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Cover von "Die Töchter des Bärenjägers"

Hoffmann und Campe

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„Die Töchter des Bärenjägers“ - ein Roman rund um 7 Schwestern

Als sieben Schwestern ihre Eltern verlieren, ziehen sie in eine Jagdhütte tief im Wald. Ein Leben in Freiheit am Rande der Gesellschaft. „Die Töchter des Bärenjägers“ ist ein wilder, aber auch tiefgründiger Roman, der in Finnland spielt.

von Eva Umbauer

„‚Wie bist du bloß nach Hause gekommen? Draußen schneit es schon die ganze Zeit.‘ ‚Die Heimatforscherin hat mich hergefahren. Was machst du?‘ ‚Bald kenne ich mich mit diesem Ding aus. Ich weiß, wie man telefoniert und wie das Online-Banking funktioniert. Morgen können wir mit der Karte Geld abheben. Was hat sie gesagt?‘ ‚Sie möchte über uns schreiben.‘ ‚Über dich und mich?‘ ‚Über die sieben Schwestern und ihren berühmten Vater, den Bärenjäger.‘ Elga lachte schallend: ‚Als würde das wen interessieren!‘“

Elga ist eine der sieben Schwestern, eine weitere - Simone - hat ihr Leben verloren, draußen in den Wäldern, und eine andere - Johanna, die älteste der Schwestern - ist in der Psychiatrie gelandet.

„’Wen können wir wegen Johanna fragen? Wir müssen zumindest wissen, wie es mit ihr weitergeht. ‚Sie ist ein Arschloch, aber sie ist auch unsere Schwester. Ich rufe morgen bei Ritva in der Klapse an.‘“

Wildnis und Zivilisation

Johanna lebt nun in der Stadt, und zwar dort, wo wohlhabende Menschen in riesigen Häusern mit großen Veranden wohnen. Manchmal fahren die Schwestern Aune und Laura aus Neugier dort vorbei, aber die Jalousien sind immer heruntergelassen. Im Winter fahren Aune und Laura mit dem Scooter in die Wildnis und besuchen Tiina und Tanja, und sie gehen zu Simones Grab. Tanja und Tiina leben nach den Regeln des Vaters und treffen, bis auf ihre Schwestern - außer Johanna, niemanden.

Cover von "Die Töchter des Bärenjägers"

Hoffmann und Campe

„Die Töchter des Bärenjägers“ von Anneli Jordahl wurde von Nina Hoyer für den Verlag Hoffmann & Campe aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt.

Aber fangen wir von vorne an. Sieben Schwestern zwischen zwölf und zwanzig Jahren wachsen zusammen mit ihren Eltern auf einem entlegenen Bauernhof abseits einer Kleinstadt im Norden von Finnland auf. Sie gehen nicht zur Schule, der Vater bringt ihnen bei, wie man Fallen aufstellt und in der Wildnis überlebt. Als die Schwestern ihre Eltern verlieren - der Vater stirbt beim Kampf mit einem Bären -, also nun Waisenkinder sind, entziehen sie sich dem Zugriff der Behörden. Es naht der Winter - es wird hart werden in der Jagdhütte, die der Vater tief im Wald hatte, und sie haben nur einander.

„Dann waren sie unterwegs. Ein befreundeter Psychologe hat mal behauptet, dass der Verlust eines Angehörigen, eine Scheidung und ein Umzug - ja, in ebendieser Reihenfolge - zu den größten Belastungen im Leben eines Menschen zählen. Den Geschwistern gingen höchst unterschiedliche Gedanken durch den Kopf. Manche von ihnen hatten die Wanderung ersehnt, sie verlieh ihnen neuen Lebensmut und gab ihnen das Gefühl von Freiheit. Für die anderen war es ein erzwungener Aufbruch ins Unbekannte...“

Anneli Jordahl, die Autorin von „Die Töchter des Bärenjägers“, kommt aus Schweden, fühlt sich aber mit der finnischen Erzähltradition verbunden, seit sie in Helsinki finnisch-schwedische und finnische Literatur studierte. Diese kommt ihr wilder, humorvoller und fantasievoller vor als die schwedische Literaturtradition.

Die Autorin des Romans

Anneli Jordahl ließ sich bei „Die Töchter des Bärenjägers“ auch von „Sieben Brüder“, einem finnischen Literatur-Klassiker aus dem späten 19.Jahrhundert, inspirieren. Sie übertrug für ihre feministische Version auf eine Weise die Geschichte in die Gegenwart und wählte statt Männern eben Frauen als die Figuren des Romans.

Wieviel sind Töchter wert? Sieben Töchter, aber kein Sohn? Es geht um Frauen(feindlichkeit), um Gender, um Bildung, Klassengesellschaft, um Gemeinschaft und Isolation, um Freiheit, und um Nähe und Rivalität unter Geschwistern. „Die Töchter des Bärenjägers“ ist eine total lebendige, rebellische, mutige und sehnsuchtsvolle Story, die einen direkt hintransportiert nach Finnland zu diesen Töchtern eines Bärenjägers.

„Zwischen einem Stand mit gestrickten Wollsocken und einem mit lokal produziertem Grillkäse und Rohwurst standen standen die Schwestern und boten Bärenfelle, Wildfleisch und Fuchsschwänze zum Verkauf an. (...) Johannas Zunge, die hochkonzentriert zwischen ihren Lippen hervorspitzte, formte beim Beschriften von Tiinas nacktem Bauch - sie hatte ihren Pulli hochgezogen - die Buchstabenfolge. ‚Schreib unter die Titten: Süße Waldhimbeeren, 5 Euro‘, sagte Tiina. ‚Schreib über dem Nabel: Preiselbeeren, 8 Euro‘, sagte Tanja. Das hatte sofort die beabsichtigte Wirkung...“

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