FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Bandfoto Kollage Buntspecht

Alex Gotter

Im Streichelzoo der Smartphones liegt das Paradies

In einer Woche erscheint das neue Buntspecht Album „Spring bevor du fällst“. Morgen erscheint das Musikvideo zur Single „Paradies“. Florentin und Luki von Buntspecht sprechen mit uns über die perverse Abstraktion des Paradies und wie ihr bisher aufwändigstes Musikvideo enstanden ist.

Von Alica Ouschan

„Sag mir was siehst du? Das Paradies, wenn du die Augen schließt“, heißt es im neuen Buntspecht Song, dem vierten und letzten Vorboten ihres bald erscheinenden neuen Albums. Doch was genau dieses Paradies ist oder wie es ausschaut, wird nicht verraten. „Es geht ums Tagträumen, um diese schrägen Paradiese und Fantasien. Es ist vielleicht eher ein Gefühl als ein Ort“, erzählen Florentin und Luki.

Obwohl der Song textlich eher zurückhaltend und knapp gehalten ist, finden sich darin umso spannendere Zeilen. „Im Streichelzoo der Smartphones wünscht ich, dass du mich berührst. Doch diese Zeit scheint zahnlos und kriecht auf allen Vieren“, lässt beinahe so etwas wie Gesellschaftskritik vermuten, die in dieser klaren Form bei Buntspecht sonst eher selten vorkommt. „Mit der Gesellschaft darf man es sich doch auch nicht verscherzen“, mein Luki und ergänzt: „Letztens hat uns jemand gefragt, ob das eine Tinder-Kritik ist. Aber es geht eigentlich gar nicht konkret um ein Smartphone an sich, sondern darum, wofür es steht: Diese technische Flimmerkasten-Welt und auch die fehlende Berührung des letzten Jahres.“

Eine Reise durchs verworrene Gestrüpp

Musikalisch zeigt sich „Paradies“ in vertrautem Buntspecht-Gewand: Bläser, Streicher, Schlagzeug und Gitarre vermischen sich zu wohlig-warmen Klängen. Was die Produktion angeht, so ist seit dem letzten Release, dem „Halbum“ 2019, hinter den Kulissen so einiges passiert: „Wir haben uns schon beim Halbum getraut, uns mehr auszuprobieren und zu produzieren und als dann eben auch Corona war, haben wir uns bewusst dazu entschieden, dieses neue Album, das jetzt rauskommt selbst zu produzieren.“

Der Zugang der Band, hat sich für die kommende Platte wegbewegt vom gemeinsamen Erspielen im Proberaum und hin zur stückweisen Erarbeitung der einzelnen Songs. Das Konzept, alle Zutaten in einen Topf zu werfen und zu schauen was rauskommt ist einem Schritt-für-Schritt-Verfahren gewichen: „Ein bissl verwürzen, versalzen, dann wieder mehr Honig rein. Wir haben unterschiedliche Gitarren ausprobiert und andere Bässe und so zu arbeiten hat einfach richtig viel Spaß gemacht.“ Das Ergebnis: sakraler Okkultismus, Geschichtenerzählen über Wärme, ein verworrenes Gestrüpp, perverse Abstraktionen, eine Reise in Sonnenuntergänge und Neugeburten, so lauten die selbst gewählten Bezeichnungen für das Gefühl des kommenden Albums „Spring bevor du fällst“.

Das ärgste Musikvideo bisher

Angekündigt wurde das Musikvideo zu „Paradies“, der letzten Single vor dem Release des Albums, als das ärgste bisher. Buntspecht, die mit den bunten und verrückten Videos zu „Benütz mich“ und „Kurzes Spiel“ die Latte bereits hoch gelegt hatten, was kreative Ideen und die Umsetzung eines künstlerischen Konzepts angeht, haben sich mit dem Video zu „Paradies“ eine neue Herausforderung gestellt: „Wir haben eine Woche lang gefilmt. Die Produktion war so intensiv wie nichts davor. Meistens entstehen die Musikvideos sehr schnell und laissez-fair aus simplen Ideen, die schnell funktionieren“, erzählt Florentin, der bisher die Umsetzung der Musikvideos seiner Band immer selbst in die Hand genommen hat.

„Diesmal ist ein Freund an uns herangetreten, der aus der professionellen Filmwelt kommt. Und mit ihm und einem großen Team aus super Leuten sind wir eine Woche lang durchgerushed, haben jeden Tag an unterschiedlichen Locations gefilmt. Wir haben achtzehn Stunden Material für fünf Minuten, das wird also sehr komprimiert. Aber vielleicht machen wir ja noch einen Kurzfilm draus.“

Neben vielen großen und kleinen Highlights sieht man im Video zu „Paradies“ beispielsweise den Kontrabassisten Jakob, der auf einer Drehscheibe ein Basssolo spielt: „Da kann man sich natürlich was drunter vorstellen, aber es schaut noch viel besser aus, wenn man es sieht!“ Das Ergebnis kann man sich dann ab Samstag auch hier an dieser Stelle mit eigenen Augen anschauen.

Aktuell: