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Blumenaus Fußball-Journal

Missglückter Doppelpass

Die von der Bundesliga strategisch installierte ÖFB-Doppelspitze Foda/Schöttel sollte eigentlich die heimischen Groß-Clubs und dadurch die Liga pushen. Dieser Plan ist gescheitert.

Von Martin Blumenau

Seit die Vertreter der österreichischen Bundesliga im Post-Koller-Machtkampf obsiegt und zwei Vertrauensleute an die (sportlichen) Schalthebel gebracht haben, wartet man auf den Effekt dieser strategischen Maßnahme: mehr Spieler der heimischen Groß-Klubs in den Team-Kader zu bringen und damit Image- sowie Marktwert-Steigerungen zu erzielen. Ein Blick auf Fodas aktuellen Kader zeigt: Es klappt nicht. Und das war auch vorhersehbar. Weil die Hebel woanders liegen: Die Vereine mit einer Idee bringen ihre Spieler anders in den internationalen Fokus.

Bis vor Marcel Koller war das Leben einfach: Der Teamchef berief so, wie es den Vereinen gefiel: ein paar Rapidler, ein paar Austrianer, ein paar andere der jeweils aktuellen Spitzenteams aus Graz, Salzburg, Innsbruck oder Linz, dazu die acht herzeigbaren Legionäre - fertig war der Kader-Mix. Und alle profitierten: übers Nationalteam konnte man sich ins internationale Rampenlicht spielen und war profitabel transferierbar. Dieser höchst informelle Deal funktionierte bis ins Kleinste: Es gab den Fall eines damaligen Ersatz-Torhüters, der nur deshalb in den ÖFB-Kader berufen wurde, weil ihm das bei einem Auslands-Transfer dienlich war.

Unter Marcel Koller hörten diese Spassettln natürlich auf. Er war nicht an den österreichischen Freunderlwirtschaft-Code der einander waschenden Hände gebunden, weil er nichts mehr werden wollte/musste, wie alle anderen im kleinen Fußball-Biz. Und weil es bei seinem Amtsantritt bereits genügend gut präparierte Legionäre gab, verzichtete Koller weitgehend auf Liga-Spieler - das ist keine Heiligsprechung, auch der Schweizer hatte seine blinden Ausnahme-Flecken, ich sage nur Stefan Stangl.

Als die Liga das Ende von Koller und Sportchef Ruttensteiner witterte, knüpften ihre (im Neuwahl-Komitee stimmberechtigten) Vertreter eine Koalition mit einigen stockkonservativen Landesfürsten, um mit ihnen eine „heimische“ Lösung durchzusetzen - es kam zur aktuellen Doppelspitze aus altgedienten Liga-Leuten.

Anfänglich kümmerte sich der neue Teamchef auch um die avisierten Anliegen: Er berief Spieler von gleich sechs Liga-Clubs in Kader und Abrufliste, vor allem gleich vier Spieler eines Grazer Vereins, bei dem scheinbar extrem gut gearbeitet wurde. Hoppla, es war sein Ex-Club, wie unauffällig... Es wurden im Verlauf des ersten Jahres noch mehr Sturm-Kicker, gebracht hat diese Initiative aber nichts: Im aktuellen Kader ist kein einziger dieser Spieler mehr dabei.

Dort befinden sich alle verfügbaren stammspielenden Salzburger und zwei LASKler. Ein WACler ist erstmals auf Abruf. Allesamt zurecht im Übrigen. Auf dieser Liste finden sich neben den genannten Vereinen auch noch zwei Rapidler, ein Austrianer und ein Sturm-Tormann, die letzten Reste eines gescheiterten Versuchs, allesamt Spieler, die in ihrer aktuellen Form oder ihrem prinzipiellen Vermögen deutlich zu weit von internationaler Klasse entfernt sind, um eingesetzt zu werden. Das ist mittlerweile, nach wenig erfolgreichen Versuchen zu Beginn, auch Foda (und Schöttel) klar.

Im Übrigen ist diese Entwicklung auch im aktuellen (unten anageführten) U21-Kader sichtbar.

Die über die letzten Jahre deutlich erhöhte spielerische (und auch spieltaktische) Qualität der Legionäre aus vor allem Deutschland, hat die Standards im ÖFB-Team weit nach oben verschoben. Unter Hickersberger oder Constantini konnten noch (anders als sportlich motiviert) Durchschnittskicker ohne mediale Beanstandung berufen werden: Heute würde die Mannschaft selber solche Alibi-Kicker schnell wieder hinausrotieren - das Niveau der ersten 15, 16 ÖFB-Kicker ist zu hoch, um derlei zuzulassen. Das ist ein informeller Mechanismus, den die Teamkader langjähriger Spitzen-Nationen seit Generationen implementiert haben - in Österreich kann er erst jetzt greifen.

