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Obstwaage in einem Supermarkt

CC BY-SA von Santeri Viinamäki https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Supermarket_weighing_scale.jpg

Marc Carnal

Erklärungsversuche für die Obstwaagen-Taste 1

Sind Bananen wirklich so beliebt? Oder sind beim Mysterium rund um die Taste 1 vielmehr armenische Gerätehersteller, Blinde und zuckersüchtige Kinder das Zünglein an der Obstwaage? Marc Carnal auf der Suche nach Antworten

von Marc Carnal

Warum sind die Bananen eigentlich krumm?
Diese Frage möchte ich ein anderes Mal erörtern, heute muss sich die wissenshungrige Leserschaft mit der Annäherung an ein anderes Mysterium aus dem üppigen Themenkomplex „Banane & Co“ begnügen.

Wie so manchem aufmerksamen Obst-Connaisseur wohl schon aufgefallen ist, wird bei Supermarkt-Waagen die Banane stets auf die erste Taste programmiert.

Auch unter www.carnal.at erfährt man nicht, warum die Banane krumm ist, dafür aber immerhin aktuelle Lesungstermine und sonstige Premium-Infos zu Herrn Carnal.

Titelbild: CC BY SA 4.0 von Santeri Viinamäki via Wikimedia Commons

Diese Erkenntnis ist nur von geringem News-Wert, in zahlreichen Internetforen wurde der Grund für diese monotone Tasten-Belegung schon diskutiert, Konzern-Vertreter wurden für Radio-Features dazu befragt und bestimmt gab es bereits diverse Galileo-Sondersendungen zum Thema Bananentaste.

Die Erklärung von offizieller Seite lautet stets, dass Bananen ganzjährig verfügbar, nicht für ihre Sortenvielfalt bekannt und überdies die populärste aller Obstsorten seien. Deshalb sei es naheliegend, den Nummernreigen auf Supermarktwaagen mit diesem Früchte-Evergreen einzuleiten.

Interpretationshilfe:

Das Wort „Evergreen“ ist in diesem Zusammenhang eine subtile Anspielung auf den oftmals unreifen Zustand der vermeintlich gelben Südfrüchte.

Bananen sollen das beliebteste Obst sein?! Das klingt doch mehr als fadenscheinig!

Interpretationshilfe:

„Fadenscheinig“ ist ein vom Autor bewusst gewählte Doppeldeutigkeit, die auf die allseits verhassten Bananenfäden anspielt.

Mal ehrlich: Wer mag schon Bananen? Diese saftlosen, plump schmeckenden und viel zu süßen Gatsch-Früchte, die immer entweder un- oder überreif sind und niemals mit der erfrischenden Note von beispielsweise Äpfeln und Pfirsichen oder der aromatischen Raffinesse von Kiwis oder Trauben konkurrieren können, sind doch nicht wirklich beliebt! Bananen taugen ausschließlich als süße Nahrungsergänzung für Kleinkinder, Sättigungsbeilage für Sportler und optisches Must-have für Obstschalen. Aber niemand isst die fade Tropen-Wurst wirklich gerne.

Die Beliebtheit von Bananen als Argument für die stets gleich belegte Waagentaste 1 anzuführen, weckt den Verschwörungstheoretiker in mir!
Wer oder was steckt wirklich dahinter?
Läuft hier etwa ein krummes Ding?

Interpretationshilfe:

„Krummes Ding“ ist nicht nur ein umgangssprachlicher Ausdruck für einen kriminellen Akt, sondern könnte auch ein Synonym für Bananen sein. Diese elegante Doppeldeutigkeit ist dem Autor durchaus bewusst ;-)

Warum ist die Obstwaagen-Taste 1 immer für die Banane reserviert?
Es folgen einige selbstgemachte Theorien:

Beliebtheit vorgaukeln

Vor Jahrzehnten wurde die Waagentastenbelegung im Wissen eingeführt, dass eines Tages neugierige Journalisten bei Konzern-Pressesprechern nach den Gründen fragen würden. Diese könnten dann mit der angeblichen Beliebtheit von Bananen argumentieren. Darüber hinaus manifestieren die Informationen „Banane“ sowie „1“ im Unterbewusstsein der manipulierbaren Kundschaft langfristig die Botschaft „Bananen sind die Nummer eins“.

Es handelt sich also um eine perfide Methode der Bananen-Lobby, um ihre niederträchtigen Früchte in den kollektiven Obst-Charts durch gezieltes Vorgaukeln von allgemeiner Akzeptanz schleichend als Top-Seller zu etablieren.

Form und Ziffer

Bei der Einführung der Obstwaage spielte man mit dem Gedanken, Obstsorten jenen Ziffern zuzuordnen, die ihrer Form am ehesten entsprechen. Die Ziffer 1 sieht mit etwas Phantasie wie eine Banane aus und anfangs teilte man aus optischen Gründen beispielsweise auch die Nummer 88 den Kirschen zu. Doch man ging unbedacht vor: Der Kirschenkauf wurde schnell zu einem Geheimcode unter Neonazis und außerdem suchte man vergeblich nach passenden Ziffern für Birnen oder Zwetschken. Das Konzept der „sprechenden Ziffern“ wurde also schnell wieder aufgegeben, nur die Bananentaste 1 ist ein Relikt dieser unausgegorenen Idee.

Frau in Café mit T-Shirt-Aufdruck "Politically correct"

mc

Ist es politisch unkorrekt, ChinesInnen zu unterstellen, dass sie ihre Selbstbeschriftungen zumeist gar nicht verstehen?

Jugendschutz

Da Bananen aufgrund des hohen Fruchtzuckergehalts für Kinder entgegen der landläufigen Meinung alles andere als gesund sind, wurde die Waagentaste 1 gewählt, da sich diese zwangsläufig oben links am Waagen-Keyboard befindet, also für kleine Kinder am schwersten zu erhaschen ist.

Blinde Kunden

Aufgrund ihrer unverwechselbaren Form sind Bananen unter blinden Kunden ein äußerst begehrtes Obst. Doch Sehbehinderung hin oder her - An der Waage gibt es kein Pardon und zumeist auch weder Brailleschrift noch Sprachsteuerung.
Um es den blinden Bananen-Aficionados so leicht wie möglich zu machen, einigte man sich auf die Waagentaste 1, da man ihre Position links oben am einfachsten ertasten kann.

Alphabetische Anordnung

Die Obstsorten sind ganz einfach alphabetisch angeordnet. Wer nun argumentiert, dass diese Theorie mit A wie Apfel nicht stichhaltig ist, könnte noch mit dem Plural zurechtgewiesen werden, der schließlich mit einem Umlaut beginnt. Wer allerdings A wie Aprikose anführt, widerspricht plausibel.

Ein weiterer Leckerbissen für Fans der kulinarischen Spekulation: Der 2012 an dieser Stelle erschienene Text Zehn Theorien zum Anstandsbissen

Scheinbar!
Denn wer sagt, dass man bei der Waagentasten-Belegung von deutschen oder englischen Obst-Vokabeln ausgehen muss? Immer diese eurozentristische Ignoranz! Schließlich gilt Armenien als weltweit führender Waagen-Exporteur, und auf Armenisch heißt Banane „adamat’owz“. Die Tastenbelegung ist also auf Armenisch streng nach dem Alphabet angeordnet und erscheint nur uns willkürlich.

Es ist einfach so

Natürlich könnte es auch sein, dass es einfach so ist. Es muss ja nicht immer für alles einen Grund geben.

Popularität überschätzt

Bei der Markteinführung der Banane ging man von wesentlich größeren Absatzmengen pro Kunde aus. Man vermutete, die Südfrucht würde sich zu einem derartigen Renner entwickeln, dass jeder Käufer danach trachten müsste, Bananen im zweistelligen Kilobereich auf den Obstwaagen anzuhäufen. Da die halbmeterhohen Türme an BPK (Bananen pro Kunde) die meisten Tasten am Waagen-Board überragen und nur noch jene an den oberen Rändern für die Finger frei zugänglich sein würden, reservierte man die Nummer 1, um ein barrierefreies Drücken zu ermöglichen.
Der Optimismus war zu groß, die Tastenbelegung jedoch blieb.

Betrug vermeiden

Machen wir uns nichts vor: An der Obstwaage wird häufig betrogen, denn edel sei der Mensch, ist es aber leider meist nicht.
Besonders bei Bananen neigt der Kunde zur bewussten Täuschung. Schließlich wiegt man Bananenschalen und -fäden mit, obwohl man diese Bestandteile vor dem Verzehr entsorgt. Deshalb juckt es so manchen sehr, beim Wiegen eine andere Taste zu drücken.
Beim Kauf von Äpfeln die falsche Apfelsorte zu wählen, lässt sich an der Kasse noch mit Unaufmerksamkeit argumentieren, doch einen Bund Bananen aufs Förderband zu legen, auf dem das Etikett „Gala Royal Tenroy €2,54“ prangt, bringt den Schwindler in Erklärungsnot, weil eben jedes Kind weiß, dass man bei Bananen stets die Taste 1 drücken muss.
Die Tastenbelegung ist also eine kluge Betrugsprävention.

P.S.: Die Stellungsnahmen heimischer Nahversorger-Ketten und internationaler Supermarkt-Konzerne werden in den nächsten Tagen nachgereicht.

P.P.S.: Um Gerüchten zuvorzukommen, möchte ich an dieser Stelle betonen, dass ich eine Kandidatur für die Liste Pilz nach derzeitigem Stand dezidiert ausschließe.

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