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Landschaft mit Wegweisern, einer zeigt nach "P", der andere nach "F"

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das magische auge

Die Geschichte der Welt - Die zweite Lautverschiebung

Warum sprechen wir heute so, wie wir sprechen? Warum sprekken wir nikt guanz aundüs? Die Antwort finden wir an einem ganz normalen Tag im Mittelalter, als die mittelalten Schafhirten Calvin Legoburg und Carlotta Turmfrisur-Bettwanz auf ihrer Schafweide saßen.

Von Antonia Stabinger von Das magische Auge

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Eine blühende Wiese im Rheinland. Zwei durchschnittlich gekleidete Schafhirten sitzen neben ihren Schafen im Gras. Calvin hat die Augen mitterlalterlich zufrieden geschlossen, Carlotta seufzt progressiv.

Carlotta: Es ist so fad. Der Giselberdus käut heute sein Gras schon zum achten Mal wieder.

Calvin: Mhm. Augen auf bei der Berufswahl.

Carlotta: Wenn ich’s mir aussuchen hätte können, hätte ich mich auch in einen anderen Stand hineingeboren, Herr Obergscheit.

Calvin: Wenn du Action willst, geh halt auf Kreuzzüge.

Carlotta: Die gehen bei mir immer so aufs Kreuz.

Calvin: Wie wär’s mit hundert Jahre Krieg?

Carlotta: Was bringt mir das, wenn ich das Ergebnis dann nicht mehr mit...krieg.

Calvin: Du bist so gut mit Sprachspielen.

Carlotta: Sprache ist mein Steckenpferd. Weil ich mir kein echtes leisten kann.

Stille. Ein Schaf blökt verständnisvoll.

Carlotta: Das ist es!

Calvin: Was?

Carlotta: Ich weiß, was wir jetzt machen! Verschieben wir Laute!

Calvin: Ich hab meine nicht dabei. Außerdem hasst du es, wenn ich meine Laute spiel.

Carlotta: Nein, verschieben wir die Laute in der Sprache!

Calvin: Hm. Ich glaub, ich geh lieber slapen.

Carlotta: Nein! Ab jetzt gehst du schlafen! Und du fährst nicht mehr mit dem Schipp, du fährst mit dem Schiff!

Calvin: Du spinnst!

Carlotta: Und wir sagen nicht mehr Pepper. Wir sagen jetzt Pfeffer!

Calvin: Wä, du spuckst!

Carlotta: Statt eten sagen wir essen, statt maken machen und statt ik ichhhhhh.

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Das Magische Auge: Surreale Comedy und paranormale Reportagen aus dem Paralleluniversum von und mit Berni Wagner, Leopold Toriser, Elias Hirschl und Antonia Stabinger gibt es auch als Podcast.

Calvin: Für den Kehllaut werden uns Anderssprachige ein paar Jahrhunderte lang verarschen.

Carlotta: Wurscht! Genauso reden wir ab hier südlich. Und da drüben, ab dem Fluss, nördlich davon reden alle noch so cringy altfadrisch. Die werden nämlich diese Lautverschiebung einfach verslapen. Und das wird dann die Bettwanzerlinie sein. So wahr ich Carlotta Turmfirsur-Bettwanz heiße!

Calvin: Und was ist mit der Turmfrisur? Fallt die weg?

Carlotta: Nein, die fallt zusammen.

Doch es ging schief. Da die Geschichtsschreiber meist schwerhörig und/oder misogyn waren, ist daraus die Benratherlinie geworden. Und alle Germanistikstudierenden (auch die, denen nicht bewusst war, wieviel Mittelhochdeutsch man in diesem Studium lernen muss) werden bis heute nie erfahren, wie bei der hochdeutschen Lautverschiebung die Bettwanzerlinie wirklich heißt.

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