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Vera Sola und ihr neues Album "Peacemaker"

Ebra Yildiz

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Vera Sola und ihre dunklen Western-Balladen

Sie kann Rodeos reiten und ein Lasso schwingen. Vera Sola aus Los Angeles erschafft sich auf ihrem zweiten Album „Peacemaker“ eine Western Noir Welt zwischen Lana Del Rey, Westworld und Antonín Dvořák.

Von Christian Lehner

Flirrende Luft, Kakteen, endlose Prärie – Die Musik von Vera Sola vermittelt das Gefühl von Weite und Sehnsucht. Flammender Horizont, flammende Herzen, viel Hall auf Gitarre und Stimme.

“Peacemaker” ist der Titel des neuen Vera Sola-Albums, also “Friedensstifter”. “Peacemaker” war im Wilden Westen der zynische Rufname eines Revolvers, wie ihn etwa der berühmte Sheriff Bat Masterson im Halfter trug – ein direkter Vorfahre von Vera Sola. Sie selbst ist als Kind Rodeos geritten, weiß mit einem Lasso umzugehen und trägt auch in der Freizeit Cowboy-Boots.

Der Blick auf die Mythen und die Geschichte ist bei aller Liebe zum Genre jedoch kein unkritischer. So singt Vera Sola im Stück „Instrument of War“ nur scheinbar zustimmend:

„Lord make me an instrument of war / Lord pack me my pistol bring me my sword / load me up with landmines bury me in concubines / take me downtown where the bullets are“ – Instrument of War

Ein Revolverheld in der Familie würde eigentlich reichen, doch Vera Sola ist auch noch mit Country-Superstar Dolly Parton verwandt und der Comedian und “Bluesbrothers”-Darsteller und “Ghostbusters”-Erfinder Dan Aykroyd ist Vera Solas Vater. Ein Nepo-Baby will die in Los Angeles lebende Singer-Songwriterin jedoch nicht sein. Ihr Soloalbum “Shades” hat Vera Sola 2017 im Alleingang eingespielt und auf einem kleinen Label veröffentlicht.

Mit Kräuterzeremonie zum Singen

Davor spielte sie Bass in der Band des leider weidlich unterschätzen Tragöden Elvis Perkins. Laut Bio hatte Vera Sola bis zur Aufführung ihres Debüts noch nie in der Öffentlichkeit gesungen. Erst eine psychedelische Heilkräuterzeremonie beseitigte die inneren Blockaden und öffnete die Stimme, wie Vera Sola im FM4-Interview bestätigt.

Vera Sola und ihr neues Album "Peacemaker"

Ebru Yildiz

Ihren Live-Auftritten eilt der Ruf von musikalischen Beinahe-Séancen voraus. Das wurde Vera Sola in die Wiege gelegt, der berühmte Vater ist ein bekennender Spiritualist. Vera Sola, die bürgerlich Danielle Aykroyd heißt, bezeichnet sich selbst als “Old Soul”. Im Hit-Song “The Line” erzählt sie die Geschichte eines befreundeten Notfallarztes. Er, der täglich für das Überleben seiner Patienten kämpft, hätte erkannt, dass der Tod nur eine Illusion sei, so Vera Sola. Gut, dass er ob dieser fundamentalen Erkenntnis den Job an den Nagel gehängt hat.

Es sind diese kleinen Referenzen und Easter-Eggs aus der Jetztzeit, die Vera Sola in viele ihrer anachronistisch anmutenden Songs versteckt und die den Staub von den Cowboy-Boots wischen. “Peacemaker” würde sich gut als Score der HBO-Western-SciFi-Serie “Westworld” machen.

Vera Sola und ihr neues Album "Peacemaker"

City Slang

„Peacemaker“ ist auf City Slang erschienen. Hier geht’s zum FM4-Interview-Pocast mit Vera Sola. Am 29. April spielt Vera Sola im B72 in Wien.

Das Album ist während der Pandemie entstanden, hat Todesfälle, Waldbrände und einen Tornado vor den Toren des Aufnahmestudios in Nashville überstanden. Als Co-Produzent werkte Kenneth Pattengale vom Folk-Duo The Milk Carton Kids an der Seite der Musikerin.

Den größten Einfluss auf den Sound des Albums hatten jedoch weder Country- noch Folk-Traditionals, sondern die Sinfonie “Aus der Neuen Welt” von Antonín Dvořák. Vera Sola hatte als Kind auf einem Flohmarkt eine Vinyl-Version erstanden und ist seitdem hooked. Sie schätzt die raumgreifende Qualität der Kompositionen, die die Topographie der Neuen Welt besser beschreiben als jeder Geografiewälzer.

Sie selbst sieht sich ebenfalls in der Rolle einer Landschaftsgestalterin, wenn sie an Songs und Arrangements arbeitet. Beinahe alle der 11 Stücke auf “Peacemaker” öffnen große Räume. Die Musik hat viel Platz, sich zu entfalten und Zeit zu wirken.

So hat sich Vera Sola mit “Peacemaker” ihren eigenen Western Noir erschaffen. Wer die Musik von Lana Del Rey, Nick Cave und Calexico mag, dürfte ihr gerne auf dem spirituellen Ritt in die Prärie folgen.

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