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Michael Stipe

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Der Song zum Sonntag: Michael Stipe, „Your Capricious Soul“

Noch einmal ein Blick auf das Solodebüt des R.E.M.-Sängers, dessen Einnahmen an Extinction Rebellion gehen.

Von Christoph Sepin

Vor knapp einem Monat veröffentlichte Michael Stipe sein tatsächlich erstes Sololied, „Your Capricious Soul“ mit dem Statement „I want to add my voice to this exciting shift in consciousness.“ Die Einnahmen aus der Veröffentlichung gehen an die Gruppe Extinction Rebellion.

Ein Lied, gebannt vom Klimawandel, ist das hier aber trotzdem nicht: Stipe bleibt auf „Your Capricious Soul“ entspannt und mit positivem Timbre, im Gegensatz zu den wenigen Instrumenten, die ihn begleiten: Ein stetiger, monotoner Bass begrüßt hier zu Beginn und erinnert an die Soundtüfteleien etwa eines Trent Reznor. Während sich dieser auf seiner Beschäftigung mit dem Klimawandel noch vorsichtiger und fragiler zeigt, bleibt Stipe eher vage: „Your Capricious Soul“ ist auch einfach ein Lied, weniger über die Welt, sondern mehr über ihre Bewohner*innen.

Your Capricious Soul - Michael Stipe from JMSPROJ on Vimeo.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Das doch nicht so oft verwendete Wort „capricious“ könnte hier als Eigenschaft einer Person genauso verwendet werden wie als Beschreibung der Welt: Deine wechselhafte Seele, dein Klima, das sich in Veränderung befindet, deine unberechenbare Persönlichkeit. Irgendetwas ist neu und anders als zuvor, schon in den ersten Zeilen in „Your Capricious Soul“: „Honey’s got, got, got a new feeling, honey peeled herself off the ceiling.“

Diese neuen Gefühle, die müssen natürlich mit der Welt geteilt werden: Honey in „Your Capricious Soul“ beginnt online zu posten, bekommt Aufmerksamkeit, erzählt ihre eigene Enthüllungsgeschichte: „You are writing a tell-all, tell-all, sugar, you are leaving nothing out.“ Dann geht es um Eltern, die sich Sorgen machen, der Pastor ist sowieso auch schon bekümmert, und die Vögel fallen dramatisch vom Himmel: „And your pastor’s crying and the birds are dying. Or they might as well be, they might as well be.“

Stipe erzählt das alles fast beiläufig, als ob es sich hier um alltägliche Beobachtungen handelt. Irgendwann tauchen kurz und prägnant ein paar Blasinstrumente im Mix auf, Stipe beginnt weiter über das Leben zu singen: „And the photos flashing and the fashion’s changing.“ Und dann, ganz plötzlich, kommt er mit einem langgezogenen Wort zu Ende: „Fast“, schnell und schneller als gedacht. Wie die Veränderung der Welt.

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