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Affen-Apokalypse Now!

Mit „War for the Planet of the Apes“, bei uns “Planet der Affen: Survival” betitelt, geht die haarige Endzeit-Trilogie ins Finale.

Von Christian Fuchs

In den ersten Filmminuten herrscht noch trügerische Ruhe, dann bricht die Hölle los. Eine Gruppe mutierter Affen, die sich in die Wälder in der Nähe von San Francisco zurückgezogen hat, wird plötzlich von einer Spezialeinheit der US-Army attackiert. Die Tiere, angeführt vom hochintelligenten Schimpansen Caesar, triumphieren zwar über ihre menschlichen Angreifer, aber die Verluste sind hoch.

Die virtuos inszenierte und montierte Anfangssequenz täuscht. „War for the Planet of the Apes“ ist alles andere, als ein Non-Stop-Actionspektakel. Ganz im Gegenteil. Der neueste Teil der Affensaga, basierend auf einer kultisch verehrten Filmreihe aus den Sixties, entpuppt sich als elegische Reflexion über Krieg und Frieden, weit weg von der üblichen Blockbuster-Hektik.

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Ape shall not kill Ape: Die Original-Saga

Filmische Anti-Utopien und Öko-Schocker griffen Ende der Sechziger Jahre den pessimistischen Zeitgeist auf. Da kam das Buch „Le Planete des Singes“ eines gewissen Pierre Boulle gerade recht.

„The Planet of the Apes“ versteckte seine Anspielungen auf die Schattenseiten des American Way Of Life nicht gerade. Wie auch, bei der Parabel um einen Astronauten, der auf einem Planeten strandet, wo alles verkehrt läuft und intelligente Affen die archaischen Menschlein versklaven. Am Ende, als der arme Raumfahrer vor den Überresten der New Yorker Freiheitsstatue steht, wird ihm klar, wo er via Zeitloch wirklich gelandet ist: In der nuklear verseuchten Zukunft der Erde.

Bittere Sozialkritik verpackt in Breitwand-Entertainment: Nur Naivlinge im Publikum dachten beim „Planet der Affen“ an mehr Rechte für ihre armen Haustiere. In Wirklichkeit spielte der Film natürlich auf diskriminierte Minderheiten und Bürgerrechts-Demonstrationen an. Aber der seriöse Anspruch überholte sich bald. Und der Affenzirkus landete dann doch im Nachmittags-TV. Spätere Generationen, die den Film und seine Fortsetzungen dort aufschnappten, amüsierten sich köstlich über die Kostüme und den bemüht aufklärerischen Spirit.

Allerdings blieb auch jede Menge Respekt übrig, vor so viel filmischer Ambition. Und Faszination für die Art und Weise, wie die Affensaga in vier weiteren Sequels entwickelt wurde. Das Make Up geriet den Machern zwar immer schrottiger, aber als Ganzes betrachtet, ist die affige Tetralogie eine höchst spannende Angelegenheit. Schließt doch das Ende des letzten Teils " Battle for the Planet of the Apes" (1973) nahtlos an den Erstling an. The beginning is the end is the beginning.

Reise ins Herz der Finsternis

Begonnen hat der Prequel-Reigen 2011 mit dem relativ enttäuschenden „Rise of the Planet of the Apes“, in dem letztlich ein im Labor gezüchteter Virus den Großteil der Menschheit ausrottet und im Gegenzug genetisch veränderte Affen in Freiheit gelangen. „Dawn of the Planet of the Apes“ gehört dann 2014 zu jenen überraschenden Sequels, die in einer ganz eigenen Liga spielen. Der Film vermischt eloquent bissige Gesellschaftskritik und brachiale Endzeit-Action. Regisseur Matt Reeves, eng mit JJ Abrams verbandelt, erzählt darin auf fesselnde Weise vom Versuch des Zusammenlebens zwischen Menschen und Primaten in der Post-Virus-Welt. Wer dabei an aktuelle politische Krisenherde denkt, liegt durchaus richtig.

Jetzt, im Finale der Trilogie, herrscht Krieg. Denn nach dem hinterhältigen Angriff der Soldatentruppe, der von einem besessenen Colonel befohlen wurde, überwältigt auch den besonnenen Caesar der Drang nach Rache. Zusammen mit seinen engsten Gefährten begibt sich der Affen-Anführer auf eine Reise ins Herz der Finsternis. Er will den gnadenlosen Gegenspieler aus den menschlichen Reihen in seiner Army-Festung persönlich töten.

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Dass Woody Harrelson diesen glatzköpfigen Militaristen höchst brutal und fast zärtlich zugleich anlegt, mit deutlichen Verweisen an Colonel Kurtz alias Marlon Brando in „Apocalypse Now", ist natürlich Absicht. „War for the Planet of the Apes” wirkt insgesamt oft wie eine haarige Hommage an Francis Ford Coppolas legendäres Vietnam-Epos.

Mit dem Vorbildfilm aus den späten Siebzigern teilt die Sci-Fi-Dystopie auch das bewusst behäbige Tempo, das in Zeiten schneller Schnitte fast schon radikal gegensätzlich wirkt. Aber auch Verbeugungen vor Cineastengöttern wie David Lean oder Akira Kurosawa blitzen auf. Deutlicher gesagt: Eingefleischte Action-Fanatiker, die beim Vorgängerfilm noch auf ihre Kosten gekommen sind, werden öfter im Kinosessel auf die Uhr schauen oder gar kurz einnicken.

Atemberaubende Effekte, altmodisches Erzählkino

Wenn Regisseur und diesmal auch Drehbuchautor Matt Reeves die Regeln des sommerlichen Tschinnbumm-Kinos ignoriert, heißt das jedoch nicht, dass sein Film ohne spektakuläre Schauwerte auskommt. Die Performance-Capture-Technologie, deren Überzeugungskraft sich von Teil zu Teil steigerte, hat mittlerweile ein atemberaubendes Level erreicht.

Andy Serkis, der berühmteste Darsteller des Planeten, dessen Gesicht nur Insider kennen, erweckt Caesar so mitreißend und zugleich subtil zum Leben, dass die menschlichen Darsteller allesamt verblassen. Auch die komisch angehauchte Nebenfigur des Bad Ape (Steve Zahn) vereinnahmt die Leinwand so sehr, dass man sich etwa „Lord of The Rings“-Regisseur Peter Jackson im Kinosessel vorstellt, wie er vor Neid erblasst. Kein Wunder, dass sich die Story diesmal schon ganz auf die tierischen Charaktere konzentriert.

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Lässt man sich auf den zurückhaltenden Rhythmus ein, dann zehrt „War for the Planet of the Apes“, bei uns „Planet der Affen: Survival“ betitelt“, von all diesen Gegensätzen. Einerseits zelebriert der Film seine Spezial-Effekte im Grunde noch offensiver als es „Wonder Woman“, „Spiderman: Homecoming“ oder sogar die CGI-Orgie „Valerian and the City of a Thousand Planets“ tun. Auf der anderen Seite stellt er sie in den Dienst eines ganz altmodischen Erzählkinos, ohne Schnickschnack und voller heiligem Ernst. Ein sehenswertes Unikum im heurigen Blockbuster-Sommer.

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