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„Der österreichische Film ist international eine Brand“

Von 4. bis 9. April feiert das Filmfestival Diagonale in Graz den österreichischen Film in all seinen Facetten. Wie gut aber kommen österreichische Kinoproduktionen eigentlich an den heimischen und internationalen Kinokassen an und welches Image hat der österreichische Film? Ein Gespräch mit Roland Teichmann, dem Direktor des Österreichischen Filminstituts.

Von Jan Hestmann

Wenn die Stadt Graz aus dem Winterschlaf erwacht und den Frühling begrüßt, die Tische vor den Cafés sich wieder füllen und eisschleckende Menschen durch die Altstadt ziehen, dann geht das immer auch mit dem Start eines Filmfestivals einher. Die Diagonale - Festival des österreichischen Films feiert eine Woche lang neue heimische Produktionen in vier Grazer Kinos, begleitet von Diskussionsformaten, Preisverleihungen und Partys. Heuer findet die Diagonale von 4. bis 9. April statt, erstmals unter der Intendanz von Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh.

Sounds like Diagonale

Die Diagonale-Spezialsendung am Samstag, den 6.3.2024 von 13 bis 17 Uhr. Mit vielen Beiträgen und Interviews rund um das Festival des Österreichischen Films in Graz.

Zu sehen sein werden wieder aktuelle österreichische Spielfilme und Dokumentarfilme, aber auch Kurzfilme und experimentelle Formate (ein paar Highlights haben wir hier bereits zusammengetragen). Die österreichische Filmbranche versammelt sich in der steirischen Hauptstadt und feiert sich und ihr Schaffen. Wie aber kommen österreichische Kinoproduktionen das ganze Jahr über an den Kinokassen an - an den heimischen wie auch an den internationalen? Was ist ein erfolgsversprechendes Rezept hierzulande und wie steht es um das internationale Image des österreichischen Films?

Szenenbild aus "Des Teufelsbad": Ein Mann trägt eine Frau über seiner Schulter

Filmladen

„Des Teufels Bad“ von Veronika Franz und Severin Fiala wird auch auf der diesjährigen Diagonale zu sehen sein. Das Regieduo ist seit seinem Durchbruch mit „Ich Seh Ich Seh“ auch international sehr gefragt.

Im Jahr 2023 hat es in Österreich insgesamt 11,7 Millionen Kinobesuche gegeben. Knapp 1 Million (940.000) davon waren Besuche österreichischer Kinoproduktionen. 2023 sind 24 österreichische Spielfilme und 20 Dokumentarfilme fürs Kino produziert worden. Der erfolgreichste an den heimischen Kinokassen war die Komödie „Griechenland“ von Claudia Jüptner-Jonstorff und Eva Spreitzhofer mit Thomas Stipsits in der Hauptrolle. Der Film erreichte 283.783 Kinobesuche. Und international? Die Zahlen für das Kinojahr 2023 liegen noch nicht vor. 2022 waren im Ausland insgesamt 2,6 Millionen Besucher:innen in österreichischen Filmproduktionen.

Über das Abschneiden österreichischer Filme an den heimischen und internationales Kinokassen sowie über das Image des österreichischen Films spreche ich mit Roland Teichmann, dem Direktor des Österreichischen Filminstituts (ÖFI), das die genannten Besuchszahlen bereitgestellt hat. Das Österreichische Filminstitut ist Österreichs größte Filmförderungseinrichtung und damit maßgeblich an der Entwicklung und Herstellung österreichischer Filmproduktionen beteiligt.

radio FM4: Herr Teichmann, in welchem Zustand ist das Kino hierzulande gegenwärtig?

Roland Teichmann: Kaum war die Pandemie zu Ende, hat das Kino jedenfalls auch bei uns - vielleicht noch stärker als in anderen Ländern - eine echte Renaissance erlebt und erlebt es eigentlich nach wie vor so. Die Zahlen steigen, der Markt erholt sich, die Zahl der Filme steigt und es gehen immer mehr Menschen wieder ins Kino und sehen Kino einfach als einen sozialen Ort.

