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Lamentum

Obscure Tales

Retro-Horror für Puristen

Das Pixelgame „Lamentum“ lässt die Zeit klassischer Survival-Horrors auferstehen - ein bisschen umständlich, aber durchaus effektvoll.

Von Rainer Sigl

Eigentlich habe ich hier auf Rettung gehofft, auf Heilung für meine todkranke Frau. Als junger Aristokrat im Neuengland des 19. Jahrhunderts will ich sie unbedingt vor dem Tod retten und bin gewillt, dafür auch Hilfe von fragwürdiger Seite anzunehmen.

Im Schloss eines mysteriösen Arztes wird aber schon kurz nach meiner Ankunft ein düsterer Albtraum wahr. Überall ist Blut, meine kranke Frau ist verschwunden, ich erinnere mich nicht an das, was in den letzten Tagen passiert ist, und in den Räumen des Schlosses wandern groteske Monster herum. Im Indie-Horrorspiel „Lamentum“ kämpfe ich ums Überleben - und darum, nicht den Verstand zu verlieren.

Pixel des (wohligen) Schreckens

„Lamentum“ ist ein Survival-Horrorspiel ganz klassischer Art: Wie im Genre-Vorbild und -Urvater „Resident Evil“ durchsuche ich auch hier ein riesiges Haus, führe einen verzweifelten Kampf gegen Gruselgestalten und muss vor allem viele, sogar recht originelle Rätsel lösen. Statt einer 3D-Polygonwelt gibt es hier aber eine liebevoll handgezeichnete 2D-Pixelwelt als Kulisse.

„Lamentum“, entwickelt von Obscure Tales, ist für Windows, PS4, Xbox und Switch erschienen.

Action ist dabei weniger wichtig als vorsichtiges Erforschen und vor allem das Haushalten mit knappen Ressourcen. Das betrifft das klassisch klein geratene Inventory, notorische Munitions- und Medizinknappheit sowie sogar das Speichern im Spiel: Das darf ich nur an bestimmten Schreibtischen, und auch dann nur, wenn ich genug Tinte dabei habe. Veteran*innen erinnern sich: Exakt dieselbe Mechanik, nur mit Schreibmaschinen-Farbbändern, hat schon beim Original-„Resi“ für diese unnachahmliche Mischung aus Nervenkitzel und Groll gesorgt.

Lamentum

Obscure Tales

Nicht nur für Nostalgiker

„Lamentum“ macht keinen Hehl daraus, dass sein Zielpublikum ein recht spezielles ist: Wer den Nervenkitzel früher Survival-Horrorspiele vermisst und spätere Komfortfeatures immer schon skeptisch betrachtet hat, wird mit diesem fast puristischen Schritt zurück seine Freude haben. Trotzdem kann man „Lamentum“ auch weniger Leidenswilligen empfehlen, denn auch ohne rosa Nostalgiebrille ist dieses Spiel in Sachen Atmosphäre, düstere Story und hübscher Pixel-Style außergewöhnlich gelungen.

Nach „Blasphemous“ beweist ein weiteres spanisches Indie-Team, dass sich Pixel-Style und Horror gut vertragen. Wer sich auf ein hin und wieder etwas umständliches Spiel einlässt, wird mit viel Angst und Schrecken belohnt.

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