FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Better Oblivion Community Center

Better Oblivion Community Center

Song zum Sonntag

Better Oblivion Community Center wollen der Welt entfliehen

Nicht gelassen in die gute Nacht. Der Song zum Sonntag: Better Oblivion Community Center - „Dylan Thomas“

Von Christoph Sepin

Es gibt gleich mehrere Geschichten zu erzählen in „Dylan Thomas“. Verschiedene Fragmentaufnahmen, aus mehreren Perspektiven, unterschiedlich emotional aufgeladen. Snapshots, die sich abwechseln in diesem Lied über die Welt, von Strophe zu Strophe.

Better Oblivion Community Center nennt sich die Band, die Phoebe Bridgers und Conor Oberst gemeinsam gegründet haben. „Better Oblivion Community Center“ nennt sich auch das Debütalbum des Duos, im Geheimen aufgenommen und Ende Jänner wie aus dem Nichts veröffentlicht. Auf diesem Album gibt es auch „Dylan Thomas“ zu finden, ein Lied, in dem der titelgebende Schriftsteller zumindest einmal vorkommen darf.

Zu Beginn geht es um Militärparaden, um politische Aufmärsche, vielleicht um die Amtsangelobung eines Präsidenten. Der Erzähler wacht in der Früh auf, geht zu einer Ansprache und steht für die US-Hymne auf, weil man das so macht. Passivität steht im Vordergrund, Hilflosigkeit. Betrachtungen der Umwelt, ohne in ihre Begebenheiten eingreifen zu können oder zu wollen. Geblendet vom politischen Prozess, geblendet vom Konfetti in der Luft: „I was standing for the anthem, banners all around him. Confetti made it hard to see“.

Dem Eskapismus mangelt es an Entertainment

Der Eskapismus aus der harten Welt wird gesucht, aber es mangelt an Entertainment. Vielleicht macht man es wie Dylan Thomas, lautet die Überlegung, und säuft sich zu Tode: „So sick of being honest, I’ll die like Dylan Thomas. A seizure on the barroom floor“. Dann doch wieder die Betrachtungen der Umwelt, des politischen Klimas der USA, des Präsidenten und seiner Supporter: „These cats are scared and feral, the flag pins on their lapels. The truth is anybody’s guess“. Wahrheit als Begriff, der von politischen Akteuren immer dehnbarer wird, den man sich selbst zurechtlegt.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Also wohin flüchten vor der Welt? Die Antwort scheint im Konsum zu liegen: „If it’s advertised, we’ll try it and buy some peace and quiet. And shut up at the silent retreat“, singen Bridgers und Oberst, erzählen davon, sich von der Welt zu isolieren: „I’m getting greedy with this private hell. I’ll go it alone, but that’s just as well“. Was wartet ist das bandnamengebende Better Oblivion Community Center, ein Wellnesscenter des Vergessens, irgendwo und irgendwann in einer dystopischen Zukunft.

Die Prise Optimismus bleibt aber, auch wenn eine Welt der Ruinen gezeichnet wird. Aus denen wachsen nämlich trotzdem eines Tages wieder Blumen: „There’s flowers in the rubble, the weeds are gonna tumble“. Ein positives Aufblitzen in einem Lied der Verwirrungen über eine Welt, die immer schwerer verstanden werden kann.

Aktuell: