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Kristen Stewart auf der Berlinale 2023

APA/AFP/Stefanie Loos

Kristen Stewart und der Goldene Bär

Kristen Stewart ist die jüngste Jurypräsidentin in der Geschichte der Berlinale. Und der Eröffnungsfilm „She came to me“ ist eine süße Komödie mit „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage. Die 73. Berlinale ist bis 26. Februar für Überraschungen gut.

Von Maria Motter

Zur Begrüßung schicken Kristen Stewart und Golshifteh Farahani schon vormittags Luftküsschen: Die 73. Berlinale ist eröffnet und die Jury bereit für 19 Filme im Wettbewerb. Animationsfilme sind erstmals auch dabei, das hat sich der künstlerische Leiter des Filmfestivals Carlo Chatrian gewünscht: „Art School 1994“ aus China und „Suzume“ aus Japan.

„Wir könnten feststellen, dass wir einen Film absolut hassen, aber zugleich anerkennen, dass die Leistung atemberaubend ist und das Kunstwerk geglückt ist“, sagt Kristen Stewart auf die Frage, was den besten Film der Berlinale auszeichnen sollte. Die Schauspielerin ist die jüngste Berlinale-Jury-Präsidentin in der Geschichte des Festivals. Und sie bereitet zurzeit ihr Regiedebüt „The Chronology of Water“ vor.

Erst ist es schwierig, sie zu erspähen, weil allen Pressefotograf*innen klar ist, wer Kristen Stewart ist und dass sie jetzt da im Saal ist - wie kurz zuvor beim Photocall vor der Türe. Allein, dass Kristen Stewart und der rumänische Regisseur Radu Jude in einer Jury sitzen und der Schmäh schon rennt, freut mich. Radu Jude hab ich zuletzt im Zoom-FM4-Interview mitten in einem Lockdown gesehen und der Mann spricht immer Klartext. Und er denkt viel, wie Kristen Stewart schon öffentlich bemerkt.

Fotos von Kristen Stewart und Golshifteh Farahani hängen an der Wand

radio fm4 / Maria Motter

Wir leben in einer Zeit emotionaler Peitschenhiebe und ständiger Reaktionen, sagt Kristen Stewart im Chanel-Tweed-Anzug vor der Presse. Da einmal abzuschweifen, im Kino Platz zu nehmen und einfach zuzuschauen, was Künstler*innen als Antwort auf die Welt, die um uns auseinanderbricht, geschaffen haben, sei eine Gelegenheit, zu der sie nicht hätte nein sagen können. „Besonders die Berlinale ist traditionell auf positive Art und Weise konfrontativ und politisch. Ich denke, für uns als Jury ist es wichtig, völlig offen für Neues zu sein“, sagt Kristen Stewart. Und Jurymitglied Golshifteh Farahani betont, wie sehr sie sich freut, in Berlin zu sein, das Kino und Freiheit zu feiern, obwohl es wirke, also ob die Welt zusammenbreche. Die gebürtige Iranerin lebt seit 2009 in Paris. Kunst und Kultur sei ein Feuer, an dem wir uns erwärmen können.

Peter Dinklage in einer Rom-Com zur Eröffnung

Süß und teils herzlich seicht, zudem an einem New Yorker Hafen angesiedelt, ist der Eröffnungsfilm „She came to me“ mit „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage als Opernkomponist in einer Schaffenskrise und Anne Hathaway als dessen Therapeutin/Ehefrau mit Putzzwang. Ins Spiel kommen eine Kapitänin eines kleinen Frachters und eine Putzfrau, ein junges Pärchen sowie ein Gerichtsreporter. Bryce Dessner hat musicalartige Sequenzen dafür geschrieben. Film und Buch stammen von Rebecca Miller, Tochter von Fotografin Inge Morath und Schriftsteller Arthur Miller.

Peter Dinklage auf der Berlinale 2023

APA/dpa/Gerald Matzka

Screwball-Comedy-Charme und ernste Hintergründe wechseln einander ab in „She came to me“. Peter Dinklage und Anne Hathaway – sie hat „She came to me“ auch als Produzentin unterstützt – wirken so erfreulich aufmerksam in Berlin. Hathaway will Arthousefilme und Movies gar nicht auseinanderdividieren. In den USA sei ein großes Bemühen ums Kino zu bemerken, sagt Berlinale-Wettbewerbs-Jurymitglied und Casting Director Francine Maisler („Succession“, „Dune“ und viele andere mehr) und nennt „Top Gun: Maverick“ und Spielberg dazu in einem Atemzug.

Steven Spielbergs entzückender, neuer Film „Die Fabelmans“ feiert seine Europapremiere auf der Berlinale. Am anderen Ende der Welt waren Programmkinobetreiber so begeistert, dass sie Sekt einkühlten für die Previews. Am 9. März startet die Kinoerweckungs- und Familiengeschichte in Österreich. Die Berlinale würdigt Spielberg mit dem Ehrenbären. Alle großen Preise der Berlinale kommen in Form einer Bärenskulptur.

