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Bilder aus der Graphic Novel "Basquiat"

Julian Voloj & Søren Glosimodt Mosdal / Carlsen Comics

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Comic: Der Schatten von Basqiuat

Jean-Michel Basquiat hat die Popwelt fasziniert, wie kaum ein anderer Maler. Eine Graphic Novel erzählt die Lebensgeschichte des New Yorker Künstlers aus neuen Blickwinkeln, sein Auflehnen gegen den Rassismus der weißen Kunstelite und sein Ringen um Anerkennung, an dem er schließlich zerbricht.

Von Paul Pant

Der Künstler Jean-Michelle Basquiat hat seine Bilder nur gegen Bargeld oder Drogen verkauft. Das ist eine der unzähligen Legenden, die man sich bis heute über Basquiat erzählt. Debbie Harry, Leadsängerin von der New-Wave-Band Blondie soll ihm eines seiner ersten Gemälde für 100 Dollar abgekauft haben. Basquiat spielte in einem Musikvideo von Blondie den DJ, später wurden sie Freunde. Ebenfalls Legende: Grandmaster Flash hatte für den Job abgewunken.

An Basquiat führte im New York der 1980er Jahre kein Weg vorbei. Der selbstgekrönte König von Lower Manhatten, der die weiße Kunstelite begeisterte und gleichzeitig mit Zuschreibungen, wie „Schwarzer Picasso“ vom Kunstbetrieb verunglimpft wurde. Bis heute hält sich der Mythos Basquiats. Madonna, Jay Z, Kanye West, Macklemore, die Liste der MusikerInnen, die Basquiat in ihren Songs Referenz erweisen, ist lang.

Ein Bild von Basquiat bei einer Auktion

Don Emmert / AFP

Im spekulativen Kunstmarkt ist Basquiat der teuerste US-Kunstexport aller Zeiten. Sein berühmter Kopf ohne Titel erzielte bei einer Sotheby’s-Auktion in New York den Rekordpreis von über 110 Millionen Dollar.

Bilder aus der Graphic Novel "Basquiat"

Julian Voloj & Søren Glosimodt Mosdal / Carlsen Comics

„Basquiat“ von Julian Voloj und Søren Mosdal ist bei Carlsen Comics erschienen.

Trotzdem hält sich hartnäckig die Erzählung vom Sidekick-Mythos, vom angeblichen Beiwagerl von Andy Warhol. Dem tritt die Comic-Biografie von Autor Julian Voloj und dem dänischen Zeichner Søren Mosdal entgegen. Nicht Basquiat hat im Windschatten von Warhol reüssiert, sondern Warhol hat durch die Freundschaft zu Basquiat neue Relevanz und Impulse bekommen.

Das ist einer der Blickwinkel, die der in New York lebende deutsche Autor Julian Voloj bei seiner Recherche zu Basquiats Leben gefunden hat. Abseits der Klischees und der Huldigungen zeigt die Graphic Novel auch den strukturellen Rassismus, mit dem Basquiat kämpfen musste.

„Mein Werk hat nichts mit Graffiti zu tun, die meisten Leute sind einfach nur Rassisten … und sie reden endlos über Graffiti, obwohl ich mich selbst gar nicht für einen Graffitikünstler halte. Sie haben dieses Bild von mir: der Wilde auf der Flucht, der wilde Affenmensch“. Das sagt Jean-Michel Basquiat über sich selbst im Interview mit Tamra Davis 1986, zwei Jahre vor seinem frühen Tod mit nur 27 Jahren. Die weiße Kunstwelt der 1980er Jahre hatte mit Basquiat ihren ersten afroamerikanischen Superstar, der sich mit deren Stereotypen nicht abfinden wollte.

Basquiats „Sample-Technik“

Weltberühmt wurde Basquiat mit seinen Selbstporträts und seiner Filtertechnik. Er hat alles auf seinen Bildern verarbeitet. Musik, Literatur, Comics, Fernsehen, die gesamte Kunstgeschichte. Der Vergleich zum Samplen wie im Hip Hop wurde dafür oft gezogen. Nicht zuletzt deswegen wurde Basquiat fälschlicher Weise als Grafittikünstler gefeiert, obwohl er seine Street-Art als Anti-Grafitti bezeichnete. Mit seinem Schulfreund Al Diaz schuf er den Tag SAMO©. Das stand für „same old shit“. Damit signierten sie ihre Pamphlete und poetisch- gesellschaftskritischen Sprüche auf den Häuserwänden im New Yorker Künstlerviertel SoHo. So wie Basquiats Freund Keith Haring die New Yorker U-Bahn als Leinwand und Schaufenster für seine Kunst nutze, tat es Basquiat in SoHo, dem Spielplatz der weißen Kunstszene in New York.

Die Graphic Novel zeigt Basquiats Leben als einen Dialog mit seinen schwarzen Figuren aus seinen berühmten Gemälden. Die Selbstporträts mit der Krone die ihm zugeschrieben werden begleiten Basquiat wie ein Schatten. Sie erklären im Comic dem Hauptdarsteller was gerade passiert und wie ihn die Menschen sehen. Am Ende wird Basquiat schließlich selber zu seinem Schatten, einem legendenumwobenen Kunstwerk. Dem Obdachlosen Schootingstar der Kunstwelt, der an Ruhm und Drogensucht zerbricht.

Bilder aus der Graphic Novel "Basquiat"

Julian Voloj & Søren Glosimodt Mosdal / Carlsen Comics

Julian Voloj und Søren Mosdal zeigen Basquiat durch seine Kunstwerke und schaffen dadurch neue Einblicke in sein kurzes, aufregendes Leben. Das Ringen um Anerkennung als eigenständiger Künstler ist passend bunt und schillernd illustriert. Eine gelungene biografische Annäherung an das Leben und Werk von Jean-Michel Basquiat, dass der Legendenbildung entgegentritt.

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