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„Trist ist es schon“ – Bilanz über ein Jahr Corona-Uni

Studierende in ganz Österreich sind seit einem Jahr im Homelearning, haben also zwei Uni-Semester unter Corona hinter sich. Welche Bilanz ziehen die drei größten Unis in Österreich?

von Diana Köhler

In Österreich studieren derzeit um die 376.000 Menschen. Und sie alle sind die letzten zwei Semester im Home-learning gesessen um beim Distance-teaching ja nichts zu verpassen. Manchmal durften sie durch die hybride Lehre sogar ausnahmsweise auf die Uni gehen.

Die gemessen an der Zahl der Studierenden größten Unis in Österreich sind die Universitäten Wien (94.000), Graz (32.000) und Innsbruck (27.000).

Eine aussagekräftige Bilanz über die Auswirkungen der Krise auf die Zahl von absolvierten Prüfungen und Studierenden - so heißt es dort - lässt sich noch nicht ziehen. Zwar sind die Lehrveranstaltungen des Wintersemesters gerade zu Ende, aber inskribieren kann man sich für das Sommersemester zum Teil noch bis April, Arbeitsaufgaben und Seminararbeiten können noch abgegeben werden. Außerdem wird es noch zweite, dritte und vierte Prüfungstermine geben.

Aber: An der Universität Wien gab es im Sommer 2020 fast um die Hälfte weniger Absolvent*innen als im Sommer davor. Dafür hat es vom Wintersemester 2019 zum Wintersemester 2020 einen leichten Anstieg bei den Inskriptionen gegeben: Von knapp 17.000 auf ungefähr 18.000.

Mehr Prüfungen trotz (oder wegen) Corona

Einen generellen Anstieg an Studierenden erwartet man an auch an der Uni Graz. Joachim Hirtenfellner hat dort den Überblick über die Statistiken und erinnert sich an vergangene wirtschaftliche Krisen: Immer wenn Arbeit oder Ausbildung schwerer zu finden sind, würden sich viele für ein Unistudium entscheiden.

Überraschend war aber, dass es vor allem im Wintersemester 2020 mehr sogenannte „prüfungsaktive“ Studierende gegeben hat. Genau wisse man natürlich nicht warum. Joachim Hirtenfellner glaubt, das könnte daran liegen, dass viele berufstätige Studierende jetzt im Homeoffice oder in Kurzarbeit seien. Da wäre dann mehr Zeit für die Uni.

Auch eine „Nebenwirkung“ von Corona: In Graz hat man die Zeit der leeren Unigebäude für Renovierungen und andere Bauarbeiten genutzt. Das sei nämlich schon einfacher, wenn fast keine Studierenden da sind.

Alleine am Campus

Auch in Innsbruck gab es ein Plus bei den Inskriptionen. Vizedirektor Bernhard Fügenschuh freut sich außerdem, dass es zwischen den Lehrenden und den Studierenden viel Verständnis für deren individuelle Situationen gegeben hat. Viele Lehrende mussten ihre Vorlesungen doppelt halten, damit die maximale Gruppengröße eingehalten werden konnte. Andere haben auch im Sommer gearbeitet, da Lehrstunden nachgeholt werden mussten.

Bei der Technik gab es Unterstützung für die Lehrkräfte: Die Uni hat zusätzliche Tutorinnen angestellt, die einiges an Online-Organisation übernommen haben. „Und so konnten wir vielleicht wiederum den einen oder anderen Studierenden unterstützen, der vielleicht seinen Job verloren hat“, nimmt der Vizerektor an.

„Trist ist es jetzt natürlich schon am Campus“, fügt er hinzu. Mit der klassischen Universität hat das Sitzen vor dem Computer für ihn nicht viel zu tun. Manche Studierenden hätten sich sicherlich einiges an Wegzeit erspart, viele hatten aber auch logistische Probleme. Wenn eine Lehrveranstaltung im Homelearning stattfand, die gleich anschließende aber als Hybridvorlesung mit Anwesenheitspflicht war, dann hatte man kaum Zeit den Ort zu wechseln. Hier sieht Fügenschuh auf jeden Fall noch Nachhol- und Abstimmungsbedarf.

Alles in allem ist der Innsbrucker Vizerektor aber optimistisch gestimmt. Zumindest sei die Uni jetzt aus technischer Sicht für die Zukunft hervorragend gewappnet. Auch wenn es angenehmer gewesen wäre, wenn man etwas mehr Zeit gehabt hätte, sich auf die neue Situation einzustellen. Aber das haben wir uns wohl alle gedacht.

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