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Little Simz

Little Simz

song zum sonntag

Mittendrin im Zeitgeist

Der Song zum Sonntag: Little Simz feat. Cleo Sol - „Selfish“

Von Christoph Sepin

Schlaflos durch die Nacht, müde vom Streiten, sich selbst die beste Freundin sein: Das emotionale Bilderbuch wird schon mit den ersten Zeilen von „Selfish“ weit aufgemacht, dem neuen Song von Little Simz. Selbstreflektiert und titelgebend der Abschluss der ersten Takte: „I’m so selfish“.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

„Grey AREA“ wird das neue, bereits dritte Album der UK-Rapperin heißen, das am 1. März erscheinen soll. Beobachtungen der eigenen Mittzwanziger werden darauf zu finden sein, die grauen Zonen dazwischen, laut Little Simz eine Umschreibung dafür, wie sich das anfühlt, das Leben mit fast 25 Jahren. Und auch „Selfish“ als neue Single vom kommenden Album passt gut in diese emotional turbulente Welt hinein.

Hier ist niemand stolz darauf selbstsüchtig zu sein, hier wird nichts glorifiziert, aber auch nicht kritisiert. Es ist eben so, wie es ist, folgt man den eingesungenen Zeilen der am Track gefeatureten Cleo Sol: „Guess I’m in denial. Maybe I’m wrong, you’re right“. Keine Kontrolle über die eigenen Emotionen, nur der objektive Blick darauf. Ändern kann man das nicht, oder will das auch nicht.

„I got a very big ego“, ist dann die erste, gleich abgeklärte Zeile von Little Simz. „Self loving, need more self loving“, textlich zurückgelehnt, während im Musikvideo auf der Couch gechillt wird.

Entschuldigungen gibt es keine für den eigenen Egoismus. Warum auch? Dafür gibt es jede Menge Ratschläge von Little Simz, eingepackt in Floskeln. Liebe und Hass können nie Freunde sein, lässt sie uns wissen. Manchmal muss man Leute reifen lassen, wie feinen Wein. Und manche Menschen kriegen mehr als andere: „You say I always get what I want and it isn’t fair. But life isn’t fair“.

Betrachtungen von oben, aus der Position des Erfolgs - hier von Little Simz. Das könnte mit all seiner Direktheit arrogant wirken, selbstgerecht und abschätzig. Tut es aber nicht. Wie alle die zuhören, lernt auch die Rapperin erst beim Hören ihrer eigenen Worte, was in ihr abgeht. Ein innerer Monolog, nach außen getragen.

Selbsttherapie oder der erste Schritt dorthin: Erst mal die Erkenntnis haben, den eigenen Egoismus anerkennen, das steht hier im Fokus. Und dann kann man sich überlegen, wie man damit umgeht und ob man das überhaupt ändern will. Bis dahin bleibt Little Simz selfish und mittendrin im Zeitgeist.

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