei der Ehrlichkeit wären.
  • Xenia Ostrovskaya ist eine bildende Künstlerin aus Russland, die mittlerweile in Wien lebt. Und hier hat sie auch ihre russischsprachige Indieband Princess Angine gegründet. Скачки единорогов heißt die aktuelle Single, und manchmal ist es auch schön, gar nix zu verstehen.
  • Im Donnerstags-Soundpark war die Gewinnerin von Starmania 2021, Anna Buchegger, zu Gast. Ich habe mich mit ihr über das Konzept von Castingshows und ihre Zukunftspläne unterhalten. Außerdem: Livemusik, unsere FM4-Award-beim-Amadeus-Gewinner Hearts Hearts, neue Songs von Christl, Buntspecht oder Magic Delphin und eure Songwünsche, weil Feiertag.
  • Im Sonntag-Nacht-Soundpark bei Stefan Trischler war Slav mit seinem Album „Der Pole aus Wien“ zum Interview zu Gast. Und dazu gab’s die frischesten Releases von Sharktank bis Eli Preiss zu hören.

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