FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Cover von  Roberto Savianos Buch "Falcone"

Hanser

Roberto Savianos „Falcone“

Giovanni Falcone hat sein ganzes Erwachsenenleben lang für Rechtsstaatlichkeit und gegen das organisierte Verbrechen in Italien gekämpft. Der Bestseller-Autor Roberto Saviano würdigt ihn mit seinem neuen Roman „Falcone“.

Von Maria Motter

Er schreibt über die Mafia, und er schreibt gegen sie an: Der italienische Bestseller-Autor Roberto Saviano ist 26 Jahre alt, als sein erstes Buch „Gomorrha“ erschienen ist. Das war 2006. In „Gomorrha“ macht Roberto Saviano die Machenschaften der neapolitanischen Mafia öffentlich.

Roberto Saviano

Mario Zanaria, Production: Nobileagency.

Roberto Saviano, Bestseller-Autor, Drehbuchautor und ein Kind Neapels.

Heute sagt er, er würde das Buch so nicht noch einmal schreiben. Sein geliebtes Neapel hat er längst verlassen, er lebt ständig mit Personenschutz. Roberto Savianos eigenes Leben ist inzwischen in der Graphic Novel „I’m still alive“ erzählt worden. Sein neuer und zweiter Roman nach „Der Clan der Kinder“ trägt den Namen des Mannes, der als Richter den Kampf gegen die Mafia intensivierte und sein Leben verlor: „Falcone“ basiert auf Tatsachen. Am 23. Mai 1992 hat die Mafia Giovanni Falcone getötet - mit einer halben Tonne Sprengstoff, die unter einer Autobahn ferngezündet wurde.

Falcone für immer

Giovanni Falcone ist Anfang der 1980er Jahre Untersuchungsrichter in Palermo. Der Autor Roberto Saviano versucht mit seinem neuen Roman „Falcone“ eine Nacherzählung eines Lebens, das Italien noch heute bewegt. Giovanni Falcone widmet sich früh dem Kampf gegen die Mafia und deren Netzwerk, er gründet eine Sonderkommission und er bereitet den sogenannten Maxi-Prozess vor: Hunderte Mitglieder der Mafia sind angeklagt.

Falcones Angst, in diesem Ringen für Rechtsstaatlichkeit und gegen die Mafia selbst ums Leben zu kommen, ist ein wiederkehrendes Motiv. Roberto Savianos Roman „Falcone“ ist jedoch weit mehr als das Porträt eines Mannes. Der 500-Seiten-Wälzer besteht aus 75 kurzen Kapiteln, die Schlaglichter auf die Geschichte Italiens werfen.

Giovanni Falcone am Cover von Roberto Savianos Roman "Falcone".

Hanser

„Falcone“ von Roberot Saviano ist 2024 bei Hanser erschienen, übersetzt aus dem Italienischen von Annette Kopetzki.

Viel recherchiert, wenig fiktionalisiert

Literarische Freiheit gönnt er sich und den Leser:innen in „Falcone“ kaum. Viele Männer fahren sich nur einmal durchs Haar – die Figurenzeichnung ist leider blass. Kleine Gesten müssen reichen, um einen Menschen kurz zu charakterisieren, weil auf der übernächsten Seite schon dessen Tod erinnert wird. Die Mafia macht regelrechte öffentliche Hinrichtungen und Roberto Saviano protokolliert die Vergangenheit. Dabei wechseln die Menschen, die er ins Zentrum rückt, mit den Kapiteln. Wesentliche Informationen - etwa zur Geschichte von Heroin - werden regelrecht doziert.

Den letzten Gedanken im Roman schreibt er dem Staatsanwalt Paolo Borsellino zu. Seit ihrer Kindheit in einem der ärmsten Viertel Palermos kannten Falcone und Borsellino einander. Borsellino sollte nur knapp zwei Monate länger überleben als Falcone. Am 19. Juli 1992 verüben Mitglieder der Mafia ein weiteres Bombenattentat, diesmal auf Borsellino, den Saviano davor noch denken lässt, dass es unvermeidlich ist, sich einsam zu fühlen, „denn der Mut ist einsam“.

Ans Ende seines Romans stellt Roberto Saviano eine Fotografie Falcones: Da lacht der Jurist so sehr, dass seine Zähne unter dem Schnurrbart blitzen. Es wirkt, als hätte er gerade die Fensterbalken geöffnet, um durchzulüften.

mehr Buch:

Aktuell: