FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Feiernde Menschen

C00

MARC CARNAL

Verschiedene Party-Abgänge neben dem Polnischen

Es gibt noch wesentlich mehr Arten, eine Party zu verlassen, als sich einfach grußlos zu verabschieden. Neben dem Polnischen sollten sich auch der japanische, der britische oder der tschechische Abschied etablieren.

Eine Kolumne von Marc Carnal

Wenn man sich von einer Party ohne Verabschiedung davonstiehlt, spricht man davon, “einen Polnischen” zu machen. Es ist überhaupt keine Unart, Partys grußlos zu verlassen, sondern eigentlich der stil- und rücksichtsvollste Abgang. Wer sich nämlich vor dem Heimweg von allen verabschiedet, suhlt sich doch in Wahrheit nur im geheuchelte Bedauern der anderen Gäste. Man will genießen, vierzigmal “Was? Jetzt schon?” zu hören. Schließlich wird niemand ehrlich sein und freudestrahlend sagen: “Du bist dahin? Na endlich!”

Polnische Abgänge fördern zudem Party-Länge und -Ausgelassenheit. Wer um Mitternacht laut Lebewohl sagt, bringt die anderen Gäste nur auf die Idee, sich ebenfalls zu verabschieden. Plötzlich schauen alle auf die Uhr, wollen die letzte U-Bahn erwischen, flüchten in Rudeln und vorbei ist die Sause!

Ein Polnischer ist also ein sehr guter Abgang. Aber zwischen dem klammheimlichen Aufbruch und langen Verabschiedungen gibt es noch sehr viele weitere Arten, eine Party zu verlassen. Es würde zwar längst überholte Klischees schüren, wäre aber gleichzeitig praktisch und ein bisschen lustig, auch diese nach Ländern zu benennen.

Französischer, Britischer, Tschechischer

Wer sich von den Gastgebern mit einem Zungenkuss verabschiedet, macht einen Französischen. Ist man auf eine Party gar nicht erst eingeladen, kommt aber trotzdem und will sich dann partout nicht verabschieden, spricht man von einem Russischen. “Oh, tut mir leid, jetzt hab ich euch so richtig überfallen!”

Einen tschechischen Abgang legen Gäste hin, die bis zur Alkoholvergiftung saufen und sich dann in den Rettungswagen “verabschieden”. Wesentlich seltener, ja eigentlich so gut wie nie kommt der sogenannte Niederländische vor: Sich auf der Party einrauchen und dann vernünftigerweise nicht mehr mit dem Auto nach Hause fahren, sondern sich für ein paar Stunden hinten in der Wohnwagen legen.

Amerikanischer, Turkmenischer, Japanischer

Wird auf einer Party gestritten und man mischt sich zuerst ungefragt in den Konflikt ein, um sich dann einfach zu davonzustehlen, heißt das amerikanischer Abgang. Wartet man dagegen, bis eine größere Gruppe aufbricht und surft dann auf dieser Abschiedswelle mit, verabschiedet man sich australisch.

Einen Turkmenischen macht man, wenn man sich auf der Party so abschottet, dass es gar niemandem auffällt, wenn man geht. Diskutiert man als Paar darüber, ob man nach Hause gehen soll und kann sich zwar nicht einigen, entscheidet sich aber trotzdem dafür, zu gehen, bereut das bereits beim Schuhebinden, hält aber stur an der Entscheidung fest und geht, ist das ein Britischer. Der klassische Party-Brexit eben.

Einen Italienischen macht man, wenn man zur Mama nach Hause fährt und einen Slowakischen, wenn man die Party wieder verlässt, weil einen eh niemand so richtig kennt. Bleibt man nur für eine halbe Stunde, macht dabei aber hunderte Fotos und eilt dann gleich zur nächsten Party, ist das ein Japanischer. Bleibt nur noch die Frage, wie denn ein österreichischer Abgang aussehen könnte. Diskutiere!

mehr Marc Carnal:

Aktuell: