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FM4 Schnitzelbeats - „Lieder zum Fürchten“

Der Herbst hat begonnen, die Blätter fallen von den Bäumen, die Temperaturen sinken und auch Halloween steht irgendwie schon wieder vor der Tür. Ein guter Zeitpunkt also um die hauseigene Horrorfilm-VHS-Sammlung zu entstauben und es sich auf der Couch bequem zu machen. Den passenden Soundtrack liefert – einmal mehr – die österreichische Musikgeschichte.

Von Al Bird Sputnik

„Lieder zum Fürchten“ lautete schon der Titel eines Chanson-Albums von Georg Kreisler aus dem Jahr 1963, das den Humor seines Urhebers präzise auf den Punkt brachte. Und ganz generell scheint im Popkultur-Verständnis dieses Landes stets ein Ehrenplatz fürs Gruseln reserviert zu sein: Von den „Schwarzen Liedern“ des Autoren-Duos Artmann/Rühm, die Helmut Qualtinger unsterblich machten, über Wolfgang Ambros’ „Es lebe der Zentralfriedhof“ bis in die jüngere Gegenwart, wenn etwa dazu aufgerufen wird, Tote auszugraben. Die schiere Freude an makabren Dingen hat in Österreich Konjunktur. Die vier ausgewählten Songs sind also nur stellvertretend zu sehen für etliche heimische Produktionen, deren Vorhaben es war, ihre jeweilige Hörer*innenschaft in ein wohliges Schaudern zu versetzen.

Plattencover

CBS

Wir starten mit einem Schnitzelbeat-Klassiker aus den frühen 1960er-Jahren, „Geisterstunden-Cha-Cha“ von Uzzi Förster & Bill Grah’s Olympia Band: Einschlägige Klangkulissen wie aus einem Horrorfilm nehmen uns mit auf eine surreale Geisterbahnfahrt durch ein imaginäres Spukschloss. Klingt ganz schön schräg? Ist es auch. Und kurioserweise waren die Urheber dieses Stücks allesamt gestandene Kaliber der heimischen Musikgeschichte. Der Pianist Bill Grah wirkte etwa in unzähligen Formationen der internationalen Jazz-Szene. Orchestriert wurde der Song vom etablierten Filmkomponisten Roland Kovac. Und mittendrin: Der spätere Freejazz-Tausendsassa Ulrich „Uzzi“ Förster (of „Udrilitten“-Fame). Das kommt also dabei raus, wenn Musik-Erneuerer und waschechte Avantgardisten eine „Pop“-Platte produzieren.

Plattencover

Polyhymnia

Die österreichische Musikgeschichte ist bekanntlich ein verlässlicher Lieferant für Skurrilität, wie auch das folgende Tondokument schön veranschaulicht. Der Wienerlied-Komponist Hans Eidherr hat sich im Jahr 1972 den Spass erlaubt, eine ganze LP mit Chansons zu produzieren, die allesamt das Leben im Rotlichtmilieu und in Strafvollzugsanstalten thematisieren: „Singende Klingende Unterwelt“. Ein Album, das im Jahr 2014 übrigens durch die HipHop-Crew Brenk Sinatra & Fid Mella wiederentdeckt und durch den Sample-Wolf gedreht wurde. Für unsere Sendung haben wir uns jedenfalls für den immergrünen Unterwelt-Song „Komm und lass mich dein Mörder sein“ entschieden, interpretiert vom Schauspieler Peter Frick.

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Bellaphon

Auch der Austro-Superstar Wolfgang Ambros hat sich gelegentlich ins Fach von Mord, Totschlag und B-Movies verlaufen. Etwa wie hier mit seiner in Vergessenheit geratenen Liebeserklärung an Graf Dracula: „Herr Vampir“, erscheinen im Jahr 1973 als B-Seite von „Tagwache“. Und nur selten hat man den jungen Ambros so relaxt und groovy singen gehört wie bei dieser Aufnahme.

Plattencover

Centrocord

Zum Schluss machen wir einen Ausflug in die New Wave-Ära der frühen 80er-Jahre und treffen auf eine Wiener Band, deren Karriere bis heute Rätsel aufgibt: Carlos Inferno. Lediglich zwei Singles hat uns diese exzentrische Formation hinterlassen, wobei beide absolut hörenswert sind. Wie auch „Openhouse zum Leichenschmaus“, die damals ganz geschmackssicher verpackt auf den Markt kam: Wer das Gatefold-Cover der Platte vorsichtig aufklappt, findet dort eine Todesanzeige. Ja, was denn sonst?

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