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Minderjährige Motel-Manager und Cookie-Ladies in der Serie „Little America“

Die 8-teilige Anthologieserie zeigt die vielfältigen Geschichten von Migrant*innen in den USA. Ohne übertriebenen Pathos und Amerika-Patriotismus schleichen sich die Protagonist*innen ins Herz.

Von Philipp Emberger

Die Macher*innen der Serie „Little America“ sind durch Amerika gefahren und haben die Geschichten von Migrant*innen zusammengetragen. Diese wurden zunächst im Epic Magazine veröffentlicht. In weiterer Folge bekamen die Geschichten ein Drehbuch und wurden zur achtteiligen Anthologieserie „Little America“. Das Ergebnis sind völlig unterschiedliche Episoden mit verschiedenen Lebenswegen der Protagonist*innen.

Alle Folgen haben eine Gemeinsamkeit: Sie fokussieren sich auf den Lebensweg von Migrant*innen und geben ihrer Geschichte eine Plattform. Die Folgen widmen sich beispielsweise einem minderjährigen Motel-Manager, einer temperamentvollen Squash-Spielerin oder - wie in der letzten Folge - einem homosexuellen Asylwerber aus Syrien.

Viel Sympathie für die Figuren

Seit der Veröffentlichung hat die Miniserie viel Resonanz erfahren und wurde bereits für eine zweite Staffel verlängert. Das ist wenig verwunderlich, denn „Little America“ erzählt die bunten Geschichten mit einer Leichtigkeit und viel Empathie für die Protagonist*innen.

Viele der Figuren sind auf Anhieb sympathisch. Wie etwa Kabir, der Sohn indischer Einwanderer. Buchstabieren ist sein Ding. Bis zum 16. Geburtstag will er jedes Wort im Wörterbuch kennen. Nur dann bekommt er einen Sportwagen geschenkt, so zumindest der Deal mit seinem Vater. Aber es kommt anders. Als Kabir 12 Jahre alt ist, werden seine Eltern aus den USA abgeschoben. Kabir bleibt allein zurück und ist fortan verantwortlich für das familieneigene Motel in Green River. Die erste Folge „The Manager“ zeigt Kabir wie er erwachsen wird, wie er versucht seine Eltern zurückzuholen und seine witzige Vorliebe für Hotelausstattung.

Ebenso sympathisch ist Beatrice: Für das Studium ist sie von Uganda in die USA gekommen. Ihre Eltern haben dafür jeden Cent gespart, um ihr das zu ermöglichen. Schließlich soll sie eines Tages zurückkommen, um die Familie zu unterstützen. In den USA läuft es aber nicht nach Plan. Nachdem sie ihren Job als Kellnerin verliert, muss sie sich umorientieren, um für ihren Sohn sorgen zu können. Ihr täglicher Begleiter ist der familiäre Druck aus Uganda. Schließlich erinnert sich Beatrice an ihren backenden Vater in Uganda und wird zur Cookie-Lady.

Kurze Episoden mit großer Wirkung

The Baker. The Manager. The Son. So simpel die Episodennamen, so komplex die Probleme der Protagonist*innen. Obwohl die Folgen mit jeweils knapp 30 Minuten recht kurz geraten sind, hindert das die Serie nicht daran eine große Wirkung zu erzielen.

Bild aus der Serie Little America

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„Little America“ gibt einen direkten Einblick in die alltäglichen Hürden und Träume von Migrant*innen. Obwohl die Serie hie und da auf die abgelutschte Form der American-Dream-Erzählung setzt, gibt sie einen wunderbaren Einblick in das alltägliche Leben von Immigranten und erzählt diese komplexen Geschichten mit einer großen Portion Optimismus und viel Einfühlungsvermögen für die Charaktere. Das ist gerade in der aktuellen hitzigen politischen Debatte über Migration ein wohltuender Gegenpart.

Irgendwie anders

Hinter der Serie stecken die selben Macher*innen wie von „The Big Sick“ oder „Masters of None“. Die Liste der Executive Producers ist lang: Kumail Nanjiani, Alan Yang, Lee Eisenberg, Emily V. Gordon, Joshua Bearman und Joshua Davis sind mit an Board.

Bild aus der Serie Little America

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Dass „Little America“ anders ist, ist bereits von der ersten Sekunde an sichtbar. Beim Casting der Serie wurde auf möglichst viel Repräsentation geachtet. In der ersten Folge sind die Schauspieler*innen indisch. Die Musik ist indisch. Selbst der Hinweis, dass es sich bei der Folge um eine wahre Geschichte handelt, ist in Hindi zu lesen. Das haben die Produzent*innen auch in den weiteren Folgen konsequent beibehalten. Damit wird „Little America“ nicht nur zu einer Serie über Migrant*innen, sondern von und mit Migrant*innen.

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