Von South Central auf den Golfplatz
Von Stefan „Trishes“ Trischler
Als ScHoolboy Q uns vor etwas mehr als fünf Jahren mit seinem Majorlabel-Debüt Oxymoron in seine Welt hineingezogen hat, war es neben seiner markant-schneidenden Stimme vor allem die Vorliebe für düstere Themen und Klänge, die diese definierten. Obwohl dort auch mitreißende Party-Tracks zu finden waren, überwog eine drückende, depressive Stimmung. Die dafür zumindest mitverantwortliche Vorliebe für verschreibungspflichtige Medikamente wie Oxycodon, Xanax oder Percocet wurde nicht nur im Albumtitel verewigt.
Der ScHoolboy Q des Jahres 2019 tickt da erheblich anders: Aus Rücksicht auf seine Tochter, aber sicher auch mit der accidental overdose seines guten Freundes Mac Miller im Hinterkopf, hat er den Pillen abgeschworen. Die langen Tage, bevor er abends ins Studio geht, verbringt er jetzt im Country Club seiner gutbetuchten Nachbarschaft Calabasas und spielt Golf mit Freunden. So sehr man sich persönlich über diesen positiven Wandel im Lebensstil von Q freut, eine Rap-Platte über Eagles, Birdies oder Hole In Ones will man sich eigentlich nicht vorstellen. Zum Glück - Spoiler! - ist „CrasH Talk“ das auch nicht geworden.
Auf der Platte rappt ScHoolboy Q nämlich an der Seite von Kollegen wie 21 Savage, Travis Scott oder YG eher über seine Erfahrungen aus der Vergangenheit: Gang-Aktivitäten, Frauen und auch diverse Substanzen (siehe oben). Seine unverwechselbare Stimme hält dabei sehr unterschiedliche Instrumentale zwischen treibend-elektronisch und staubig-analog zusammen. Denn die Atmosphäre ist auch hier insgesamt wieder düster.
Die einzige Zeile, in der Golf explizit angesprochen wird, findet sich in der zweiten Strophe von CrasH. Der Song ist auch musikalisch interessant, samplet er doch direkt einen DJ Premier-produzierten Track seines Rapper-Kollegen Royce da 5'9" und entschleunigt ihn auf patentierte ScHoolboy Q Weise. Der FM4 HipHop-Lesekreis mit Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und meiner Wenigkeit hat darüber, aber auch über das ganze Album gesprochen:
Publiziert am 23.05.2019