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Die Taboos im Signa-Mistkübel

Wir haben den Müll in René Benkos insolventer Signa Holding ersteigert und fragen uns: Können wir aus Trash wieder Cash machen? Keine Angst, wir bleiben auf der guten Seite der ‚Developer‘. Wir entwickeln Trash-Assets nur für den guten ‚Swag‘. Und versteigern ihn weiter für Licht ins Dunkel.

Von Paul Pant

Update: Der Mistkübel wurde
um 123€ versteigert!

Am zweiter Auktionstag der Signa-Versteigerungen fällt der Hammer für den großen Konferenztisch der Signa Holding. Auf ihm wurden die Deals von den Entscheider:innen entschieden. Der Zwangsverkauf wird noch ein gutes Geschäft auf den letzten Metern. Die gepfändete Büroausstattung aus René Benkos Konzernmutter erzielt nämlich Traumpreise.

Die bislang begehrtesten Souvenirs der Signa-Glücksritter: Monopoly mit Signa-Branding, vergoldete Toilettensets, Schneekugeln, Kleiderbügel und die berühmte Signa-Fußmatte. Für exakt 2.265,60 Euro inklusive Gebühren und Steuern ist sie versteigert worden. Bei solchen astronomischen Preisen streift man besser nicht an. Es ist ohnehin der Müll, der das größte Potenzial fürs ‚Developen‘ hat.

Im Mist stierln

Bei der Besichtigung der Signa-Büros waren die interessanteren Objekte auch nicht das Signa-Merchandise. Italienische Design-Mülleimer mit dem klingenden Namen ‚Taboo‘ sind herausgestochen. Straßenpreis 35 Euro. Sogar bei den Plastikmistkübeln wurde im Signa-Imperium also geklotzt und nicht gekleckert. Das Erstaunlichste an den Mistkübeln war aber der Inhalt. In Dreien von ihnen war noch der Büromüll enthalten. Ein Shout-out hier an den Kollegen, der auch noch in den leeren Kübeln das Potenzial erkannt hat.

Bei der Besichtigung an Ort und Stelle, die wohl mehr Zaungäste und Journalist:innen als Schnäppchenjäger:innen angezogen hat, konnte ich mich versichern, dass der Müll Bestandteil der Versteigerung sein würde. Und bei so einem Angebot muss man zuschlagen, schon allein, um die Neugier am Gummibärchen-Sackerl „Starmix“, den zerrissenen Emails und dem Postabholzettel zu stillen.

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Die Müll-Facts

Was kann man in den Mülleimern aus den Signa-Versteigerungen finden? Überraschenderweise einiges. Neben privaten Nachrichten, Brotsackerln und Mandarinenschalen auch ausgedruckte E-Mails, Bescheide zu Bewilligungsverfahren, Fernkälteliefervertrag, einen Erlagschein mit fünfstelliger Zahlungsaufforderung und sogar eine Developmentberechnung für das Projekt Lamarr auf der Wiener Mariahilferstraße 10-18.

Aus diesen Dokumenten wird ersichtlich, dass es beim Projekt Lamarr nicht überall nach Plan gelaufen sein dürfte. Das mag keine große Überraschung bei Bauprojekten dieser Größenordnung sein. In einem E-Mailverkehr zwischen Projektpartner:innen wird allerdings auch über die richtigen Formulierungen diskutiert, für die „Geltungmachung von Schadenersatz“ aufgrund einer Bauzeitverlängerung, die nicht im Ausschreibungsrahmenvertrag vereinbart wurde.

In der Developmentrechnung wird außerdem aufgeschlüsselt, wie sich der Anstieg der Kreditzinsen auf die Finanzierungskosten auswirkt: Von 29,68 Millionen Euro noch im Jahr 2022, steigen diese auf 51,10 Millionen Euro in der Berechnung vom 29. September 2023. Und in der Aufstellung „Version Sep25“ sind es bereits 66,87 Millionen Euro Finanzierungskosten.

Ein interessantes Detail im Projektplan Lamarr sind auch die angeführten Mieteinnahmen von der Kaufhauskette KaDeWe. Hohe Mietkosten wurden als Grund für die Insolvenz der deutschen Kaufhauskette vielfach genannt. Beim Projekt Lamarr wurde mit einer Basismiete von 14,5 Millionen Euro und zusätzlich mit einer Umsatzmiete von 3,5 Millionen Euro geplant. Das ergibt also ansehnliche Mieteinnahmen von 1,5 Millionen Euro pro Monat laut dieser Developmentrechnung.

Aktenvernichtungsfirma unter Gläubiger:innen

Wie kann es eigentlich passieren, dass ausgedruckte E-Mails, Dokumente und Pläne versteigert werden? Ein Erklärungsversuch könnte sein, dass der Büromüll aus Kostengründen nicht mehr fachgerecht geschreddert wurde bei der Signa Holding. Eine Pointe am Rande: Auch die Firma Reisswolf, die auf Aktenvernichtung spezialisiert ist, befindet sich unter den Gläubiger:innen der Signa Holding. Dort sind solche Missgeschicke undenkbar. Eine goldene Regel fürs Big Business lässt sich allenfalls aus dem Signa-Müll ableiten: Zahle jene gut, die den Müll wegbringen und den Teller abräumen. Wenn nicht aus Wertschätzung und Demut, dann zumindest aus veritablem Eigeninteresse.

[Anmerkung: Der Absatz wurde nachträglich präzisiert]

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Was machen wir mit dem Signa-Müll?

Die Versteigerungen haben gezeigt, es gibt viele Menschen, die ein Stück Signa haben wollen. Aber wo bleibt beim Milliardärskonzern-Fleddern da der gute Swag? Deswegen möchten wir aus dem Souvenir-Trash Cash machen für den guten Zweck.

Wenn auch du einen Signa-Mülleimer dein Eigen nennen willst, exklusiv und investigativ gerippt von FM4, dann tu’ was Gutes!

Für die höchste Spende an Licht ins Dunkel bekommst du einen originalen Signa-Mistkübel „Taboo“. Italienisches Design in Vollendung mit historischem Müll aus der Signa Holding. Aus Datenschutzgründen ohne Dokumente und Bescheide. Aber garantiert mit Brotsackerl und Starmix.

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Let’s develop the trash!

Spende an unser Projekt für Licht ins Dunkel: Hilfe für Menschen, die von ME/CFS betroffen sind.

Nenne uns dein Gebot und steigere mit!

Gebote werden angenommen unter unserem Instagram-Reel bis Montag, 5. Februar 2024, 9 Uhr.

Via E-Mail an fm4@orf.at kann auch geboten werden.

Der Mistkübel wurde um 123€ versteigert!

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