Das Verschwinden der MH370 in „All right. Good night.“
Von Zita Bereuter
„Um exakt 1:19:30 verabschiedet sich der Pilot der MH370 aus dem malaysischen Luftraum. ‚All right. Good night‘, soll er gesagt haben. So wird es später berichtet. Oft. Es lässt sich nachlesen. Vielerorts.“
Das Flugzeug MH370 ist spurlos verschwunden. Und mit ihm 227 Passagiere und 12 Crewmitglieder. Suchtrupps aus verschiedenen Ländern sind aktiv. Gehen allen möglichen Hinweisen nach.
Rowohlt
„Jedes Detail kann bedeutsam sein. Der texanische Halbleiterhersteller kondoliert den Hinterbliebenen nicht, veröffentlicht keine Reaktion auf die Tatsache, dass zwanzig seiner Mitarbeiter verschollen sind.
Nun werden die Frachtpapiere unter die Lupe genommen. Laut Liste waren vier Tonnen Mangostane an Bord. Mangostane sind tomatengroße rundliche Früchte, die zwischen November und Dezember reif sind.
Vier Tonnen. Im März? Außerhalb der Erntezeit? Der Importeur kann nicht ausfindig gemacht werden.“
Das Verschwinden ist ebenso rätselhaft wie mysteriös. Wrackteile auf offenem Meer findet man nicht. Erst Jahre später tauchen vereinzelte Bruchstücke der Maschine an unterschiedlichen Stränden auf. Helgard Haug fasst die Ergebnisse und Erkenntnisse der jahrelangen Suche zusammen.
„Andere Stimmen werden laut:
Die Russen haben das Flugzeug entführt und in Kasachstan versteckt.
Die Amerikaner haben den Bordcomputer gehackt und es zu einem geheimen militärischen Stützpunkt gesteuert.
Die Nordkoreaner haben das Flugzeug verschwinden lassen.
Die Iraner halten das Flugzeug in Geiselhaft.“
Flug MH370 gibt bis heute Rätsel auf (ORF.at)
Gleichzeitig mit dem Verschwinden des Flugzeuges zeigt sich die Demenzerkrankung des Vaters der Autorin. Sie schreibt nicht nur vom Verschwinden des Flugzeuges, sondern auch vom langsamen Verschwinden des Vaters. Der verliert den Kontakt zu seinem bisherigen Leben, zu seiner Außenwelt.
„Die letzte E-Mail des Vaters in meinem Postfach schließt mit den Worten: Bitte haltet Kontakt zu mir, versucht zu verstehen und, wo nötig, zu verzeihen, was ich tue.“
Helgard Haug ist auch Theaterregisseurin und hat das Rimini Protokoll mitgegründet. „All right. Good Night.“ war ein Theaterstück, bevor sie davon ausgehend ihren Debütroman geschrieben hat.
Verschwinden und Verlust in mehreren Facetten sind das Thema dieses Debütromans, der sich in viele kurze Absätze teilt.
„Über siebzig Bücher sind über das Verschwinden der MH370 geschrieben worden. Weit mehr als siebzig Erklärungsversuche. Hilft es, ein Buch zu schreiben? Helfen Bücher gegen das Verschwinden?“
Was jedenfalls in Erinnerung bleibt, ist Helgard Haugs besonderer Debütroman „All right. Good night."
Publiziert am 08.03.2024