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Wütender Mann beißt sich in Hand

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marc carnal

Triggerwarnung: In diesem Text geht es um Triggerwarnungen!

Trigger-Entwarnung: Dafür kommen weder Gewalt, Bodyshaming, Schlangen, Drogenkonsum noch rassistische Äußerungen vor.

Eine Kolumne von Marc Carnal

Kaum ein Instrument von uns linksextremen Tugend-Terroristen weiß die Gemüter so zu erhitzen wie Triggerwarnungen vor Filmen, Serien, Videos oder Büchern. Oft sorgen die Warnungen sogar für stärkere Gefühlswallungen als die Trigger selbst.

Am Samstag, den 13. April, bin ich neben Kapazundern wie Paul Lendvai, Elfriede Hammerl, Fritz Jergitsch, Heidi List oder Werner Gruber bei der Langen Nacht der Kolumnist:innen im Wiener Rabenhof zu sehen. Ein paar Resttickets gibt es noch hier, der Erlös des Abends geht in Form von Sachspenden an die Gruft.

Von „irrem Gesinnungsterror“ geifern die selbsternannten Bewahrer der abendländischen Leit-Kultur. Terror! Es ist die wohl derbst denkbare Übertreibung, einen nur für wenige Sekunden eingeblendeten schriftlichen Hinweis mit einem Sprengstoff-Attentat gleichzusetzen.

Was ist denn so dermaßen schlimm an einer nüchternen Aufzählung von potenziell re-traumatisierenden Inhalten, Motiven oder Szenen? Man muss sie ja nicht einmal lesen, sondern kann die kurze Einblendung beispielsweise dafür nutzen, in ein Snickers zu beißen oder nochmal schnell ins Internet zu schauen. Vielleicht hat dort ja irgendein Feuilleton-Dino wieder einen Artikel über Triggerwarnungen geschrieben.

Rührt die empörte Ablehnung vielleicht daher, dass einen Triggerwarnungen immer auch leidvoll daran erinnern, was man sich da grad für einen Scheiß reinzieht? Werden wir vor einem Film gewarnt, dass wir gleich Darstellungen von körperlicher Gewalt, Sodomie, Bodyshaming, Schlangen, Drogenkonsum und rassistische Äußerungen zu sehen bekommen, bedeutet das eben auch, dass wir uns freiwillig einen Film anschauen, in dem körperliche Gewalt, Sodomie, Bodyshaming, Schlangen, Drogenkonsum und rassistische Äußerungen vorkommen. Mal ganz davon abgesehen, dass man sich den bescheuerten Plot gar nicht auszudenken vermag, der diese ganzen Motive vereint. (Action-Komödie: Zwei Junkies aus Nigeria wollen unbedingt ihre Königspythons heiraten und nehmen den übergewichtigen Standesbeamten als Geisel.)

Sind also Triggerwarnungen vielen ein rotes Tuch, weil sie so explizit benennen, was uns insgeheim ergötzt? Das Lachen über homophobe Witze bleibt einem vielleicht nicht gerade im Hals stecken, wenn man vor einer Humorsendung darauf hingewiesen wird, gleich homophobe Witze zu hören, aber ein kleines Halskratzen dürfte schon drinnen sein.

Trigger-Entwarnung: In meinem Text Vorschläge zur rücksichtsvollen Bebilderung von Spinnen-Texten sind garantiert keine Bilder von Spinnen zu sehen!

Triggerwarnungen sind ein bisschen so, als wären wir gezwungen, die Inhaltsstoffe zu lesen, bevor wir ein Snickers fressen. Muss man in großen Lettern den Hinweis auf Butterreinfett, Süßmolkenpulver, Palmfett, Sojalecithin und Hühnerei-Trockeneiweiß über sich ergehen lassen, bevor man in den Riegel beißt, fühlt man sich womöglich auf unangenehme Weise dabei ertappt, grad mit Schokolade überzogenen Müll zu fressen.

Um alle PC-Hypersensiblen besser zu schützen, könnte man sich ja überlegen, Triggerwarnungen künftig mit eigenen Triggerwarnungen zu versehen:

Achtung! Die folgende Triggerwarnung könnte die Gefühle von alten weißen Snowflakes, rechtskonservativen Kolumnist*innen und dem Standard-Forum verletzen.

Problem: Sie wurde eindeutig im Gender-Wahn geschrieben und ist damit die nächste Provokation, müsste also wiederum mit einer Triggerwarnung versehen werden:

Achtung! Die folgende Triggerwarnung, die vor der darauf folgenden Triggerwarnung warnen soll, enthält einen Gender-Stern und ist damit leider völlig unlesbar!

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