FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Moreaus

Moreaus

fm4 schnitzelbeats

FM4 Schnitzelbeats - Happy Birthday HipHop!

Vor 50 Jahren ist das einflussreiche – und äußerst wandlungsfähige – Genre im New Yorker Stadtbezirk Bronx entstanden. Die FM4 Schnitzelbeats haben sich aus diesem Anlass durch heimische Schallplatten-Archive gegraben, um vergessene Perlen ans Tageslicht zu befördern: Österreichischen HipHop in seiner Ur-Form.

Von Al Bird Sputnik

Soviel vorweg: Frühe Varianten des Sprechgesangs, also des rhythmisch eingesetzten Wortes im Pop-Kontext lassen sich schon zu Zeiten des seligen Hermann Leopoldi finden. Etwa bei Cabaret-Produktionen der 1950er-Jahre als die jeweiligen Songtexte – aufgrund ihrer phonetischen Qualität – zu akrobatischen Sprachgirlanden verwurstet wurden. Sehr zum Amusement des Publikums und teilweise sogar mit kommerziellem Erfolg: “Nur nicht schusseln beim Busseln” (Elfriede Ott), “Rabap-Zibap” (Peter Wehle), “Telefonbuchpolka” (Georg Kreisler) und so weiter. Und wer weiß? Vielleicht sollten wir uns auch einmal eingehend mit den Pionierleistungen der konkreten Poesie eines Ernst Jandl (“Schtzngrmm”) auseinandersetzen.

Doch HipHop ist natürlich mehr als “einfach nur” Sprechgesang. Immerhin entstand hier eine eigenständige Subkultur mit neuartigen Ausdrucksformen, die sich gegenseitig perfekt ergänzen und verstärken konnten: DJing, MCing, Graffiti und Breakdance – so die vier Grundelemente der Jugendbewegung im Originalwortlaut. Die HipHop-Kultur verhandelte ein Lebensgefühl der Straße und begleitete über die Jahrzehnte hinweg Millionen von Teenagern bei ihrer Identitätsfindung. Und das bis heute, und das weltweit.

Auch in der österreichischen Musikgeschichte lassen sich Tondokumente finden, die die Existenz einer “authentischen” HipHop-Kultur dokumentieren oder sich konkret auf das Genre beziehen. Und wenn wir Erfolgsproduktionen wie “Der Kommissar” (Falco) oder “Alpenrap” (E.A.V.) mitdenken, bekommen wir einen lebhaften Eindruck davon, wie Mitte der 80er-Jahre – geradezu euphorisch, teilweise sogar inflationär – mit Elementen der HipHop-Kultur experimentiert wurde. Vorhang auf für die heutigen Ausgabe der FM4 Schnitzelbeats!

DRGRUUF

OK Musica

Das Wiener Studioprojekt Dr. Gruuf, das vom ehemaligen Crumb- und E.A.V.-Bassisten Leo Bei initiiert wurde, hat im Jahr 1983 gleich zwei Singles mit originellem Dialekt-Sprechgesang auf den Markt gebracht. Auf den Spuren der Sugarhill Gang, sind die Songs äußerst funky produziert und sorgen auch heute noch für blendende Vibes am Dancefloor. Bei “Wos?” handelt es sich übrigens um den Wienerischen Antwortsong auf “Wot” von Captain Sensible, was sonst? Prädikat: Leiwand.

Stojka

WEA

Rap und HipHop-Elemente fanden in den 80er-Jahren auch immer wieder Eingang in das Repertoire von etablierten Bands und Musikprojekten aus der Welt des Funk und Jazz, wie der Song “What a funky night” des Harri Stojka Express schön veranschaulicht. Komponiert und produziert wurde der Song im Jahr 1983 vom bekannten Wiener Jazz-Gitarristen Harri Stojka, der im Laufe der 70er-Jahren schon als Gitarrist von derart einflussreichen Bands wie Gipsy Love oder Novaks Kapelle in Erscheinung getreten ist. Und apropos “What a funky night”: Das deutsche Digger-Label Funkscapes hat die Nummer erst kürzlich auf einer hübschen 12”-Single re-released – ausgestattet mit fachkundigen Liner Notes vom FM4-Kollegen Trishes.

MConvention

J. Robin Records

Die Grazer Jazz-Rock-Band M-Convention hat Mitte der 80er-Jahre der Nachwelt einige schön groovende Songs auf diversen Compilations hinterlassen – und letztlich auch dieses kleine Meisterwerk in Form der 7”-Single “DJ Ferdl”, einer exzentrischen Rap- und Boogie-Novelty-Produktion für DJs mit Humor. Ebenso dürften sich hier auch all jene angesprochen fühlen, die der Schönheit des südsteirischen Zungenschlags erlegen sind und ihre Leidenschaft vertiefen möchten. Und mal ganz im Ernst: Handelt es sich hier nicht auch um die erste steirische HipHop-Nummer aller Zeiten?

Moreaus

GiG

Werfen wir zu guter Letzt einen Blick in die Literatur über österreichische Musikhistorie dann finden wir immer wieder den Verweis auf das Jahr 1990, als das Debüt der Wiener HipHop-Band The Moreaus Creatures alias The Moreaus auf den Markt gekommen ist. Die LP der honorigen All-Star-Crew – DJ DSL, Sugar B., Rodney Hunter und Peter Kruder – mit dem Title “Swound Vibes” erschien beim Wiener Label GiG, das auch schon die ersten Falco-Tonträger produziert hatte und gilt heute – ganz hoch-offiziell – als das erste Hip Hop-Album der heimischen Musikgeschichte. Also sogar noch vor legendären Formationen wie Schönheitsfehler, Texta oder Total Chaos.

Gratulation zur wichtigen Pionierarbeit und Happy Birthday lieber HipHop!

Aktuell: