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Virgil Abloh

APA/AFP/ANGELA WEISS

Modedesigner Virgil Abloh im Alter von 41 Jahren gestorben

Virgil Abloh war zuletzt der Chefdesigner der Männerkollektion von Louis Vuitton. Mit seiner eigenen Marke „Off-White“ hat er Streetstyle-Geschichte geschrieben. Jetzt ist er im Alter von 41 an Krebs gestorben.

Von Martin Pieper

Als afroamerikanischer Designer war Virgil Abloh in vieler Hinsicht eine Anomalie im Luxussegment der Modeindustrie. Für die traditionsreiche Marke Louis Vuitton war sein Streetstyle eine Frischzellenkur, die dem Haus Umsatzrekorde bescherte. Zuvor hatte er 2012 sein eigenes Label „Off-White“ gegründet und dort seine Modesprache perfektioniert, die mit dem Prinzip der Verknappung, der hohen Preise und mit eigenwilligen dekonstruktiven Methoden der Avantgarde-Mode gespielt hat. Das Ergebnis seiner Bemühungen war eines der bekanntesten und begehrtesten Streetstyle-Labels zu Beginn der 2010er Jahre.

Virgil Abloh hatte eigentlich Architektur in Chicago studiert. Dort begann er sich für Mode zu interessieren. 2009 machte er ein Praktikum beim italienischen Label Fendi, gemeinsam mit niemand geringerem als Kanye West. Beide sollten später die Grenzen zwischen Luxus und Straße, Stil und Style und auch zwischen europäischen Designtraditionen und US-amerikanischem Geschäftssinn einreißen. Zuerst war Abloh der Designpartner für verschiedene Projekte Kanye Wests, unter anderem war er für das Erscheinungsbild des Albums „Watch the Throne“ verantwortlich. Die teuren T-Shirts, Hosen und Schuhe seines eigenes Labels „Off-White“ schließlich wurden von Mailand aus zu heißbegehrten Statussymbolen einer neuen HipHop-Generation, die sich nicht mehr damit begnügte, die „alten“ Modelle von europäischem Luxus und Glamour zu kaufen, kopieren oder zu stehlen.

Es entwickelten sich ein neues Selbstbewusstsein, neue Geschäftsmodelle und ein ganz eigener Style, der dann wenig später wieder - etwa von Louis Vuitton - mit viel Geld zurückgekauft wurde, um sich mit der Street-Credibility auszustatten, die den Pariser Laufstegen abhandengekommen war.

Virgil Abloh

APA/AFP/FRANCOIS GUILLOT

Ein König der Kollaboration

Abloh war ein König der Kollaboration. Seine Neuinterpretationen von ursprünglich zehn klassischen Nike-Modellen, alle vereint durch den grell-orangen „Kabelbinder“, gehörten am Höhepunkt der allgemeinen Sneaker-Hysterie zu den begehrtesten Trophäen für Sammler und Wiederverkäufer. Auch Ikea leistete sich eine Kollaboration mit Virgil Abloh. Seine Teppiche, die Tragetasche oder eine Vitrine waren natürlich rar und sofort ausverkauft.

Abloh kreierte Mode und Design stets unter Anführungszeichen. Als später Erbe des Modevisionärs Martin Margiela standen seine Entwürfe im Zeichen der Dekonstruktion, auch der Sichtbarmachung des gemeinhin bei Produkten Unsichtbaren, etwa Referenzen auf Preisschilder oder Waschanleitungen. Er war die Antithese zum genialischen Modeschöpfer, wie ihn etwa ein Karl Lagerfeld verkörperte. Das Handwerk der Haute Couture hat ihn wenig interessiert, er war ein Remixer von Zeichen vor allem aus der Popkultur und ein genialer Händler von Coolness. Nicht alle in der Modebranche haben das goutiert, für manche blieb er ein überbezahlter T-Shirt Designer. Seine Produkte konnten sich nicht viele Menschen leisten, seine schlauen Ideen, wie man Produkte zum Sprechen bringen kann, die kann sich jeder zumindest anschauen.

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