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Serie Locke&Key

Christos Kalohoridis/Netflix

Der Schlüssel zu einer guten Comicadaption

Die preisgekrönte Comicserie „Locke & Key“ von Joe Hill gibt es jetzt als Serie, und es wurde sehr viel sehr richtig gemacht, manches sogar besser als in der Comicvorlage.

Von Conny Lee

Joe Hill ist der Sohn von Stephen King, und bestimmt ist er es leid, mit seinem Vater verglichen zu werden. Aber gerade bei Geschichten wie „Locke & Key“ kommt man einfach nicht darum herum, Parallelen zu ziehen. Vater und Sohn sind beide so wahnsinnig gut darin, eine recht simple aber interessante Ausgangsidee zu nehmen und daraus eine weitläufige Geschichte zu spinnen. In diesem Fall: Stell dir vor, es gibt magische Schlüssel, die verschiedene Fähigkeiten haben. Einer öffnet deinen Kopf und deine Gedanken, ein anderer kann Türen zu jedem Ort auf der Welt öffnen - ein Haus voll von solchen Schlüsseln. Und rund um diese Ausgangsidee baut Joe Hill ein atmosphärisches Setting mit einnehmenden Figuren.

Serie Locke&Key

Christos Kalohoridis/Netflix

Die preisgekrönten Comics „Locke & Key“ von Joe Hill gibt es jetzt als Serie.

Ein Mord, ein Horrorhaus und clevere Kids

Nachdem Rendell Locke von einem seiner früheren Schüler ermordet wird, verlässt Familie Locke die Stadt und die Mutter mit den drei Kindern zieht in das alte Anwesen seiner Familie: Key House. Nach kurzer Zeit findet der Jüngste, Bode, mehr und mehr magische Schlüssel und teilt sein Geheimnis mit seinen älteren Geschwistern. Draußen vorm Haus, in einem alten Brunnenhäuschen, findet er außerdem eine Frau am Grund des Brunnens sitzen, die ihn austrickst um rauszukommen. Schnell wird klar, dass sie nichts Gutes im Sinn hat und sie ist hinter den Schlüsseln des Key House her. Die Serie - sowohl das Comic als auch die TV Adaptation - dreht sich darum, wie die Kinder gemeinsam mit Freunden versuchen, die Frau aus dem Brunnen aufzuhalten und loszuwerden. Kinder, die gegen ein Monster kämpfen und Erwachsene, die dabei keine große Hilfe sind: Joe Hill hat die Horrorclown-Story seines Vaters wohl oft genug gelesen.

Leider hat er aber auch eine Schwäche seines Vaters übernommen: die Enden, die oft überstürzt und out of the blue daherkommen. Im Comic wird die Story auf- und ausgebaut, das Setting liebevoll dargelegt. Es ist eine feine Mischung aus Horror- und Fantasyelementen und die Figuren sind greifbar und facettenreich. Wir bekommen Backgroundstory, Rückblicke, eine Welt in die wir uns hineinfinden können. Nachdem alle Figuren aufgestellt und alle Zutaten parat sind, geht dann aber leider alles sehr schnell, die Ereignisse überschlagen sich und es bleibt ein Gefühl, wie nach dem letzten Schluck Mineralwasser, der keine Kohlensäure mehr hat.

Wenn man Joe Hill (und Stephen King) schätzt, tut man das aber meist ohnehin dafür, wie sie Atmosphäre schaffen und aufbauen und dafür, wie sie ihren guten Ausgangsideen Leben einhauchen. Nicht das Ende der Story, sondern der Weg ist das Ziel. Das gilt definitiv für die Comicserie Locke & Key.

bild aus Locke & Key

IDW Publishing

Same same but different

Joe Hill war an der Produktion der TV Serie beteiligt, und in einigen Elementen und Einstellungen hält sich die Adaptation sehr genau an das Comic. Besonders Jackson Robert Scott als der jüngste Bruder Bode ist perfekt gecastet. An anderen, auch inhaltlichen, Punkten, weicht die Serie aber auch stark von der Vorlage ab. Und das tut ihr großteils gut! Es gibt zum Beispiel auch Schlüssel, die im Comic nicht vorkommen, und deren Funktion wird ausführlicher demonstriert.

Wermutstropfen ist, dass die Figur der Mutter, die im Comic eine toughe, zynische, coole Socke ist, die irgendwie alles zusammenhält, in der Serie viel weicher und fragiler dargestellt wird. Auch die Antagonistin, die Frau aus dem Brunnen, erinnert im Comic noch ansatzweise an das gruseligste aller Brunnen-Wesen - Samara Morgan. In der Serie kommt sie allerdings bereits mit frisch gewaschenen Haaren und perfektem Make Up aus ihrem Gefängnis und braucht fast alle zehn Folgen der ersten Staffel, um ihre bedrohliche Wirkung zu entfalten.

bild aus Locke& Key

IDW Publishing

Serie Locke&Key

Christos Kalohoridis/Netflix

Es geht weiter

Nachdem manche Teile der Geschichte in der Serie viel schneller als im Comic passiert sind, dachte ich kurz, Locke&Key wäre mit den 10 Folgen der Serie abgeschlossen - ist es aber nicht. Viele Punkte wurden offen gelassen und man arbeitet bereits an einer zweiten Staffel. Um das Warten zu überbrücken empfehle ich auf jeden Fall, in der Zwischenzeit die Comicserie zu lesen. Aber das empfehle ich ohnehin immer.

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