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Rotes schummriges Licht in einem Club

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Erstmals repräsentative Daten zum Sicherheitsgefühl in Wiener Clubs

Das Waves Vienna ist eröffnet! Mit einer Präsentation der Vienna Club Commission zum Thema „Feiern? Safe“ wurde die Conference und das Showcase-Festival gestartet. Die Ergebnisse der Online-Studie beweisen: In Sicherheitsfragen ist in der Clublandschaft in Wien noch viel Luft nach oben.

Von Michaela Pichler

„Was brauchst du, um dich im Wiener Nachtleben sicher zu fühlen?“ Das war eine der elementaren Fragen, die die Vienna Club Commission in einer Online-Umfrage im Frühling 2023 gestellt hat. 2.233 Personen haben daran teilgenommen und anonym von ihren Erfahrungen im Nachtleben berichtet. Ziel der Befragung war es, erstmals repräsentative Daten zu der Situation in Wien zu erheben. Zusammen mit dem Wiener Sozialforschungsinstitut EDUCULT wurden die Daten ausgewertet und nun beim Auftakt des Showcase-Festivals und der Konferenz Waves Vienna präsentiert.

Die Vienna Club Commission ist eine Service- und Vermittlungsstelle für alle Akteur*innen im Wiener Club- und Veranstaltungskontext.

„Grundsätzlich konnten wir in den Ergebnissen der Umfrage beobachten, dass es Verbesserungspotential gibt. Und wir haben mit den Angaben jetzt auch konkrete Maßnahmenwünsche von Seiten des Publikums erhalten, was sich jetzt verändern soll“, so Martina Brunner im FM4 Interview, die für die inhaltliche Leitung der Vienna Club Commission verantwortlich ist. Besonders die 19- bis 25-jährigen Befragten fühlen sich auf Veranstaltungen in Wien nicht sicher genug. Als häufigste Formen von Diskriminierung wurden sexuelle Belästigung, verbale Angriffe und körperliche Übergriffe angegeben. Die Hälfte der Teilnehmer:innen wurde zum Beispiel schon einmal sexuell belästigt.

In der Umfrage ging es aber nicht nur darum, ob und warum sich jemand unsicher fühlt, sondern vor allem auch wer im Wiener Nachtleben am meisten von Diskriminierung betroffen ist. Laut der Vienna Club Commission sind das vor allem Frauen, queere Personen und People of Colour. „Knapp jede dritte Frau (cis) und 38% der trans, fluid, queer und nicht binären Personen haben ein unsicheres Gefühl im Wiener Nachtleben. Im Vergleich zu Männern (cis), erleben mehr als doppelt bis dreifach so viele Frauen (cis) und trans, fluid, queer und nicht-binäre Personen ein unsicheres Gefühl im Wiener Nachtleben“, so der Ergebnisbericht. Martina Brunner fügt noch hinzu: „Das sind im Grunde alle, die nicht weiß, heterosexuell und cis-männlich sind.“

Catcalling und sexuelle Belästigung, K.O.-Tropfen, Rassismus, Queerfeindlichkeit oder Gewalt – es gibt viele besorgniserregende Gründe, warum Wiener Clubs doch keine Safe Spaces für viele Betroffene sind. Der aktuelle #TechnoMetoo-Diskurs scheint nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Unter dem Hashtag berichten seit einigen Wochen Frauen von sexuellen Übergriffen aus der Wiener Clubszene - Vorwürfe gegenüber Clubbesitzern, DJs, Veranstaltern und Bookern wurden lauter. Dass es sich dabei um keine Einzelfälle handelt sondern um ein systematisches Problem, davon ist auch die Vienna Club Commission überzeugt.

Das pinke Logo vom Festival Waves Vienna mit einem gelb-weißen Schriftzug "Waves Vienna 2023"

Waves Vienna

Beim Waves Vienna Festival & Conference ist 2023 das Leitmotiv Diversität Programm. Außerdem kann man bis Samstag, den 9. September, am Waves Vienna rund um den Wiener Gürtel noch jede Menge neue internationale und homegrown Acts entdecken!

Ein geschultes Security-, Club- sowie Bar-Personal, diskriminierungssensible Hausregeln und Awareness Teams vor Ort: Der Wunsch nach Veränderung ist bei den Befragten groß. Während Vereine wie die IG Club Kultur bereits Anfang der Woche ein großes Gewaltschutzpaket als Forderung an die Politik gerichtet hat, hat die Vienna Club Commission einen eigenen Leitfaden für Clubs, Veranstalter:innen und Akteur:innen erarbeitet: „Das ist eine Art Checkliste, bei der wir mit Reflexionsfragen arbeiten. Da wird zum Beispiel erfragt: Welche Sicherheitsmaßnahmen setzt du einfach um? Ganz grundsätzlich, bietet ein Club oder eine Veranstaltung Awareness Teams an. Ist denn das Sicherheitspersonal geschult? Wenn ja, worauf ist es geschult? Gibt es eine Meldestelle, die vom Club kommuniziert wird? Ein Codewort zum Beispiel, mit dem sich betroffene Personen an das Club und Barpersonal wenden können, wenn es zu Übergriffigkeiten kommt? Wie wird das Ganze nachbearbeitet?“

Laut der Vienna Club Commission soll der Leitfaden nur eines von mehreren Tools sein, um zukünftig mehr Sicherheit beim Ausgehen in Wien zu ermöglichen. Auch Workshops mit Clubbesitzer:innen sind momentan im Gespräch, die bei konkreten Problemen mit unterschiedlichen Gewaltformen helfen sollen. Das Interesse dafür ist laut Vienna Club Commission momentan groß, um zumindest für einen Safer Space im zukünftigen Nachtleben zu sorgen.

Der Ergebnisbericht „Feiern? Safe.“ der Vienna Club Commission ist hier online zusammengefasst. Auf der VCC-Website befindet sich außerdem der Leitfaden zur sozialen Nachhaltigkeit für Clubs und Veranstaltungen.

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