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Chromatics

Chromatics

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Zerbrochene Uhren halten Zeit

Song zum Sonntag: Chromatics - „Time Rider“

Von Christoph Sepin

Wer genau dieser „Time Rider“ ist, den Chromatics auf dem gleichnamigen Lied besingen, das wird nie so wirklich klar. Prinzipiell könnte das ja jeder und jede sein: die Zeit als Transportmittel nach vorne, man selbst der Passagier. Aber vielleicht wurde der Titel einfach ausgesucht, weil das irgendwie cool klingt. „Cool klingen“, das ist auch die Devise auf dem neuen Lied der Band aus Portland.

„Time Rider“ ist der nächste Eintrag hin zur Fertigstellung des Albums „Dear Tommy“. Angekündigt ist die Platte ursprünglich Ende 2014 worden, nach einem Nahtoderlebnis von Produzent Johnny Jewel im Jahr 2015 zerstörte der alle fertigen Kopien der Platte. Zwei Jahre später tauchten Chromatics in der neuen Staffel der Serie „Twin Peaks“ auf, „Dear Tommy“ ist bis heute nicht erschienen. Der Release von „Time Rider“ jetzt kann aber als Zeichen dafür gesehen werden, dass die Veröffentlichung der Platte nicht weit entfernt ist.

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Die Geschichten auf diesem Lied gibt es währenddessen weniger in der Instrumentierung, als in den Lyrics zu finden. Beats klopfen vor sich hin, Synthesizer klimpern entspannt herum, bauen ein paar simple Hooks auf, so richtig aufregend wird das aber kaum. Dafür sind eben die von Vokalistin Ruth Radelet nonchalant performten Songzeilen da.

„Nursery stories out of rhyme, chasing faces lost in time“, singt sie mysteriös, Bedeutungen werden zu Beginn vage gehalten. Bis sich das Lied immer mehr konkretisiert: Paris scheint der Schauplatz zu sein, irgendwie geht es ums Davonlaufen, oder zumindest um eine Auszeit und eine Pause von Stress und Sorgen für eine Nacht. „Singing songs from yesterday, it’s got to feel so good to get away“.

Zeit spielt eine große Rolle und das Anhalten davon, auch wenn es nur für kurze Momente möglich ist. Kaputte Uhren, die Minuten und Stunden festhalten, werden besungen und Herzschläge, denen nachgejagt wird wie dem Klopfen einer Trommel. Nächtliche Fahrten durch die Stadt, blinkende Neonlichter, Straßen, die noch immer vom Regen nass sind, das wird alles mal konkret, mal unkonkret auf „Time Rider“ vermittelt.

Der titelgebende nächtliche Reiter wird bis zum Ende dieses fast fünfminütigen Tracks gesucht, obwohl er, wie Radelet singt „just a whisper away from you“ ist. Erlösung, Eskapismus, Auszeit: Was es auch immer genau ist, das gesucht wird, der „Time Rider“ scheint die Antwort dafür zu haben. Und so wird noch einmal in die leeren Straßen geflüstert: Hol uns ab, gib uns die Hand, reiten wir in die Nacht, den Sonnenaufgang, den kommenden Sturm hinein: „Can I take your hand? I want to ride with you. Into the storm“.

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