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Försterin im Wald

Elisabeth Scharang

FM4 Field Recordings: Unterwegs im Wald der Zukunft

Marcella Mühlbach leitet als Försterin das Forstrevier Attergau beim Traunsee. Sie ist als Stadtkind in Dresden aufgewachsen. Während ihres Studiums in Brasilien und Russland hat sie viel Erfahrung gesammelt und ist schließlich in Österreich Försterin geworden. Sie bezeichnet sich als Managerin der Wälder. Für die FM4 Field Recordings am 26. Dezember nimmt sie uns mit in ihr Revier.

Von Elisabeth Scharang

„Wenn ich im Wald bin, dann fühle ich mich zu Hause.“

Marcella fährt im Rückwärtsgang genauso sicher jede Kurve der steilen Forststraße wie im Vorwärtsgang. Der Geländewagen ist ihr Büro. Von hier aus managet sie die Holztransporte, beobachtet den Flug von Borkenkäfern, kümmert sich um die Instandsetzung der Forstwege und gestaltet den Wald, damit er in 100 Jahren überlebensfähig sein wird. Dann erst wird man das Resultat ihrer Arbeit sehen.

Försterin im Wald

Elisabeth Scharang

Der ästhetische Wald

„Wald hat für mich auch mit Waldästhetik zu tun, und das ist auch ein Teil meiner Arbeit. Wenn ich Bäume umschneide, schaffe ich Strukturen, dadurch kann man weit in den Wald hineinblicken, ich kann unterschiedliche Baumarten fördern und damit ein Farbenspiel erzeugen“, erzählt Marcella, während wir auf 2000 Meter Höhe über das Tal schauen.

„Würde ich hier nicht eingreifen, hätte ich flächendeckend einen Buchenwald und eine Monokultur. Natürlich bedenke ich in jeder meiner Entscheidungen mit, welche Baumarten mit der Klimaerwärmung eine Chance haben.“

Försterin im Wald

Elisabeth Scharang

Im Sperrgebiet

Wir bleiben mit dem Auto vor der Tafel stehen, die jede Weiterfahrt strengstens verbietet. Sperrgebiet wegen Waldarbeiten. Marcella bekommt ein Handzeichen von einem der Forstarbeiter, wir dürfen passieren. Wo der Schnitt gesetzt wird, wie der Keil reingeschlagen wird, damit der Baum in die gewünschte Richtung fällt und möglichst wenige andere Bäume verletzt, das muss man lernen. Langsam, fast in Zeitlupe, neigt sich der 30 Meter lange Stamm und fällt. Sehr majestätisch. Ich dachte, dass die gesündesten Wälder die seien, die vom Menschen einfach in Ruhe gelassen werden, also Urwald, der sich selbst überlassen bleibt.

Försterin im Wald

Elisabeth Scharang

Gut für die Biodiversität

Marcella erklärt mir, warum aktive Waldbewirtschaftung, so wie sie das für die österreichischen Bundesforste betreibt, gut ist für den Wald. „Die Wissenschaft hat bewiesen, dass ein bewirtschafteter Wald eine hohe Artenvielfalt bildet. Sehr wenige Baum- und Tierarten brauchen einen Urwald; aber ich hab fünf Parzellen, die als Urwald außer Nutzung gestellt und sich selbst überlassen sind.“

Försterin im Wald

Elisabeth Scharang

Ein Beruf für die Zukunft

Wir machen uns auf den Weg in den beheizten Bauwagen, in dem die Forstarbeiter sich am Holzofen wärmen und ihre Jause essen. Marcella bleibt immer wieder stehen, erklärt mir einzelne Baumarten, schaut, wie sich junge Bäume entwickeln.

„Für mich ist das ein schöner Beruf, der viel mit Verantwortung zu tun, weil ich den Wald für die übernächste Generation schaffe. Mit dem Ausblick, dass sich die Erderwärmung um 7 Grad erhöht oder um 10 Prozent.“

Försterin im Wald

Elisabeth Scharang

Wem der Wald gehört

Österreich ist ein Holzland, über 290.000 Menschen arbeiten in der Forst-, Holz- und Papierindustrie; 48% der Fläche von Österreich ist mit Wäldern bedeckt, das heißt, da stehen rund 3,5 Milliarden Bäume auf einer Fläche von 5,5 Millionen Fußballfeldern. Marcella zeigt mir auf einer ihrer Karten, die auf dem Tablet gespeichert sind, welches Gebiet zu ihrem Revier und somit zu den österreichischen Bundesforsten gehört und was in Privatbesitz ist. Ich bin sehr erstaunt, als ich höre, dass 80% der Waldfläche in Österreich Privaten gehört.

In den FM4 Field Recordings spricht Marcella über die Buchdrucker und Kupferstecher - beides Borkenkäferarten - und warum sie so gefährlich sind, wir reden über die Jagd und besuchen Christian und Martin, die beiden jungen Forstarbeiter, während ihrer Mittagspause im Wald. „Wir sind unter Wetterbedingungen draußen, da sagen andere: Ihr müsst ja einen Vogel haben!“

FM4 Field Recordings: Unterwegs im Wald der Zukunft

Am 26. Dezember von 13 bis 15 Uhr und als Podcast zum Nachhören.

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