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Buchcover des Romans "Die Enkelin"

Milena Verlag

Laut Eigendefinition: Heftig. Lisa Mundts Roman „Die Enkelin“

Der zweite Roman der in Wien lebenden Autorin ist eine Geschichte von Verlusten und generationenübergreifender Traumata. Sowie von Care-Arbeit.

Von Martina Bauer

Mit nur einem Wort vervollständigt Lisa Mundt im Interview den Satz „Mein Roman ist...“: „Heftig“, sagt sie. Kurz, bündig und treffend.

Buchcover des Romans "Die Enkelin"

Milena Verlag

Leseprobe aus „Die Enkelin“ von Lisa Mundt. Erschienen im Milena Verlag.

Es ist eine Art Familiengeschichte, die uns die Autorin in ihrem zweiten Roman „Die Enkelin“ präsentiert. Eine, die auch lose Anknüpfungspunkte mit Mundts eigener hat, vor allem aber ist es eine Geschichte voller ziemlich heavy Themen.

Die titelgebende Enkelin, zugleich namenlose Erzählerin, fährt zu ihrem Großvater aufs Land. Sie wird sich um den alten Mann kümmern. Der - die meiste Zeit allein in seinem Haus - mehr und mehr der Demenz anheim fällt. Enkeltochter Nummer Zwei, Schwester Ana, will erst zu seinem Begräbnis wiederkommen. Sie verabscheut ihn.

Denn der Großvater ist bzw. war ein Familientyrann. Die Großmutter hat er unterdrückt, die Mutter - also seine Tochter - geschlagen, selbst als sie schon erwachsen war. Mit den Enkelkindern verfuhr er zumindest streng.

Verletzungen

Die Enkelin trägt all das - und mehr - in diffusen körperlichen Schmerzen, Bindungsproblemen wie mitunter aggressiver Hilflosigkeit mit und in sich herum. Doch selbst, wenn von Vergeben keine Rede sein kann, jetzt, da auch die Mutter tot ist, zieht es die Enkelin zum Großvater hin.

„Je gesünder sein Haus wurde, desto mehr verließ ihn sein Denken.“

Lisa Mundt erzählt in ihrem zweiten Roman eine Geschichte voller generationenübergreifender Traumata wie Verluste. Zu letzteren zählt übrigens überdies der Enkelin-Vater, der nach der elterlichen Trennung irgendwie verloren ging. Und dann legt der Roman seinen Finger noch auf die Care- bzw. Sorge-Arbeit, diverse mobile Pflegekräfte des Großvaters inklusive. Ein Thema, wie die Autorin im Gespräch betont, über das wir auch aus Gründen wie Angst oder Selbstbetroffenheit nach wie vor zu wenig sprechen. Nachsatz: Obgleich es wohl befreiend und verbindend wäre.

Die Autorin Lisa Mundt

Gabriele Paar.

Lisa Mundts Debüt „Als meine Therapeutin schwieg“ ist ebenfalls im Milena Verlag erschienen.

Therapeutisch

Trotz seiner vielen schweren, heftigen (sic!) Themen liest sich das Buch von Seite eins an erstaunlich leicht und durchgängig – und es versammelt natürlich auch schöne Momente, Erinnerungen, verschiedene Arten von Nähe.
Als weitere Stärke kommen seine Unmittelbar- und Nacherlebbarkeit hinzu. Der Text ermöglicht ein „Wiedererkennen“, einfach kleine Anschlussstellen an eigene Erfahrungen erhofft im Übrigen auch die Autorin für ihre Lesenden.

Im sozusagen Brotberuf ist Mundt übrigens Psychotherapeutin und gerne würde sie mit ihrer Protagonistin arbeiten: „Was denn eigentlich die Geschichte ist, die sie erzählen möchte und was denn eigentlich - sie ist ja eben namenlos – was denn ihr Name wäre, auch im übertragenen Sinn.“ Die Enkelin, eine Protagonistin, die zwar (heraus-)fordernd sein mag, dabei aber immer sympathisch bleibt.

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