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Monde vor der Landung von Clemens Setz

Suhrkamp

Buch

Ist „Monde vor der Landung“ ein guter Einstieg in Clemens Setz’ Werk?

Clemens Setz’ neuer Roman „Monde vor der Landung“ hat alle Zutaten für einen großartiges Leseerlebnis - wenn man Konzentration und Durchhaltevermögen aufbringt.

Von Simon Welebil

Update vom 7.11.2023: Clemens Setz hat für „Monde vor der Landung“ den Österreichischen Buchpreis verliehen bekommen. Hier ist die Rezension vom 11.2.2023.

Der Grazer Clemens Setz ist ein literarischer Alleskönner. Auf seiner langen Werkliste finden sich Romane, Gedicht- und Erzählbände, Theaterstücke und Übersetzungen – und dafür hat er auch jede Menge Preise bekommen. Den Preis der Leipziger Buchmesse etwa, den Kleist-Preis und 2021 auch den wohl renommiertesten Literaturpreis im deutschsprachigen Raum, den Georg-Büchner-Preis.

Jetzt erscheint sein neuer Roman „Monde vor der Landung“, der - wenn es nach dem Verlagsmarketing geht - durchaus ein Roman der Stunde sein könnte. Am Buchdeckel wird „Monde vor der Landung“ als „ein faszinierend unorthodoxer Roman über Querdenkertum und alternative Wahrheiten“ angekündigt. Doch Clemens Setz beschäftigt sich nicht mit Corona-Schwurbler*innen. Seine Faszination für Verschwörungserzählungen führt ihn über 100 Jahre zurück ins Worms der 1920er Jahre.

Dort lebt Peter Bender, Clemens Setz’ Protagonist. Er ist ein Vertreter der sogenannten Hohlwelttheorie, also der Vorstellung, dass die Menschheit auf der Innenseite einer hohlen Erde lebt, was rein mathematisch zwar möglich wäre, aber nie wirklich überzeugt hat.

Monde vor der Landung von Clemens Setz

Suhrkamp

„Monde vor der Landung“ von Clemens Setz ist im Suhrkamp-Verlag erschienen. Am 15.2. liest Clemens Setz daraus im Literaturhaus Graz.

Die Geschichte des realen Peter Bender sei die beste, die Setz je untergekommen sei, wie er kürzlich in einem Interview erzählt hat. Ein brillanter Redner, ein manischer Egozentriker, ein Revolutionär, der aber nicht im Stande ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen und schließlich wie seine jüdische Frau im KZ endet. Zwölf Jahre lang hat Setz das Leben von Peter Bender recherchiert und es dann in Romanform gegossen.

So verlockend das klingt, ist doch auch eine Warnung angebracht: Clemens Setz hat es seinen Leser*innen – zumindest in seinen Romanen - noch nie besonders leicht gemacht. In „Indigo“ hat er mit Gewalthandlungen und Schreckensbildern Schockmomente erzeugt, in „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ mit einer Stalking-Geschichte voller Verschwörungs- und Rachephantasien verstört. Fordernd, sperrig und experimentell sind die Adjektive, die Setz’ Romane begleiten. Das ist in „Monde vor der Landung“ auch nicht anders, wo man sich tief in Benders Gedankenwelt der hohlen Planeten verlieren kann, wenn er mutmaßt, was passiert, wenn man ein tiefes Loch in die Hülle gräbt oder von der Quadratgestalt der Geschlechter fabuliert, um seine Seitensprünge zu rechtfertigen.

Das kann ein wunderbares Vergnügen sein, wenn man sich nicht nur auf die Ideen Benders einlassen will, sondern auch auf die Brüche und Sprünge der Erzählung, auf Sprach- und Gedankenspiele – eben auf den „faszinierend unorthodoxen Roman“ wie er angekündigt wird. Wer die dafür nötige Ausdauer und Konzentration nicht aufbringen kann oder will, ist bei den Kurzgeschichten von Clemens Setz aber wohl besser aufgehoben.

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