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KüR gewinnt den den PSC 2023

Christian Stipkovits, Radio FM4

protestsongcontest

KüR im Interview: „Ich tue was ich kann für die Ukraine“

Protest ist ein großes Thema in den letzten Wochen. Von den Demos gegen Rechts bis zu den Protesten der Bauern in Deutschland. Und um Protest geht es auch beim FM4 Protestsongcontest am Montag. Die Gewinnerin aus dem letzten Jahr, KüR, im Interview über den Ukrainekrieg und ihre eigenen Zukunftspläne.

KüR ist als 18-Jährige allein aus der Ukraine nach Wien gekommen und hat dann mit ihrem Antikriegslied „Ljudi“ den Protestsongcontest 2023 gewonnen.

Bald ist es zwei Jahre her, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Seitdem herrscht dort Krieg. Deine Eltern und viele Freunde sind ja immer noch in Kiew. Wie geht es denen jetzt?

Ja. Ich kann nicht sagen, dass alles gut geht. Also, wir bleiben in Kontakt. Das ist schon eine gute Sache. Es ist sehr wichtig für mich, wenn wir uns mal am Abend oder mal in drei Tagen hören können. Und ja, sie arbeiten grad sehr, sehr viel, weil die Wirtschaft ist so runtergegangen und man muss extra viel arbeiten, damit man irgendwie Geld kriegt, um zu leben.

„Sie bleiben immer ganz positiv.“

Und als eine Rakete das Haus getroffen hat vor ein paar Monaten ist nix passiert. Niemand ist gestorben. Aber meine Mutter ruft mich in der Nacht an. Und dann sagt sie. Marina, das ist so ein Wahnsinn. Die Russen sind deppert. Sie haben mit einer Rakete unser Haus getroffen. Und ich: Oh Gott, Mama, Wie geht’s jetzt? Wie geht’s unseren Nachbarn? - Na ja, mir geht’s gut. Aber unseren Nachbarn sind die Decken runtergefallen. Und dann sagt meine Mutter: Ja, und ich bin eigentlich ganz böse, weil ich hatte noch zwei Stunden Schlaf. Jetzt kann ich nicht mehr schlafen und unsere Katzen sind erschrocken und wollen wieder essen. Also sie sind ein bisschen verrückt geworden.

Es ist schlimm, dass man sich bei so einem langen Krieg irgendwie auch daran gewöhnt, dass Krieg ist. Wie geht es dir damit? Hast du dich auch daran gewöhnt? Kann man das überhaupt?

Ich habe verschiedene Phasen, manchmal tun mir die Nachrichten so stark weh und manchmal denke ich mir ja, okay, es ist jetzt so, man kann nichts ändern. Wobei doch, also wenn man über die Ukraine redet, man schickt auch Geld und hofft, dass der Krieg früher oder schneller aufhört.

Gibt es in Österreich eigentlich eine ukrainische Community? Habt ihr viel Kontakt untereinander? Teilweise organisiert ihr euch ja schon.

Also mittlerweile gibt es schon eine Organisation, die hat letztes Jahr etwa die große Demo am 24. Februar in Wien organisiert. Da waren 15.000 Menschen vor dem Parlament und dann sind sie alle zum Karlsplatz gegangen und haben dort ganz laut „Slawa Ukraine“ gesagt. Und manchmal sie machen auch kleinere Demos und kleine Konzerten. Das ist eine ziemlich große Community. Dort sind verschiedene Altersgruppen von Menschen dabei, das ist toll.

Was hat sich denn für dich verändert, seitdem du den Protestsongcontest letztes Jahr gewonnen hast?

Also ich bin irgendwie selbstständiger geworden. Davor war ich mir gar nicht sicher, ob ich irgendwas gewinnen kann, weil bin ich eine Ukrainerin, eine Fremde in Österreich und ich kann gar nichts. Aber nach dem Protestsongcontest habe ich irgendwie so zu mir selber gesagt: Nein, du bist eine Ukrainerin. Und jetzt? Du bist da, um Erfahrungen zu machen, neue Kontakte zu finden, neue Menschen kennenzulernen. Und das ist schon viel Wert. Und es ist auch extrem inspirierend.

„Ich tue was ich kann für die Ukraine.“

Du bist ganz alleine aus der Ukraine nach Österreich gekommen, hast Deutsch gelernt und bis in die Schule gegangen. Gib uns noch ein kleines Update. Was machst du denn heute so?

Ich beschäftige mich viel mit Kunst. Also im Sommer habe ich angefangen mit verschiedenen Filmdrehs wo ich manchmal dabei bin als Statistin, Schauspielerin oder Ausstatterin. Ich habe eine eigene Ausstellung gemacht vor zwei Monaten ungefähr. Und ja, natürlich muss ich arbeiten, damit ich eine Wohnung mieten kann. Also, ich habe zwei wunderbare Jobs, die ich sehr mag.

Was sind das für Jobs?

In einem Job arbeite ich als eine Clubbetreuerin in einem Altersheim. Es ist ein super inspirierender Job, weil dort bin ich immer mit Menschen, die schon alt sind. Also, manche sind 100, es gibt sogar ein paar, die über 100 sind. Und diese Gespräche, die wir miteinander führen - es ist unglaublich geil irgendwie. Weil ich liebe Geschichte und diese Gespräche, es ist gar nichts wenn du im Vergleich irgendwelche Podcasts hörst, ein Buch liest oder etwas im Internet. Das ist kein Vergleich mit diesen Gesprächen, weil da erzählen die Menschen die Sachen, die wirklich waren, vom ersten Blick sozusagen. Es ist so toll und ich habe auch sehr, sehr tolle Kollegen.

Sehr schön. Und der zweite Job?

Ich arbeite auch noch als persönliche Assistentin bei der Frau, die arbeitet im Bundesministerium. Und es ist fast noch inspirierender für mich, weil die Frau - sie ist absolut blind. Aber ihre Lebensfreude ist so groß, diese frau ist großartig.

Du machst sehr viel und du machst immer noch Musik. Du hast vor kurzem erst im Fluc in Wien gespielt. Wird es bald noch neue Musik von dir geben?

Ja, also ich überlege gerade, ob ich an ein paar Sommerfestivals teilnehmen soll? Wahrscheinlich mache ich das auch mit der Band mit der wir im Fluc gespielt haben. Und sonst kommt was kommt. Ich bin ganz offen für alle Kunst- und Musikprojekte

Hast du auch konkrete Pläne? Willst du weiterhin in Österreich bleiben?

Also ich will weiter in Österreich bleiben. Gott sei Dank habe ich diese Gelegenheit, diese Ehre, würde ich sagen. Und meine Pläne: Ich will Theater, Regie und Schauspiel studieren. Ich hoffe, ich schaffe diese Prüfung bald.

Danke für das Interview! Am kommenden Montag, am 12. Februar, da findet das Finale vom Protestsongcontest 2024 im Wiener Rabenhoftheater statt. Und da werden wir dann erfahren, welcher Song der Soundtrack für das Protestjahr 2024 sein wird. Danke, dass du da warst.

Ich sage vielen Dank.

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