Willem Dafoe hat den goldenen Ehrenbären schon. 2018 hat er ihn bekommen. Dafoe war schon Jesus Christus und der Green Goblin, in „Inside“ hat er als Kunstdieb sieben Minuten, um fünf Schiele aus einem New Yorker Penthouse zu entwenden – er scheitert aber und ist im goldenen Käfig gefangen. „Inside“ ist das Langspielfilmdebüt von Vasilis Katsoupis und hat Weltpremiere.

Im Thriller „Manodrome“ verfällt Jesse Eisenberg als Uber-Fahrer und werdender Vater einem libertären Männerbund - Adrien Brody spielt den Kultführer.

Odessa Young, Jesse Eisenberg in "Manodrome".

Wyatt Garfield

Odessa Young und Jesse Eisenberg in „Manodrome“

Der Film zum Buch, das Buch zum Film

Frauke Finsterwalder hat das Drehbuch zu ihrem neuen Spielfilm wieder mit Christian Kracht, ihrem Ehemann, geschrieben: „Sisi und ich“ erscheint auch als Buch zum Film. Sandra Hüller verliebt sich als Zofe in Elisabeth (1837-1898), Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, die Susanne Wolff spielt.

Franz Rogowski begegnet einem auf dieser Berlinale als Söldner in „Disco Boy“, Vicky Krieps ist als „Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste“ schon überlebensgroß plakatiert. Paula Beer und der Wiener Thomas Schubert sind im neuen Film von Christian Petzold zu sehen: „Roter Himmel“ ist Teil zwei einer Trilogie, nach „Undine“.

Emily Atef hat mit „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ den gleichnamigen Roman von Daniela Krien verfilmt. „Sonne und Beton“ ist der Debüt-Bestseller von Felix Lobrecht, das Buch wurde auch zum Comic, gezeichnet von Oljanna Haus und David Wnendt hat „Sonne und Beton“ verfilmt und dafür gibt es eine spezielle Berlinale Gala, so wie etwa auch für „Boom! Boom! The World vs. Boris Becker“ mit vielen Interviews mit Becker. Matt Johnsons Spielfilm „Blackberry“ basiert auf einem US-Sachbuch-Bestseller und erzählt eine spektakuläre Start-up-Geschichte, die über einem Bagel-Laden in Waterloo, Ontario, begann.

Berlinale Sujet 2023 zeigt gezeichnetes Publikum.

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Berlinale, 16. bis 26. Februar, mit über 400 Filmen.

In Berlin gibt es wunderschöne Buchhandlungen und köstlich-fette Franzbrötchen, aber leider keine fröhlichen Foyer-Warteschlangen in den Berlinale-Kinos mehr: Der Vorverkauf findet gänzlich online statt. Papier wird sowieso gespart, alle Tickets sind am Smartphone. Jedoch stehen nach den traurigen Covidkrisenjahren wieder die vollen Kapazitäten der Kinosäle bereit, allerdings ist der Friedrichstadtpalast nicht mehr unter den Spielorten. Fortgesetzt werden die Berlinale Talents Gespräche und die waren noch jedes Jahr unvergleichlich innig. Nina Hoss und Cate Blanchett werden - auch in Berlin wie schon vielerorts weltweit - über Todd Fields sechsfach oscarnominierten „Tár“ sprechen. Ruben Östlund wird von seinem nächsten Film erzählen.

Nur Frank Schätzing ist nicht erfreut. Sein Science-Fiction-und-Öko-Thriller „Der Schwarm“ ist jetzt eine Serie, aber anders als einmal geplant ohne Uma Thurman in der Hauptrolle und für den deutschen Autor ein „zusammengeschusterter Unsinn“ und eine „Soap, die woke sein will“. „Der Schwarm“ wird auf der Berlinale außer Konkurrenz in der Schiene Berlinale Series loslegen. Erstmals wird da auch ein Preis für die beste Serie verliehen, Serien hat die Berlinale als erstes großes Filmfestival seit acht Jahren im Programm.

Ukraine, Iran, Klimaproteste

Am Rande des Roten Teppichs vor dem Berlinale Palast nahe Potsdamer Platz klebten sich zwei Klimaaktivist*innen Donnerstagabend fest. „Stoppt den fossilen Wahnsinn“ war auf ihren T-Shirts zu lesen. Drinnen erklärte das Festival die volle Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und stellte sich an die Seite aller Freiheitsuchenden im Iran. Sean Penn ist in Berlin und zeigt seine Doku „Superpower“, für die er mehrmals in Kiew war und da ist schon der urkainische Präsident Wolodymyr Selenskyj via Videoschaltung, und die Standing-Ovation-Welle umfasst Lars Eidinger und Meret Becker im Hoodie mit „Women - Life - Freedom“-Aufdruck. Die Berlinale ist eröffnet!

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