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Der Song zum Sonntag: Caroline Polachek - „Welcome To My Island“

Das Musikjahr ist fast zu Ende, aber Caroline Polachek schenkt uns mit „Welcome To My Island“ schnell noch zum Grande Finale einen Power-Pop-Song der Extraklasse.

von Michaela Pichler

Dass Pop nicht immer gleich glatt klingen muss und auch noch im Jahr 2022 mit sehr viel Innovation einhergehen kann, dafür ist Caroline Polachek das beste Beispiel. Mit ihrem neuesten Wurf begrüßt uns die New Yorker Songwriterin, Musikerin und Produzentin auf ihrer ganz persönlichen Insel: Welcome to my island / Hope you like me / You ain’t leavin’ - heißt es in den ersten Zeilen, während Polachek ein Bild von wehenden Palmen und einem blitzblauen Ozean skizziert. Lieder über das Meer - das ist eine gute Musikkategorie und Polacheks Track macht da keine Ausnahme.

Caroline Polachek muss eine ziemlich theatralische Person sein. Zumindest, wenn man ihrem melodramatischen Gesang glaubt. „Welcome to my Island“ startet dementsprechend mit einer großen Geste und einem noch größeren Stimmumfang. Was sie sich da von der Seele singt und schreit, das hat alles mit dem Thema Lust und Sehnsucht zu tun. Damit, von einer anderen Person voll und ganz eingenommen zu werden und sich selbst dafür vielleicht sogar zu sehr zu verlieren.

Desire / I wanna turn into you

Kann man jemanden so sehr wollen, dass man sich am liebsten in die andere Person verwandeln möchte? Der Refrain gibt die Antwort vor: “Desire I want to turn into you” ist ein Mantra, das nicht nur das Herzstück der neuen Single ist: Unter diesem Titel wird auch am Valentinstag im neuen Jahr Caroline Polacheks kommendes Solo-Album erscheinen. „Welcome To My Island“ ist darauf der wegweisende Albumopener, eine Einladung, in ihr Universum mit vollem Körpereinsatz einzutauchen.

Soundtechnisch hat sich die Künstlerin erstmals bei einem E-Gitarrensolo verwirklicht, sie sampelt ihren eigenen Sirenen-Gesang (die halligen „Hey“-Rufe stammen ursprünglich vom Song „Look At Me Now“ aus 2019) und setzt auf eine pochende Drummachine. Inspiriert wurde Polachek dazu im Vorfeld von der italienischen Pop-Truppe Matia Bazar, die 1985 den Song „Ti Sento“ veröffentlicht haben.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

„Dreist, frech, lustig und chaotisch“ – so beschreibt die Solokünstlerin den Song. Caroline Polachek wollte „Welcome To My Island“ als Soundtrack zu einem epischen Walk of Shame inszenieren, wie sie auf Social Media schreibt: „Where you have mascara all over your face as the sun is coming up and you own the fucking world and haven’t yet discovered you’ve lost your house keys.“

Ein großes Lied zum zelebrierten Scheitern also; zum sich an der Sonne verbrennen und dann mit erhobenem Kopf weiter flattern – oder, im Fall von Caroline Polachek, weitertanzen. Auf die manische, befreiende Art, ein bisschen wie in der legendären Tanzszene des Schwarz-Weiß-Streifens „Frances Ha“ mit Greta Gerwig in der Hauptrolle, nur statt David Bowie eben mit Caroline Polachek im Ohr.

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