Die angesprochenen Ergänzungen aus Salzburg, dem LASK und vielleicht bald auch Wolfsberg beziehen ihre Stärke aus einer klaren Spiel-Idee, taktisch geprägten Trainings und einer jetzt auch internationalen Erfahrung - wovon die drei Groß-Klubs aus Wien und Graz derzeit meilenweit entfernt sind. Warum das so ist und was es mit der aktuellen Situation der SPÖ zu tun hat - dazu morgen mehr an dieser Stelle.

Das Kalkül der Liga-Vereine ist also nicht aufgegangen - die Entwicklung der Auswahl ist durch die (sinnfreie) Erschwerung um ein bis zwei Jahre zurückgeworfen oder gebremst worden; auch weil sich die aus strategischen und weniger aus sportlichen Gründen installierte Doppelspitze mit aktuellen internationalen Standards recht schwer tut. Da ist, wie erwähnt, die Mannschaft selber bereits weiter.

Die Euro 2020, ich wiederhole mich an dieser Stelle, ist trotzdem erreichbar, es braucht womöglich zwei Siege gegen Israel und Slowenien, die mit der Gangart der beiden September-Matches aber möglich sind.
Und selbst ein dritter Platz hält noch die Nations-League-Hintertür offen.

Der ÖFB-Kader für die EM-Quali-Spiele gegen Israel am 10. Oktober daheim sowie die Auswärts-Partie gegen Slowenien am 13. Oktober:

Tor: Pavao Pervan (VfL Wolfsburg/GER), Cican Stankovic (Red Bull Salzburg) Alexander Schlager (LASK).
Auf Abruf: Heinz Lindner (SV Wehen Wiesbaden/GER), Jörg Siebenhandl (Sturm Graz), Richard Strebinger (Rapid Wien).

Abwehr: Aleksandar Dragovic (Bayer Leverkusen/GER), Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt/GER), Philipp Lienhart (SC Freiburg/GER), Stefan Posch (TSG Hoffenheim/GER), Stefan Lainer (Borussia Mönchengladbach/GER), Andreas Ulmer (Red Bull Salzburg). Auf Abruf und bei der U21: Maximilian Wöber (Red Bull Salzburg), Kevin Danso (FC Southampton/ENG), Marco Friedl (Werder Bremen/GER). Auf Abruf: Christopher Trimmel (Union Berlin/GER), Sebastian Prödl (Watford/ENG), Gernot Trauner (LASK), Albert Vallci (Red Bull Salzburg), Maximilian Ullmann (Rapid Wien).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/GER), Julian Baumgartlinger (Bayer Leverkusen/GER), Florian Grillitsch (TSG Hoffenheim/GER), Valentino Lazaro (Inter Mailand/ITA), Stefan Ilsanker, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer (RB Leipzig/GER), Florian Kainz, Louis Schaub (FC Köln/GER) und Thomas Goiginger (LASK). Auf Abruf nach Rekonvaleszenz: Peter Zulj (RSC Anderlecht/BEL), Alessandro Schöpf (Schalke 04/GER). Neu auf Abruf: Marcel Ritzmaier (WAC). Auf Abruf und bei der U21: Christoph Baumgartner (TSG Hoffenheim/GER).

Angriff: Marko Arnautovic (Shanghai SIPG/CHN), Michael Gregoritsch (FC Augsburg/GER), Karim Onisiwo (FSV Mainz/GER), Lukas Hinterseer (Hamburger SV/GER). Auf Abruf: Nikola Dovedan (FC Nürnberg/GER), Christoph Monschein (Austria Wien), Andreas Weimann (Bristol City/ENG).

Verletzt sind Xaver Schlager (VfL Wolfsburg/GER), Hannes Wolf (RB Leipzig/GER) und Kevin Stöger (Fortuna Düsseldorf/GER), die Nominierungs-Chancen hatten, außerdem Sasa Kalajdzic (VfB Stuttgart/GER), Dejan Ljubicic und Thorsten Schick (Rapid Wien).

Rücktritte: Guido Burgstaller (Schalke 04/GER), Marc Janko (Karriere-Ende) sowie Zlatko Junuzovic (Red Bull Salzburg), Christian Fuchs (Leicester City/ENG), Markus Suttner (Fortuna Düsseldorf/GER), Martin Harnik (HSV/GER), Ramazan Özcan (Bayer Leverkusen/GER).

Im September noch auf Abruf waren Daniel Bachmann (FC Watford/ENG), Sascha Horvath (Dynamo Dresden/GER), Thomas Murg (Rapid Wien), Thorsten Röcher (Sturm Graz).

