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Avril Lavigne "Love Sux"

DTA Records

Avril Lavigne ist mit „Love Sux“ zurück auf der 2000er Mottoparty

Avril Lavigne, die Ikone des Pop-Punk, hat ihr siebtes Album veröffentlicht. Darauf lautet das Motto einzig und allein: „Back to the roots!“

Von Alica Ouschan

Der letzte Freitag, das war ein guter Tag für alle Emo-Kidz, für alle, die die Pop-Punk Ära der frühen 2000er auch heute noch fühlen und feiern und für alle die so richtig ausrasten wenns auf einer Pary „Sk8er Boi“ spielt. Zwanzig Jahre ist es jetzt her, dass die damals gerade achzehnjährige Avril Lavigne uns diese freche, supercute Lovestory erzählte und - seien wir uns mal ehrlich - wir alle so sein wollten wie sie. Jetzt ist sie wieder da, mit einem Album, das so klingt, als hätte sie es in einem Wurf mit ihrem Debut „Let Go!“ geschrieben.

„I just want to fucking rock!“ - mit diesen Worten hat die Kanadierin ihre neue Platte angekündigt und das Herz jener Fans höher schlagen lassen, die sich nie so richtig mit der poppigen Balladen-Lady im weißen Kleid am Piano, die sie uns in den letzten Jahren gezeigt hat, anfreunden konnten. Ob Avril Lavigne es 2022 aber immer noch genau so drauf hat wie damals und ebenso ikonische Songs schrieben kann? Au ja, und wie!

Eine Hommage an den inneren „Angry Teenager“

„Like a Cannonball“, singt Avril im ersten Track des Albums und genau so schlägt auch der neue/alte Avril Sound ein, der frisch und trotzdem so vertraut klingt. Da sind die distorted Gitarren, Avrils laute, hohe klare Stimme, pointierte Texte und eingängige Riffs, die so richtig auf die Nostalgie-Tube drücken.

Bereits der erste Vorgeschmack, die Single „Bite Me“, die Avril Lavigne gegen Ende des letzten Jahres veröffentlicht hatte, war ungemein vielversprechend. Darauf klang sie rotzfrech, beeindruckend hitverdächtig und genauso wie vor zwanzig Jahren. Der Track, ein exemplarischer Ohrwurm, reiht sich nahtlos an das gemeinsame Feature mit WILLOW, das bereits einige Monate zuvor erschienen ist. Damals ahnte noch keiner, dass Avril auf dem Weg war, zu ihren musikalischen Ursprüngen zurückzufinden, das Feature schien wie eine Traumfantasie.

Umso überschwänglicher ist die Freude für echte Avril-Superfans, jetzt da die Platte draußen ist, auf der sich ein Pop-Punk Hit an den nächsten reiht. “Love Sux” ist eine Hommage an den inneren „Angry Teenager“, der immer noch in Avril steckt – es geht um gebrochene Herzen, die schönen und schrecklichen Seiten des Verliebtseins. Deryck Whibley und Chad Kroeger nehmt euch in Acht, denn Avril Lavigne kann mit ihren Ex-Männern mindestens genau so hart abrechnen, wie eine Taylor Swift!

Neben den für den Pop-Punk typischen Anti-Love- und Lovesongs, ist das Album aber vor allem eine Hommage an die Liebe zur Gitarrenmusik, wie Avril selbst sagt: „I feel like this is the record that I always wanted to make: no holding back, distorted gitarrs, live drums, punkrock, poppunk - I have so much fun with my live shows and I wanted this album to sound like what my music feels like live.“

Die Traum-Kollabo meines 13-jährigen Ichs

Als hätte es die letzten zwanzig Jahre nicht gegeben, reiht Avril Lavigne die ausgezeichneten Head-Banger aneinander und channelt die Essenz des damaligen Sounds. Unterstützung bekommt sie dabei von einem Musiker, der diesen genauso maßgeblich geprägt hat wie sie selbst.

Blink182 Drummer Travis Barker hat die Platte co-produziert, sorgt für die Extraportion Old-School-Vibe und hat sogar seinen Frontman Mark Hoppus, eine der wohl bedeutendsten Stimmen des early 2000er Pop-Punk, für den Track „All I Wanted“ mit ins Studio genommen. Ein Traum, von dem ich bis jetzt nicht wirklich wusste, dass ich ihn hatte, ist in Erfüllung gegangen: Avril Lavigne meets Blink182 - und ja, es klingt mindestens genauso episch wie es sich anhört!

Vielleicht muss man aber an dieser Stelle die anfängliche Euphorie ein bisschen zügeln und anmerken, dass das Album abseits vom Nostalgie-Faktor und der durchgehenden Hitverdächtigkeit schnell eintönig wird. Denn es ist bis zum äußersten durchproduziert und offensichtlich genau darauf ausgelegt in die von schönen Jugenderinnerungen verklärte 2000er-Kerbe zu schlagen. Wenn man darüber aber hinweg sieht, hört sich der Sound dennoch authentisch an - ja, auch eine Avril Lavigne, die auf die Vierzig zugeht kann noch wutentbrannte Hasstiraden loslassen, wie man es sonst nur von pubertierenden Teenagern erwarten würde.

Avril Lavigne "Love Sux"

DTA Records

Love Sux ist am 25. Februar bei DTA Records erschienen.

Neben den wütenden, lauten Anti-Love-Hymnen finden sich auch einige wenige ruhigere Nummern auf der Platte, die sich aber spätestens zum Ende hin zu einer wilden Rock-Nummer hochschaukeln. Die Zeit der Balladen-Avril im weißen Kleid am Piano ist endgültig vorbei.

Die Pop-Punk Queen ist zurück

Egal ob man das Album ausgelassen feiert, oder sich fragt, warum das 2022 überhaupt noch jemand braucht, steht jedenfalls fest, dass Avril Lavigne mit ihrem Vermächtnis und ihrer Rolle als Queen of Pop-Punk alles richtig macht.

Sie ebnet den Weg für die neue Welle an großartigen, bereits jetzt sehr erfolgreichen Pop-Punk Künstlerinnen wie WILLOW oder Olivia Rodrigo und hilft anderen, bereits etablierteren Musikern wie Machine Gun Kelly oder Blackbear ihre Stimme und ihren Platz in diesem aufkommenden Revival der 2000er Musik zu finden.

Nicht ohne Grund fühlt sich dieses Album ein bisschen an wie ein Deja Vu (so heißt übrigens auch einer der Songs auf der Platte). Denn Avril Lavigne sieht nicht nur immer noch ganz genau so aus wie damals. Sie zeigt uns endlich wieder die Seite von sich, die wir so sehr an ihr lieben und bleibt auf „Love Sux“ das, was sie tief drinnen schon immer war: eine rotzfreche Punkerin.

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