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Field Recordings Geburtsstation

FM4 / Elisabeth Scharang

FM4 Field Recordings: How to have a baby

In Österreich wurden im letzten Jahr rund 77.300 Kinder geboren. Damit sank die Zahl der Geburten das zweite Jahr in Folge und ist auf einem Tiefststand. Ich bin für die Field Recordings einen Tag lang in der Entbindungsstation in der Klinik Floridsdorf in Wien und frage Eltern und Hebammen: Was braucht es, um heutzutage ein Kind gut auf die Welt zu bringen?

von Elisabeth Scharang

Wusstet ihr, dass in Österreich keine Geburt ohne eine Hebamme stattfinden darf? Es besteht also ein Anspruch für Eltern auf die Geburtsbegleitung und die Betreuung in der Zeit nach der Geburt durch eine Hebamme und die Krankenkasse bezahlt das auch. In Österreich arbeiten 2.600 Hebammen und alleine in der Klinik Floridsdorf in Wien sind es 60, die in der Geburtsstation Tag und Nacht dafür sorgen, dass die Geburten so stressfrei wie möglich für Kind und Mutter ablaufen.

Field Recordings Geburtsstation

FM4 / Elisabeth Scharang

Die berühmte Semmelweißklinik ist ja vor kurzem endgültig geschlossen worden und die gesamte Gynäkologie und Entbindungsstation wurde in die neu eröffnete Klinik in Floridsdorf umgesiedelt. Die riesigen gelbe Kugeln, die an langen Seilen in einem Glaskubus zwischen den Abteilungen in den einzelnen Stockwerken hängen, erinnern mehr an Hoteldesign als an ein öffentliches Krankenhaus. Es riecht auch nicht nach Krankenhaus. Ich steige im 2. Stock aus: Entbindungsstation.

Field Recordings Geburtsstation

FM4 / Elisabeth Scharang

Kein Kind kommt ohne Hebamme zur Welt

FM4 Field Recordings – Gespräche mitten im Geschehen: How to have a baby

Am 1.4.2024 von 13 bis 15 Uhr, im FM4 Player und als Podcast.

„Das sogenannte Hinzuziehungsgesetz gibt’s schon ganz lange, es hat nur keiner gewusst“, erzählt mir Maria Göttlicher, die seit 30 Jahren als Hebamme arbeitet und eine der Koordinatorinnen des Teams in der Geburtsstation ist. Das Gesetz hat früher verhindern sollen, dass Frauen alleine gebären und dass Neugeborene nicht gemeldet werden - das heißt, die Hebamme hat die Meldepflicht. „In den 90iger Jahren, als ich begonnen habe, waren wir noch nicht so selbstbestimmt wie heute, da wurde im Spital seitens der Ärzteschaft noch nicht auf Augenhöhe mit uns gesprochen“, erzählt Maria. Heute stehen die Hebammen in der ersten Reihe und in direktem Kontakt mit den schwangeren Frauen, wenn es um die Geburt geht. Ärzt:innen kommen meist nur dazu, wenn es Komplikationen gibt.

Field Recordings Geburtsstation

FM4 / Elisabeth Scharang

Ich treffe Lara am Stützpunkt der Geburtsstation und sie zeigt mir den Kreißsaal. Der hat schon lange nichts mehr mit einer Massengebärstation zu tun, sondern als Kreißsaal wird heute die gesamte Station mit ihren vielen Einzelzimmern, in denen die Geburten stattfinden, bezeichnet.

Die meisten Frauen gebären nicht im Bett

„Wenn ich mit einer Frau hier hereingehe, dann ist schon alles bereit: eine Matte am Boden, der große Ball, eventuell ist auch die Badewanne schon eingelassen, wenn die Frau in die Badewanne will. Die ist da gleich nebenan. Die Geburt kann überall stattfinden. Unsere Babys werden hier im Stehen, im Hocken, im Knien geboren. Wir schauen einfach, was gut ist für die Frau und versuchen, mit ihr mitzugehen und zu schauen welche Position unterstützt die Geburt.“ Das sind keine Zimmer, in die man nur mit Zusatzversicherung kommt, sondern das ist Standard. Nachdem es in den letzten Jahren viele Horrormeldungen aus dem Gesundheitsbereich gab, kann ich mal was Gutes berichten: Kinderkriegen in einem österreichischen Krankenhaus wie hier in Wien Floridsdorf hat Klasse.

Field Recordings Geburtsstation

FM4 / Elisabeth Scharang

Ich frage Lara, warum sie die Ausbildung zur Hebamme gemacht hat und was sie so mag an ihrem Job. „Meine Nachbarin war Hebamme und das hat mich als Kind schon begeistert. Im Laufe meines Lebens hab ich gemerkt, ich will irgendwas ganz Ursprüngliches machen. Und die Geburt ist etwas sehr Ursprüngliches mit sehr viel Kraft.“ Was sie an dem momentanen System kritisiert ist, dass die gesamte Geburtsvorbereiten und Schwangerschaftsbegleitung in den Händen der Gynäkologie liegt und die Hebammen nur dann in den Monaten vor der Geburt hinzugezogen werden, wenn die Frauen das privat bezahlen. Das könnte besser laufen, sagt Lara. Man könnte auch die Zeit nach der Geburt besser vorbereiten, wenn man mit den werdenden Eltern/Müttern/Vätern mehr Zeit im Vorfeld verbringen könnte.

Der Babyblues ist eine ernste Sache

Laut einer aktuellen Studie leidet jede 5. Frau und jeder 10. Mann während der Zeit der Schwangerschaft und in den Monaten nach der Geburt an psychischen Problemen wie Angststörungen oder Depressionen. Warum das so ist und wie man das auffangen kann, darüber rede ich mit Gynäkologin Dr. Christiane Mayer.

Field Recordings Geburtsstation: Interview mit Ärztin
Field Recordings Geburtsstation

FM4 / Elisabeth Scharang

Agnes und Mario sind vor zwei Tagen zum zweiten Mal Eltern geworden. Die beiden sind FM4 Fans und nachdem sie gehört haben, dass ich für die Field Recordings auf der Entbindungsstation unterwegs bin, haben sie zugesagt, dass ich sie und ihre kleine neugeborene Tochter kurz besuchen darf. Es ist einfach unmöglich, sich gegen das Staunen und das Wundern zu erwehren, wenn man so ein frisch geschlüpftes kleines Menschenwesen sieht. Und die Vorstellung, dass es aus dem Körper von Agnes gekommen ist, die jetzt neben mir sitzt und ihre kleine Tochter stillt, ist noch unglaublicher.

Beim zweiten Kind geht’s meist schneller

„Diesmal hat es nur zwei Stunden gedauert, nicht 27 Stunden wie bei meinem ersten Kind. Es war wirklich easy und ich war viel präsenter als bei der Geburt von meinem kleinen Sohn vor drei Jahren. Es ist wirklich überwältigend.“

Field Recordings Geburtsstation

FM4 / Elisabeth Scharang

Was Agnes und Mario über das Eltern-werden erzählen, wie Hebammen selbst übers Kinderkriegen denken, nachdem sie das beruflich jeden Tag miterleben und warum der Kaiserschnitt in Österreich viel häufiger angewendet wird als z.B. im Norden von Europa: Das alles hört ihr in den FM4 Field Recordings am Ostermontag von 13 bis 15 Uhr und als Podcast zum Nachhören.

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