FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Hate Hunters, das Anti Hate-speech Game

GameD

game

„Hate Hunters“: Ein Smartphone Game gegen Hate-speech

„Hate Hunters“ sieht aus wie ein gewöhnliches Jump’n’Run-Game. Im pixeligen Retrolook hüpfen Spieler:innen durch die Stadt, besiegen Monster und übersprayen Graffitis. Jedoch steckt „Hate Hunters“ voller Metaphern. Das Smartphonegame will dadurch junge Spieler:innen über Hassrede aufklären.

Von René Froschmayer

Videospiele sind im Mittelpunkt der Gesellschaft angekommen, selbst in Österreich. Rund 5,8 Millionen Menschen spielen hierzulande laut einer Umfrage des „Österreichischen Verbands für Unterhaltungssoftware“ regelmäßig Games. Die beliebteste Gaming-Plattform ist jedoch keine Spielkonsole, sondern das Smartphone.

Global spielen über 1,6 Milliarden Menschen Mobile Games – allein oder gemeinsam. Studien zufolge sind Smartphone Games für rund die Hälfte des Gesamtumsatzes der Videospielindustrie verantwortlich. Kein Wunder, denn wer am eigenen Handy zockt braucht keine sündhaft-teure Spielkonsole oder Gaming-PC und hat die designierte Gamingstation immer in der Hosentasche dabei. Seid dem Beginn der Covid-19-Pandemie, in der Zeit des social distancing, hat das Smartphone eine noch ausgeprägtere Rolle als Portal in die (digitale) soziale Welt eingenommen.

Videospiele und deren Communities können ur-menschliche Bedürfnisse stillen. Wie etwa Teil einer Gruppe Gleichgesinnter zu sein. Jedoch können sich diese digitalen Orte auch zu einem Brustkasten für Hass entfalten.

Im Netz des Hasses

Fakt ist: Hassrede schwebt wie eine Nebeldecke über der Spielelandschaft. Wissenschaftliche Studien zeigen: je häufiger Jugendliche in Videospielen und Gaming Communities auf Hassbotschaften stoßen, desto eher reproduzieren sie diese im echten Leben. Laut Studien identifizieren viele junge Spieler:innen Hassrede nicht als schlecht oder bösartig. Nichtsdestotrotz kann Hate-speech strafrechtlich relevant werden.

Diese Erkenntnisse zeigen die Dringlichkeit von Aufklärung über Hate-speech, vor allem bei Jugendlichen. Genau darauf zielt das EU-geförderte Smartphone Game „Hate Hunters“ ab. Das Mobile Game soll auch im Unterricht gespielt werden.

Gegen Hass im Pixel-Look

Das Spielprinzip hinter „Hate Hunters“ ist simpel. Die Spieler:innen schlüpfen in einen gelben Schutzanzug und hüpfen durch Bitcity. In der futuristischen, optisch im Pixellook gehaltenen, Mega-Metropole machen sich grüne Monster breit, die gemeine Graffitis an Hausfassaden sprühen. In der Rolle eines Hate Hunters bekämpfen wir die Widerlinge, übersprayen ihre Schmierereien und retten infizierte Bitizens. Aber was hat das bloß mit Hate-speech zu tun?

Das Projektteam „GameD“ setzt in „Hate Hunters“ auf unterschwellige Botschaften. Monster sollen Hassbotschaften symbolisieren, infizierte Bitizens stehen für diskriminierte und von Hass betroffene Mitmenschen. „Das Übersprayen von Graffitis soll das Aufstehen gegen Hass symbolisieren – und Spieler:innen dahingehend motivieren.“, erklärt Alexander Fontó, von boja, der Beratungsstelle Extremismus. „Hate Hunters“ soll außerdem bei der Aufklärungsarbeit über Hass in Schulen von Jugendlichen gespielt werden. Begleitfragen sollen Pädagog:innen beim Erarbeiten des Themas unterstützen.

Gamen gegen Hass in "Hate Hunters"

GameD

Pädagogisch-wertvolle Videospiele sind eine heikle Angelegenheit. Das Adjektiv pädagogisch-wertvoll ist sehr häufig der Dolchstoß für ein Videospiel. Sie sind zu textlastig, schlecht gestaltet, machen keinen Spaß und der Lernprozess ist den meisten Jugendlichen zu offensichtlich. Um diese Fehler zu vermeiden, hat sich das Projektteam hinter „Hate Hunters“ an eigenen Erhebungen orientiert. Im Entwicklungsprozess waren außerdem Jugendliche beteiligt. „Wir haben in „Hate Hunters“ wahre, anonymisierte Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen von Jugendlichen eingebaut.“, so Fontó. Diese Geschichten handeln von Situationen in der Freizeit, in der Schule oder am Arbeitsplatz.

Gamen gegen Hass in "Hate Hunters"

GameD

„Hate Hunters“ - ein Schlüssel gegen Hass?

Das Anti-Hass-Smartphone Game zielt auf eine breite Zielgruppe von 14 bis 24 Jahren ab. Ob die Spielmechanik bei Menschen Anfang Zwanzig Wirkung zeigt, bleibt offen. „Hate Hunters“ versucht seine Message etwas unterschwellig an das Publikum zu bringen. Vielleicht auch zu unterschwellig. Nach absolvierten Leveln erscheinen kurze Infotexte, im Hauptmenü können erwähnte Ausgrenzungserfahrungen nachgelesen werden (die ansonsten im Spielverlauf untergehen). Jedoch können diese Informationen einfach weggeklickt und ignoriert werden. Somit kann „Hate Hunters“ auch ohne Kenntnissnahme des eigentlichen Spielziels am Smartphone gespielt werden.

Der Erfolg von „Hate Hunters“ wird maßgeblich davon abhängen, ob das Smartphone Spiel Pädagog:innen für sich gewinnen kann und nicht nur als einmaliges Vorferienprogramm den Weg in den Unterricht findet. Ob das in Österreich, dem neuen Land der Gamern, gelingt?

mehr Game:

Aktuell: