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Mumford & Sons

Gavin Batty

Artist of the Week

Mumford & Sons sind FM4 Artist Of The Week.

Vor fast einem Jahrzehnt ist die englische Band Mumford & Sons mit ihrem herzerwärmenden Country-Folk Sound international sehr erfolgreich geworden. Heute samplen sie wie Skrillex und zerhacken Beats wie Kanye West. „Ist das noch meine Band?“, fragen sich so manche Fans.

Von Eva Umbauer

Mumford & Sons hatten für ihr neues Album „Delta“ Lust darauf zu experimentieren. Und so ist „Delta“ ein recht eklektisches, modernes und durchaus schmackhaftes Pop/Rock-Album geworden, auf dem das Banjo, das die Band auf ihren ersten beiden Alben „Sigh No More“ und „Babel“ so furios gespielt hat, schon mal im Tonstudio neunmal übereinandergelegt wurde, mit Hilfe von einem echten Auskenner in Sachen aktueller Qualitäts-Popmusik. Paul Epworth heißt der Mann, der mit Mumford & Sons „Delta“ kreiert hat.

Paul Epworths beeindruckender CV

Der britische Multiinstrumentalist sang und spielte Anfang der 00er-Jahre selbst in einer Band und machte sich dann einen Namen als Producer, nachdem er die ersten Alben von den englischen Bands The Futureheads, Bloc Party und Maximo Park produzierte hatte. Später folgten, neben vielen weiteren Namen, Cee Lo Green oder Florence And The Machine, sowie Adele.

Mit renommiertem Produzenten im legendären Studio

Mumford & Sons machten erst einmal eine Probesession mit Paul Epworth, um zu sehen, ob die Zusammenarbeit tatsächlich Früchte tragen könnte. Ihr Song „Slip Away“ war dabei das allererste Stück. Rasch war ersichtlich, Paul Epworth war der Mann, der klar das Potential haben würde, um Mumford & Sons in die Zukunft zu führen. Vom Zugang her erinnert das manchmal ein wenig an den US-Musiker Bon Iver, der am letzten Album seinen Sound ebenfalls modernisiert hat.

Mumford & Sons

Alistair Taylor-Young

Die hymnischen Lieder von „Delta“ wurden in einem ruhigen Nordlondoner Vorort eingespielt, in einem Aufnahmestudio namens The Church, direkt an der Strasse von Crouch End gelegen. The Church ist in einer ehemaligen Kirche situiert. Das Studio gehörte Dave Stewart von den Eurythmics, und Annie Lennox wohnte gleich ein Stück nebenan. Ich erhaschte in den 90er-Jahren so manchen Blick auf eine Band, die dort aufnahm. Auch Bob Dylan war mal zu sehen, wenn man fast täglich vorbeiging an der Church, was ich damals oft tat, weil mein bester Freund ganz in der Nähe ansässig war. Seit fünf Jahren ist Paul Epworth der Besitzer von The Church.

Albumcover von Mumford & Sons' "Delta"

Island/Universal

„Delta“ von Mumford And sons ist bei Island/Universal erschienen.

Marcus Mumford: „The sound engineers in the studio, those guys arrived two hours before we arrived every morning - line check everything, sound check everything. And I was really inspired this time around to look over their shoulders. Some of them are really young guys, in their early or mid 20s, and they might have an association of being geeks, but they are geniuses. And then Paul (Epworth), he´s an optimist, he always sees the positives. And that´s a really exciting energy to have in the studio. But at the same time he had some real plans, it wasn´t that everything´s gonna be alright anyway. Whenever you ran out of steam with an idea, he´d be there to pick up the slack and take on.“

Aber wie nun etwa die im Studio übereinandergestapelten Schichten des Banjo-Klanges - beim Stück „Woman“ - live auf die Bühne bringen?

Tipp

Mumford and Sons spielen am 3. Mai in der Wiener Stadthalle!

Winston Marshall: „We are shitting ourselves a little bit. We have to work out these songs in rehearsals. There´s one bit where there´s nine banjos layered on top of each other. I don´t know how on earth we are going to pull that off. But we are very excited, I mean, we are a live band. When we started we made these records as advertisements for our live show.“

Die Songs „Woman“ und „Rose Of Shannon“ - auf letzterem singt die US-Songschreiberin Maggie Rogers mit - gehen ein wenig in eine Alternative-R&B Richtung, samt einem sinnlich-knurrenden Marcus Mumford, der ansonsten auf dem neuen Album ein wunderbarer, sensibler Vokalist ist, etwa bei der Ballade „Wild Heart“, die mit Zeilen wie „I guess, I asked for the truth, brutal and untuned, but tonight it sounds improvised“ in Herz und Seele hineinschneidet.

„We are a long way from Little Lion Man with ‚Delta‘“, sagen Mumford & Sons. Wer noch immer daran kiefelt, die Band wollte schlicht und einfach einmal etwas Anderes machen. Damals, als Marcus Mumford & Co berühmt wurden mit diesem leidenschaftlichen Bluegrass-Folk, zu dem man nicht anders konnte als mit den Füßen zu stampfen und sich auf die Schenkel zu klopfen, hatten sie gerade diese Instrumente zur Verfügung - das Banjo, den Doppelbass etc, aber dann hat sich die Situation eben gewandelt: Mumford wollten das Banjo in die Ecke stellen und die Gitarre einstöpseln, so wie Bob Dylan einst eingesteckt hat.

Verlorenes Paradies?

Jetzt ist eben wieder alles ein wenig anders. Das mag hart sein für Puristinnen und Puristen, aber nochmals: Habt keine Angst, auch wenn wir am neuen Mumford-Album durchmüssen durch ein brütendes, elektronisches Spoken-Word Stück namens „Darkness Visible“, samt dem amerikanischen Singer-Songwriter Gill Landry als Gast, der aus „Paradise Lost“ rezitiert, jenem im 17.Jahrhundert veröffentlichten epischen Gedicht in Blankversen des englischen Dichters John Milton, das die Geschichte des Höllensturzes der gefallenen Engel, der Versuchung von Adam und Eva durch Satan, des Sündenfalls und der Vertreibung aus dem Garten Eden erzählt.

Fast hätte ich vergessen, dass Marcus Mumford ein Pastorensohn ist. Damit wenigstens auf manche Themen, wie etwa Himmel und Hölle, noch Verlass ist, wo ja auf nichts mehr Verlass zu schein scheint in diesen Tagen. Nicht einmal mehr auf ein Tradtionsunternehmen - etwas antiquiert zwar, aber solide, klassische Arbeit - wie Mumford & Sons. Es ist bitter, wenn dann ein Album wie „Delta“ daherkommt. Nein, ist es nicht, aber wer einfach ganz und gar nicht an die neuen Mumford & Sons anstreifen möchte, als Trost, „Delta“ ist nicht ihr letztes Album, da kommen noch weitere, also war jetzt die gerade passende Zeit für ein paar klanglische Veränderungen. Wer sagt, dass die Band nicht wieder einmal zum „alten“ Sound zurückkehren könnte?

In der Ferne bellt ein Hund - auf „October Skies“, und „If I Say“ ist mit seinen üppigen Streicherarrangements fast schon wie im Disney-Film, but hey, that´s ok. Provokatives Easy Listening oder so. Shine on, you crazy diamonds.

Allerdings, so arg wie das jetzt klingen mag, ist es dann auch wieder nicht, auch wenn Mumford & Sons mit „Delta“ ein Album eingespielt haben, auf dem sie recht wild experimentiert haben. Manche Songs setzen schon noch dort fort, wo die Band rund um Sänger Marcus Mumford aufgehört hat, etwa der Song „Guiding Light“.

Zum Albumtitel „Delta“ meint die Band noch Folgendes:

Winston Marshall: „Well, ‚Delta‘, there´s a few things to it. On the one hand it´s the fourth letter in the Greek alphabet, and it´s our fourth album. And it´s also a place where the culture of the land meets the wild of the sea, and so it´s a very fertile place. Marcus came on his scooter into the studio every day, and one day he came in with like heureka moment of ‚Delta!‘.“

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