Wie schneiden österreichische Filme an den heimischen Kinokassen ab?

Wir haben in den letzten Jahren, also 2022/23, besonders gute Zahlen geschrieben, also 2022 waren es rund 650.000 Besuche für österreichische Filme nur im Inland, 2023 haben wir die Million knapp verpasst. Das sind so Marktanteile zwischen 6,5 und 8%. Was für ein kleines Land mit einem kleinen Markt wirklich extrem gut ist.

Der Film ist nach dem Neujahrskonzert der erfolgreichste Kulturexportartikel aus Österreich.

Und weil das auch immer zu kurz kommt: Es ist ja nicht nur im Inland, sondern es gehen ja auch außerhalb Österreichs Menschen ins Kino und schauen sich österreichische Filme an. Im letzten Jahr sind die Filme in über 90 Ländern gelaufen und es waren über 2,6 Millionen Besuche weltweit. Ich glaube, der Film - sonst soll mir jemand mal das Gegenteil beweisen -, ist nach dem Neujahrskonzert der erfolgreichste Kultur-Exportartikel aus Österreich.

Österreichische Filme kommen also an den internationalen Kinokassen gut an. Und auf Filmfestivals außerhalb Österreichs?

Die Festivalperformance ist auch ziemlich gut, muss man sagen, also wiederum für ein kleines Land. Man darf das ja nie vergessen. Bei uns wird immer alles so schnell selbstverständlich. Also als ob das normal wäre, dass wir mit unserem relativ kleinen Output - jetzt verglichen mit anderen größeren Ländern in Europa - regelmäßig in Cannes, Berlin, Venedig, Locarno überall Filme vom Wettbewerb abwärts haben. Wir haben uns schon fast ein bisschen daran gewöhnt - was nahezu absurd ist. Aber die künstlerische Performance, die nicht unbedingt immer mit der wirtschaftlichen korreliert, die ist sehr gut.

Was ist das Image des österreichischen Films im Ausland?

Insbesondere im Bereich des künstlerischen Films oder des innovativeren Films, des vielleicht kompromissloseren Films ist der österreichische Film international schon eine Brand, die wahrgenommen wird. „Corsage“ (Anm.: Sisi-Drama von Regisseurin Marie Kreutzer) war da sicher einer der erfolgreichsten Filme in den letzten Jahren, der national sehr gut funktioniert hat, aber auch international enorm gut verkauft worden ist.

Im Bereich des innovativeren, kompromissloseren Films ist der österreichische Film international eine Brand.

Zurück zu den heimischen Kinokassen: Letztes Jahr war die Komödie „Griechenland“ der meistbesuchte Kinofilm. Heuer performt bislang Josef Haders „Andrea lässt sich scheiden“ am stärksten.

Josef Hader ist eine Marke. Er ist ein Publikumsliebling und seine Art von Humor ist auch sehr österreichisch. Und das merkt man einfach auch an der Publikumsresonanz.

Josef Hader und Birgit Minichmayr

Filmladen

Josef Hader und Birgit Minichmayr in „Andrea lässt sich scheiden“

Welches Genre funktioniert nun also am besten an den Kinokassen?

Letzten Endes, das ist jetzt aber kein österreichisches Spezifikum, sind die Filme, die in den Kinos Zahlen machen - im Sinne von größeren, relevanteren Besuchszahlen - Komödien. Die Komödie ist einfach das beliebteste Genre. Komödie und Family Entertainment, weil beim Family Entertainment, sei es jetzt Animation oder Realfilm, halt die Familie reingeht. Da gehen dann gleich mal vier, fünf Tickets weg.
Und es gibt immer wieder Überraschungserfolge. Filme, die man nicht so am Schirm hat als publikumserfolgreich und die dann tatsächlich extrem gut funktionieren. Ist vielleicht ein altes Beispiel, aber das trifft es immer noch gut: „Die beste aller Welten“ von Adrian Goiginger. Ein Drama, schweres Drama, Drogendrama - der hat weit über 100.000 Besuche gemacht.

Danke fürs Gespräch!

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