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Philosophin Lisz Hirn

Elisabeth Scharang

Superman & Wonderwoman

Warum ist Superman der perfekte Untertan? Warum wird Wonderwoman schwach, sobald sie nicht mehr keusch lebt? Und welche Superkräfte haben die Superhelden von heute? Ein Gespräch mit der Philosophin Lisz Hirn am 11.Juni um 13 Uhr im FM4 Doppelzimmer.

Von Elisabeth Scharang

Lisz Hirn ist Philosophin. Gleichzeitig hat sie eine Gesangsausbildung gemacht. „Denken ist nicht gut fürs Singen“ habe ihre Gesangslehrerin damals gesagt; und so hat die Philosophie gesiegt. „Ich bin nach dem Studium aus dem akademischen Elfenbeinturm hinaus auf die Straße, bin viel gereist und habe in Marokko, Tokio und Kathmandu unterrichtet.“ In Wien eröffnete Lisz schließlich eine Philosophische Praxis. Ihr Schwerpunkt: Dialog und Social Empowerment. „Es geht mir darum, durch Dialog einen ‚freien Ort‘ zu schaffen, an dem sowohl für das Individuum also auch für das Kollektiv Ungeplantes, Unerwartetes und Neues passieren kann.“

Aber wie können Menschen einander gleichwertig begegnen? „Indem zum Beispiel Kommunikation verlangsamt stattfindet. Und es nicht darum geht, die eigene Meinung möglichst überzeugend darzulegen, sondern sich auf einen gemeinsamen, demokratischen Denkprozess einzulassen.“ In einem zweitsündigen Gespräch im FM4 Doppelzimmer probieren wir das gleich mal aus.

Philosophin Lisz Hirn

Gersin Livia Paya

Superman fliegt gegen die Nazis

Seit März greift Lisz Hirn in ihrem Podcast „Philosophieren mit Hirn“ Themen auf, die im öffentlichen Diskurs herumschwirren, und formuliert greifbare Thesen. Das macht sie auch in ihrem aktuellen Buch „Wer braucht Superhelden?“. Sie führt uns in die Welt von Superman und seiner Anhängerschaft und erzählt, warum Superman als Gegenkonzept zu dem deutschen Übermenschen der Nazis 1938 erschaffen wurde und warum die Sehnsucht nach Superhelden bis heute ungebrochen ist.

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Radio FM4

Das FM4 Doppelzimmer mit Lisz Hirn gibt’s auch im FM4 Interview Podcast

„Um den Krieg zu beenden, brauchte es einen Helden. Superman musste den technologischen und sozialen Anforderungen des 20. Jahrhunderts gewachsen sein. So gelang Superman in den Comics, was kein Politiker, kein Soldat, kein Held hätte erreichen können: Diktatoren zu ohrfeigen, den Krieg zu beenden und die internationale Ordnung wiederherzustellen. Eine Ordnung, in der die USA den Ton angeben.“

Warum steht kaum etwas so überzeugend für den Zeitgeist wie unsere Superhelden?

„Stellt der klassische Held noch eine Gefahr für die bestehende Ordnung dar, so ist der Superheld der perfekte Untertan. Kämpften die klassischen Helden noch für ihre Gruppe oder ihre Länder, geht es bei den Superhelden um nichts mehr als die Rettung der Menschheit.“

Der Erfolg der Superhelden ist mit dem Aufkommen der Massenmedien verknüpft, vor allem mit dem Film. „In der Monokultur der männlich dominierten Filmindustrie, wo ca 90% der Drehbücher von Männern geschrieben werden, lässt sich nichts annähernd so gewinnbringend verfilmen wie die bewährten Heldenstereotypen.“ Gegen die bald 80 Jahre alten Brachialfantasien wie „Batman“ und „Joker“ scheinen andere Fantasien machtlos.

Philosophin Lisz Hirn

Gersin Livia Paya

Superman und sein Sexleben

Was ist eigentlich mit der Liebe und der Supermännlichkeit? „Superman darf kein Super-Mann sein und ist es auch nicht, wie wir dank seines eng anliegenden Trikots sehen können“, schreibt Lisz Hirn in ihrem Buch. „Der übermenschliche Kampf um übermenschliche Werte leidet nicht Schwächung durch die Schmutzigkeit der Begierde. Nicht einmal der Geschlechtstrieb kann den Kampf für eine bessere Welt gefährden. Die Männlichkeit der modernen Helden kommt mit einem entschärften Geschlechtsteil aus.“

Superhelden sehnen sich also nur in schwachen Momenten nach Familie, bleiben aber Einzelkämpfer. Interessant, welche Parallelen man dazu aktuell bei Politikern findet, wie zum Beispiel bei der politischen Inszenierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz.

FM4 Doppelzimmer mit Lisz Hirn

Im FM4 Doppelzimmer rede ich mit der Philosophin Lisz Hirn über neue Bilder von Männlichkeit, über die perfide Stilisierung von Frauen zu „Heldinnen der Coronakrise“, die nach dem Applaus ohne bessere Arbeitsverträge und Gehaltserhöhung wieder an die schlechten Arbeitsplätze zurückkehren und über den Hang zur Perfektion.

Zu hören am Donnerstag, 11.6.2020, 13-15 Uhr. Und gleich im Anschluss auch für 7 Tage im FM4 Player.

Das FM4 Doppelzimmer mit Lisz Hirn gibt’s auch im FM4 Interview Podcast!

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