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Arlo Parks

Daniyel Lowden

Musikerin, Songwriterin, Dichterin: Arlo Parks & „The Magic Border“

Arlo Parks kennt man als Musikerin und Songwriterin, die als Mittzwanzigerin über die „Super Sad Generation“ beste Indie-Songs schreibt. Nun ist ihr erster Lyrikband „The Magic Border“ erschienen.

von Michaela Pichler

Was war zuerst da, der Text oder die Musik? Bei Arlo Parks lässt sich diese Frage schon seit ihren ersten musikalischen Schritten einfach beantworten. „Usually for me the lyrics are the most important part. I spend most of my time kind of constructing the lyrics and then try and fit those to the music.“ So hat Arlo Parks es uns in einem ersten FM4 Interview erzählt, kurz bevor sie ihr Debütalbum „Collapsed in Sunbeams“ veröffentlicht hat und damit in ihrem Heimatland auch den begehrten Mercury Prize abgestaubt hat. Mit „My Soft Machine“ ist heuer unter der gleichen Songtext-Prämisse ihr zweites Album erschienen.

Die besten Songs funktionieren, auch wenn sie nur auf Papier gekritzelt werden. Mittlerweile hat die 23-jährige Musikerin allerdings schon eine Vielzahl an Texten angesammelt, die sich entweder zu Songs verarbeiten lassen oder als Gedichte funktionieren. Beides macht für die mittlerweile in Los Angeles lebende Künstlerin eine andere Welt auf. So schreibt sie im Vorwort zu ihrem Gedichtband „The Magic Border“:

Das hellblaue Buchcover zu "The Magic Border", dem ersten Gedichtband von Arlo Parks.

Arlo Parks / park x ullstein

Der zweisprachige Gedichtband „The Magic Border“ von Arlo Parks ist bei park x ullstein erschienen. Die Originaltexte wurden von Amanda Mukasonga ins Deutsche übersetzt.

„Writing poetry to me is about profound interiority. It’s about wading into the salt water of your own body, capillaries bursting, eyes brimming, unmoved. It’s about operating at the edge of risk and comfort, deliciously afraid of finding or sharing too much. This collection is the fruits of that improving. It’s a tangled mess of everything that’s made me angry or giddy or low or impossibly happy to be alive. Mine is the language of extremes.“

Wie fühlt es sich an, als Schwarzes queeres Kind im Großbritannien der Nullerjahre aufzuwachsen? Was tun gegen das Vermissen? Und wie soll man mit diesem lähmenden Gefühl der Trauer umgehen? Das sind alles Gedankengänge, die sich in „The Magic Border“ wiederfinden. 20 bisher unveröffentlichte Gedichte sind darin abgedruckt, genauso wie Songtexte zu Parks aktuellem Album „My Soft Machine“ und Fotografien von Daniyel Lowden. Er ist ein Weggefährte von Parks, der die Musikerin immer wieder mit seiner Kamera begleitet hat - in „The Magic Border“ sind auch Fotos von Freund:innen abgedruckt, intime Momentaufnahmen, die Parks Texte komplementieren.

Beim Schreiben wurde Arlo Parks von Schriftsteller:innen wie Annie Ernaux oder Ocean Vuong inspiriert, genauso wie von Musiker:innen wie Missy Elliot, Nine Inch Nails oder My Bloody Valentine. Entstanden sind die Gedichte, Textfragmente und Songtexte während einer 18-monatigen Tournee durch Nordamerika, Japan und Australien. Weit weg von zu Hause, von ihren Freund:innen und ihrer Community; oft konfrontiert mit Selbstzweifeln und dem Druck, als Künstlerin einer Idee gerecht zu werden.

I am what I make
and sometimes I wish things were different.
We go to Ginger’s, I go home,
I call my girlfriend and try to come back to my body.
Everything’s going to be okay.
Everything’s going to be okay. (Auszug aus „Lanterns (Outside Tabaré)“)

Eigentlich haben sich Gedichte immer zu persönlich für Arlo Parks angefühlt. Zu heilig, um sie mit einer anonymen Fanbase zu teilen. Vielleicht haben aber die großen Bühnen, die sie mittlerweile bespielt, den nötigen Zuspruch gegeben, um auch diese Seite von sich preis zu geben. Dass Verletzlichkeit etwas Gutes, Erstrebenswertes ist und uns einfach zu Menschen macht, das ist eine von Arlo Parks’ Messages, die sie uns immer wieder auch schon in ihrer Musik mitgegeben hat. Ihr Gedichtband folgt dieser Überzeugung umso mehr.

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