In den letzten Jahren im Kader oder auf Abruf: Kevin Wimmer (Royal Mouscron/BEL), Moritz Bauer (Celtic Glasgow/SCO), Stefan Hierländer (Sturm Graz), Stefan Schwab, Philipp Schobesberger, Christoph Knasmüllner (Rapid Wien), Marvin Potzmann (LASK), Georg Margreitter (FC Nürnberg/GER), Alexander Gorgon (HNK Rijeka/CRO), Florian Klein, Max Sax (Austria Wien), Raphael Holzhauser (Beerschot/BEL) oder Deni Alar (Levski Sofia/BUL).

Unberücksichtigt sind Peter Michorl, Philipp Wiesinger (LASK) sowie Andreas Lukse, Lukas Jäger (FC Nürnberg/GER), Dejan Stojanovic (FC St. Gallen/SUI), Samuel Sahin-Radlinger (FC Barnsley/ENG), Martin Fraisl (SV Sandhausen/GER), Florian Stritzel (SV Darmstadt/GER), Patrick Farkas (Red Bull Salzburg), Lukas Spendlhofer (Sturm Graz), Richard Windbichler (Melbourne City/AUS), Dominik Wydra, Philipp Zulechner (Erzgebirge Aue/GER), David Stec, Benedikt Zech, Srdjan Spiridonovic (Pogon Stettin/POL), Georg Teigl (FC Augsburg/GER), Philipp Mwene (FSV Mainz/GER), Lukas Gugganig (VfL Osnabrück/GER), Dominik Baumgartner (VfL Bochum/GER -> WAC), Manuel Prietl (Arminia Bielfeld/GER), Konstantin Kerschbaumer (FC Heidenheim/GER), Ivan Ljubic (Sturm Graz), Yasin Pehlivan (Genclerbirligi/TUR), Stefan Savic (Olimpija Ljubljana/SVN), Robert Zulj (TSG Hoffenheim/GER), Mathias Honsak (SV Darmstadt/GER), Lukas Grozurek, Marco Djuricin (Karlsruher SC/GER), Marvin Egho (Randers/DEN), Adrian Grbic (Clermont/FRA) und Daniel Royer (RB New York/USA).

Unangefragt sind Moritz Leitner (Norwich City/ENG) und Ahmed Ildiz (Malatyaspor/TUR). Keine Staatsbürgerschaft gibt’s für Ashley Barnes (FC Burnley/ENG) und Jonathan Schmid (SC Freiburg/GER)

Bei anderen Verbänden sind Mert Müldür (TUR/US Sassuolo/ITA), Tarkan Serbest (TUR/Austria Wien), James Jeggo (AUS/Austria Wien), Robert Ljubicic (CRO/SKN St. Pölten), Ismael Tajouri (LYB/New York FC/US), Anel Hadzic (BOS/Fehervar/UNG), Atdhe Nuhiu (KOS/Sheffield Wednesday/ENG), Marin Leovac (CRO/Dinamo Zagreb/CRO) und bald auch Emir Dilaver (Dinamo Zagreb/CRO), der bei Bosnien andocken wird.

Der U21-Kader (Jahrgang ’98 und jünger) für die EM-Qualifikation am Freitag, 11. Oktober gegen die Türkei daheim und am Dienstag, 15. Oktober in England:

Tor: Fabian Ehmann (Aris Saloniki/GRE), Christopher Giuliani (Sturm Graz), Ammar Helac (Blau Weiß Linz). Auf Abruf: Tobias Lawal (LASK).

Abwehr: Kevin Danso (FC Southampton/ENG), Marco Friedl (Werder Bremen/GER), Maximilian Wöber (Red Bull Salzburg), Dario Maresic (Stade Reims/FRA), Alexander Borkovic (Austria Wien), Julian Gölles (WSG Wattens), Leonardo Lukacevic (FC Admira), Lukas Malicsek (SV Horn). Auf Abruf: Michael Svoboda (WSG Wattens), Johannes Handl (Austria Wien), Vincent Trummer (Sturm Graz), Emanuel Aiwu (FC Admira), Luca Meisl (SKN St. Pölten), Patrick Obermüller (TSV Hartberg), Lukas Sulzbacher (Rapid Wien) und Christoph Klarer (FC Southampton/ENG).

Mittelfeld: Christoph Baumgartner (TSG Hoffenheim/GER), Sandi Lovric (FC Lugano/SUI), Vesel Demaku, Dominik Fitz (Austria Wien), Valentino Müller (LASK), Christoph Halper (SV Mattersburg), Romano Schmid (WAC), Michael John Lema (Sturm Graz). Auf Abruf: Manuel Thurnwald (SCR Altach), David Schnegg (LASK), Nicholas Wunsch (SK Rapid).

Angriff: Marko Raguz, Nicolas Meister (LASK), Patrick Schmidt (FC Barnsley/ENG), Kelvin Arase (Rapid Wien). Auf Abruf: Thomas Sabitzer, (LASK), Marco Grüll (SV Ried), Stephan Schimandl (SV Mattersburg), Alexander Schmidt (WAC) und Arnel Jakupovic (NK Domzale/SVN).

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