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Vera Gemma in Wien

APA/Tobias Steinmaurer

Viennale

„Vera“ lässt Fiktion und Realität auf der Viennale verschwimmen

Vera Gemma ist eine italienische Schauspielerin, die im Schatten ihres berühmten Vaters versucht, ihren eigenen Platz in dieser Welt zu finden. Zutiefst traurig, sensibel und skurril eröffnet dieses Portrait des österreichischen Regie-Duos Tizza Covi und Rainer Frimmel die 60. Ausgabe der Viennale.

Von Alina Schaller

Die Viennale läuft vom 20. Oktober bis zum 1. November 2022

Der Film „Vera“ wirkt zwar wie ein Dokumentarfilm, ist aber eigentlich inszeniert wie ein Spielfilm. Ein Made-Up Plot entspinnt sich rund um Promi und Schauspielerin Vera Gemma, die Tochter des berühmten Spaghetti-Western-Filmstars Giuliano Gemma. Immer mit dabei ist ihr Markenzeichen, das Vater und Tochter zu verbinden scheint: ein Cowboyhut. Auch bei der Eröffnung im Gartenbaukino erscheint Vera Gemma mit einem knallroten Cowboyhut, der vor dem roten Kino-Vorhang fast zu verschwinden scheint.

Vera wirkt im Film oft wie ein Alien, das einfach nicht ins Bild passt und mit ihren Hüten, Pelzmänteln und ihrem operierten Gesicht im Alltag wie auch bei Castings immer heraussticht. Doch so auffällig sie auch ist, so groß ist auch ihr Herz. Es schmerzt, wie die Gutmütigkeit dieser sensiblen Person im Laufe des Films ausgenutzt wird. Erfolglose Castings, der Schatten des berühmten Vaters, ein Autounfall mit dem 8-jährigen Buben Manuel und Geldprobleme können sie jedoch nicht davon abbringen, ihren Traum zu verfolgen, ihren eigenen Weg zu gehen und ihren Platz in dieser Welt zu finden.

Interessanterweise scheint es, als hätte Vera Gemma nun in der echten Welt abseits des Filmplots ihren Platz als ernst genommener Filmstar gefunden. Bei den Filmfestspielen in Venedig wurden Regie sowie die Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Wie sich Film und Realität gegenseitig beeinflussen, ist faszinierend zu beobachten und so beeindruckt vor allem die Art und Weise, in welcher Form diese Geschichte von Tizza Covi und Rainer Frimmel erzählt wird. Außerdem ist es kaum vorstellbar, eine Geschichte wie „Vera“, ohne die Inspiration durch die echten Personen zu erfinden - man kann sich auf überraschende, schlagartige Plot-Twists gefasst machen.

Szenenbild aus "Vera"

Viennale

Die Promi-Tochter Vera Gemma und das Arbeiterkind Manuel freunden sich nach einem Autounfall an und es scheint, als hätte Vera nun eine Aufgabe und einen Platz gefunden.

Das Publikum hat im Kinosaal hörbar Freude an der Skurrilität des Lebens der Vera Gemma und ist fasziniert von der Form des Semidokumentarischen, wie man bei vielen Gesprächen auf der Eröffnungsparty mitlauschen kann.

Covi und Frimmel arbeiten seit 1996 zusammen und drehen 2001 ihren ersten gemeinsamen Film „Das ist alles“. 2002 gründeten sie die Filmproduktionsfirma Vento Film. Ihr vorletzter Film „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ wurde 2020 bei der Berlinale vorgestellt. Das Regie-Duo ist bekannt für feinfühlige, semidokumentarische Filme über Persönlichkeiten, die meist am Rande der Gesellschaft leben.

Hoher Besuch

Unter den Gästen der Viennale-Eröffnung tummelte sich das Who-is-Who der österreichischen Filmbranche. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler folgte natürlich auch der Einladung ins Gartenbaukino und adressierte in ihrer Rede die aktuelle Kinokrise, die Auslastungszahlen sind dunkelrot. Sie sicherte den Kinos und der Filmbranche jedenfalls ihre Unterstützung zu, denn Kunst und Kultur müsse unter allen Umständen gesichert sein und sich weiter entfalten können.

Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi präsentiert zum diesjährigen Jubiläum nicht nur einen Viennale-Trailer, sondern gleich sechs - für jedes Jahrzehnt einen. Wir dürfen uns außerdem auf Star-Gast und Kult-Regisseur Werner Herzog freuen, von und mit dem am 28.10. ein eigener Abend in Kooperation mit dem Volkstheater veranstaltet wird.

Viennale Direktorin Eva Sangiorgi

APA/Tobias Steinmaurer

Viennale Direktorin Eva Sangiorgi

Viennale Zündstoff

Auffällig oft betonte die Viennale-Direktorin in ihrer Eröffnungsrede, dass das Festival nicht nur wie schon vor 60 Jahren eine „internationale Festwoche der interessantesten Filme des Jahres“ sei, sondern sich auch als Diskussionsplattform anbieten möchte. Es wird ein paar einzelne Diskussionspanels im Viennale-Club zu den Themen Manipulation, künstlerische Freiheit und Machtgefälle geben. Anlass dafür sind wohl die Vorwürfe rund um Ulrich Seidls Film „Sparta“, der trotz diesen auf der Viennale gezeigt wird. Das sorgte im Vorfeld für kontroverse Reaktionen. Das Toronto Film Festival ließ „Sparta“ aufgrund der Vorwürfe aus dem Programm nehmen.

Heute findet auf der Viennale die Österreich-Premiere von „Sparta“ statt. In einem Statement der Viennale hieß es: „Sparta“ ist ein herausragender und reifer Film, der mit seinem heiklen Thema äußerst einfühlsam umgeht. Die Viennale ist überzeugt, dass Filmfestivals nicht zuletzt dazu da sind, Filme wie „Sparta" zu zeigen und zur Diskussion zu stellen.“

Popkultur & Party

  • FM4 Homebase zur Viennale am 25.10. (19-22 Uhr)

Die Pop-Kultur bringt bei der diesjährigen Viennale Internet’s Favorite Boyfriend Timothée Chalamet mit seinem neuen Film „Bones and All“ mit. Für den Film hat Chalamet wieder mit Regisseur Luca Guadagnino zusammengearbeitet, begeistert haben uns die beiden schon mit „Call Me By Your Name“. „Bones and All“ ist zwar auch eine Liebesgeschichte, aber vor allem ein blutiger Roadtrip-Horror.

Täglich ab 18 Uhr öffnet der Viennale-Club. Für Stimmung sorgen etwa Schauspieler und DJ Lars Eidinger, dessen Doku „Lars Eidinger - Sein oder Nichts Sein“ auch auf der Viennale läuft, Tänzerin und Choreographin Doris Uhlich und am 27.10. gibt es die FM4-Party mit Swound Sound Mastermind Makossa und DJ Stefan Egger. Film ab!/Buona Notte!

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