FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Exit 8

Kotake Create

Gefangen in der Déjà-vu-Schleife

Das winzige Horror-Game „Exit 8“ holt das Maximum aus seiner originellen Idee heraus.

Von Rainer Sigl:

Ein Déjà-vu ist ja schon ganz schön unheimlich, aber was, wenn es sich immer und immer wieder wiederholt? Wenn ich um die Ecke gehe und wieder in derselben Fußgängerpassage in der Tokioter Ubahn stehe - einmal, zweimal, immer wieder? Genau das passiert mir im winzigen First-Person-Horrorgame „Exit 8“ - Originaltitel „8番出口“.

Ich gehe um die Ecke, und da ist er schon wieder: ein weißgekachelter, von Neonröhren erleuchteter Gang. Links dieselben Werbeplakate, an denen ich erst vor wenigen Sekunden schon einmal vorbeigegangen bin, rechts verschlossene Türen, die vielleicht zu Besenkammern oder Betriebsräumen führen.

Und täglich grüßt der „Liminal Horror“

Alles hier ist steril, leer, irgendwie banal und doch unheimlich - und damit ein prototypischer „liminal space“, ein Schwellen- oder Grenzbereich, an dem sich niemand freiwillig länger als unbedingt nötig aufhält. Dem subtilen Grauen dieser Art von „Nicht-Orten“ hat in den letzten Jahren der „liminal horror“ sowohl in Videospielen wie den „Backrooms“ als auch in Filmen wie „Skinnamarink“ oder Jordan Peeles „Us“ so manches gruselige Denkmal gesetzt.

Der Schrecken wohnt dabei oft genug im Verdacht, hier doch nicht so allein zu sein, wie man annimmt, und auch in „Exit 8“ bin ich nicht allein: Bei jedem neuen Betreten des Ganges biegt vor mir schon wieder der exakt selbe Mann mit Aktenkoffer um die Ecke und schlendert auf mich zu. Wie immer ignoriert er mich - dass hier etwas nicht stimmt, fällt wohl nur mir selbst auf.

Exit 8

Kotake Create

Gut aufpassen in der Dauerschleife

Alles, wirklich alles ist genau wie vor einer Minute. Oder doch nicht? War diese Tür gerade eben einen Spalt offen? Flackert eins der Lichter anders als zuvor? Oder starrt mich der Fremde diesmal beim Näherkommen vielleicht sogar mit einem gruseligen Grinsen direkt an?

„Exit 8“ bzw. „8番出口“ von Kotake Create, erschienen für Windows.

Wenn ich so etwas bemerke, heißt es sofort umdrehen und den Weg zurück antreten - nur so kann ich der Endlosschleife entkommen. Acht Mal muss ich die zufällig auftauchenden „Anomalien“ auf meinem Weg durch das kurze Stück Gang identifizieren und folgerichtig kehrt machen, um am Ende wirklich beim Ausgang mit der Nummer 8 aus dem Untergrund zu entkommen. Wenn ich mich irre, eine Anomalie übersehe und weiter nach vorn laufe, wird der Zähler meiner richtigen Entscheidungen wieder auf Null gesetzt. Manche Seltsamkeiten sind ebenso offensichtlich wie horrormäßig unübersehbar, andere verlangen mir genaue Beobachtung ab.

„Exit 8“ ist ein sehr originelles Spiel mit meiner Aufmerksamkeit und holt aus seiner einfachen Idee das Maximum heraus. Zum mehr als fairen Minipreis, den man anderswo für einen Coffee to go hinblättert, bekommen Spieler:innen auf Windows damit eine hübsche, überraschend atmosphärische Grusel-Rätsel-Aufgabe für Zwischendurch.

mehr Game:

Aktuell: