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Bühne und Publikum beim Acoustic Lakeside Festival

Acoustic Lakeside

Das waren die besten Live-Momente auf heimischen Festivals

Die Konzertkeller sind zu, die Bühnen leer und das Publikum sitzt zuhause. Auch der Blick in den bevorstehenden Festivalsommer ist Corona-bedingt ungewiss. Während des Wartens auf einen Covid-Fahrplan haben uns Festival-Veranstaltende von ihren größten Live-Momenten erzählt.

von Michaela Pichler

Wer vergangenen Sommer in den Genuss gekommen ist, Livemusik auf einem Festival in Österreich erleben zu können, hatte auf jeden Fall Glück. Die Corona-Pandemie hat seit März 2020 einen Riegel vor die Kulturbranche geschoben, der auch vor Festivals nicht Halt gemacht hat. Riesen wie das Nova Rock, das FM4 Frequency, Electric Love und viele mehr mussten ausfallen. Ein paar wenige konnten mit ausgeklügelten Sicherheitskonzepten und einer allgemeinen Limitiertheit trotzdem stattfinden - wie das Popfest in Wien, das verspätete Donauinselfest oder das Poolbar Festival in Vorarlberg.

Ein halbes Jahr später hat sich die Situation für Live-Veranstaltungen in Österreich nicht gebessert und auch über der kommenden Festivalsaison steht ein großes Fragezeichen. Manche Teams planen in der Zwischenzeit mit Vorsicht, mit bereits einkalkulierten Sitzplätzen und heimischen Acts. Die anderen gehen von normalen Veranstaltungs-Verhältnissen aus, denn in der Praxis ist es immer leichter, runterzuschrauben als aus dem Nichts auf einmal Flüge zu buchen, kurzfristig Konzerthallen zu mieten und freie Hotelzimmer für die Artists zu finden. Egal wie Festivalteams gerade planen - das Warten ist bei allen dasselbe. Zwischen Pressekonferenzen, die die Kulturbranche immerzu als letztes reihen, müssen die Füße still gehalten werden.

Wenn die Zukunft eine ungewisse ist und auch die Gegenwart keine Antworten bereit hält, dann hält man an der Vergangenheit fest. Man erinnert sich zum Beispiel an die warmen Sommertage, an denen der Schlaf zwar zu kurz kommt, dafür aber die Serotonin- und Endorphin-Reserven wieder aufgetankt werden, mit guter Musik, durchtanzten Nächten und der eingeschworenen Festivalfamilie, mit der man jedem Wetter trotzt. An diese Momente erinnern sich auch die Festival-Veranstaltenden selbst und kommen hier zu Wort.

Poolbar Festival in Feldkirch

Das Poolbar Festival im Ländle gehört zu einem der wichtigsten Orte im Westen Österreichs, an dem Popkultur einen ganzen Sommer lang in all seinen Facetten gelebt wird. Auch in der letzten Festivalsaison konnte das trotz Pandemie wertgeschätzt werden. „Nach so langer Zeit der Musikabstinenz war es wieder möglich, Künstler*innen auf der Bühne zu sehen und sich dafür begeistern zu können“, erzählt Poolbar-Chef Herwig Bauer über eine seiner schönsten Erinnerungen als Festivalmacher, dem Eröffnungskonzert im Corona-Sommer 2020.

Gemeinsam mit seinem Team hat er im letzten Jahr an einem besonderen Sicherheitskonzept gearbeitet, damit das Poolbar Festival in Feldkirch doch noch über die Bühne gehen konnte. Auch ohne Corona-Pandemie findet das Festival normalerweise sechs Wochen lang im Stadtzentrum statt, dieser Zeitraum hat dem Festivalteam bei der Planung im letzten Sommer in die Karten gespielt. Outdoor-Sitzkonzerte statt enge Poolpartys, das ausgehungerte Publikum war dankbar. „Als wir als Veranstaltende gemerkt haben, dass die Leute mitmachen, ist der ganze Druck von uns abgefallen. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber das Publikum hat wirklich die ganzen aufgestauten Gefühle der vorangegangenen Monate rauslassen können.“

Popfest am Karlsplatz in Wien

Seit bald elf Jahren gehört das Popfest am und um den Karlsplatz zum Fixpunkt im Wiener Sommer. „Der Karlsplatz als Möglichkeitsraum für Popmusik macht das Festival besonders“, meint Popfest-Leiter Christoph Möderndorfer. Bei der Frage nach dem erinnerungswürdigsten Livemoment fallen ihm gleich zwei Konzerte ein. Zum einen der Auftritt von Clara Luzia, die 2010 auf der „Seebühne“ vor der Karlskirche während des Sonnenuntergangs von der Königin der Wölfe singt - es war das allererste Konzert in der Geschichte des Popfests.

Und mit dem letzten Popfest schließt sich der Kreis der Festivalerinnerungen von Christoph Möderndorfer. „Wenn man den Bogen spannen möchte: Letztes Jahr hat in der Karlskirche Anja Plaschg als Soap & Skin ein unglaubliches Konzert gespielt. Sie ist aus der Altarbühne herausgetreten, das war eine richtige Erscheinung! Eines der beeindruckendsten Konzerte, das ich überhaupt gesehen habe.“

Szene Open Air in Lustenau am Alten Rhein

„Die meisten würden sagen, dass der Alte Rhein das Besondere an unserem Festival ist“, erzählt Isabella Gural vom Festival-Team. Während nachmittags im Fluss gebadet wird, ist die Schweizer Grenze nur einen Steinwurf entfernt - aber auch aus Deutschland und Liechtenstein reisen die Festivalbesucher*innen an, um sich die Party beim Szene Open Air nicht entgehen zu lassen. Am besten fährt man mit den Öffis zum Festival in den Westen Österreich, denn das Szene Open Air ist ein Green Festival - mit Greencamping, eigenem Müllkonzept und gratis Shuttleservice.

Veranstaltet wird es seit über dreißig Jahren von einem Team aus rund 500 Freiwilligen, die auch für ein familiäres Feeling vor Ort sorgen. „Für viele ist das Szene Open Air auch ein Einsteigerfestival, weil es doch auch noch überschaubar ist.“ Der bisher eindrucksvollste Live-Moment? „Das war das französische Duo Her - für uns als Veranstaltende war das mehr so ein Liebhaber-Booking, das wir als Überraschungs-Latenight-Act gebucht haben. Aber es war dann ein mega starker und emotionaler Auftritt, die einzige Österreich-Show damals, das war ein großer Wow-Effekt, auch beim Publikum!“

Acoustic Lakeside am Sonnegger See

Im Süden Österreichs ist zwischen Baggersee und Heuballen eines der beliebtesten heimischen Festivals zuhause: Das Acoustic Lakeside am Sonnegger See in Kärnten ist immer in kürzester Zeit ausverkauft.

„Die Besucher*innen, die sich wohlfühlen, der Verein, der sein Herzblut da rein steckt, um ein cooles Festival auf die Beine zu stellen - all das macht das Acoustic Lakeside aus“, erzählt Alexander Toplitsch. Er ist Vorstandsmitglied in dem gemeinnützigen Verein, der das Festival im Süden organisiert und Jahr für Jahr um ein feines Line-Up und eine familiäre Atmosphäre bemüht ist. Das weiß nicht nur das Publikum zu schätzen, sondern auch die auftretenden Musiker*innen.

So entsteht sogar neue Musik, extra fürs Acoustic Lakeside - wie mit Farewell Dear Ghost & The Shadowplay Ensemble, die 2018 als Dankeschön den „Lakeside Song“ performten. „This is the place / we all meet again / the place where we find the music / the place we feel alive“ - einer der schönsten Livemomente für das Acoustic-Lakeside-Team.

Open Mind Festival in Salzburg

„Wir nehmen uns jedes Jahr ein Thema vor, das uns interessiert, und kuratieren das wirklich durch, in allen möglichen Facetten“, erzählt Sebastian Linz. Er ist der künstlerische Geschäftsführer des Open Mind Festivals, das seit 2009 vom ARGEkultur Verein in Salzburg organisiert wird. Interdisziplinär und mehrsprachig präsentiert sich das Programm, mit Diskussionen, Lesungen, Filmscreenings, Theater, Kunst und Musik werden jedes Jahr die großen Fragen gestellt. Zuletzt zum Beispiel unter dem Motto „Wem gehört die Welt?“, bei dem Machtverhältnisse und die Ökonomie genau unter die Lupe genommen wurden. Der Austausch mit dem Publikum ist dabei oberstes Open-Mind-Gebot.

Bohemian Pleasures im Böhmischen Prater

„Nächtliches Autodrom-Fahren mit Dives, gemeinsames Bier-Trinken im strömenden Regen mit International Music oder Auflegen mit Kassetten bei der Pre-Party mit Pauls Jets - das sind meine schönsten Momente beim Bohemian Pleasures“, erzählt Matthias Alber, der Festival-Erfinder von Bohemian Pleasures. Ort des Geschehens ist beim noch sehr jungen Miniaturfestival der andere Prater - der Böhmische - der nicht mit dem Wiener Riesenrad protzt, sondern in Favoriten mit halbverblasst-sympathischem Charme und Minigolf lockt, für die eigentlichen Wiener*innen sozusagen.

„Dadurch ist auch schon der Weg zum Festival ein Erlebnis. Wenn man bei den über 100 Jahre alten Fahrgeschäften und dem ganzen Tingel-Tangel vorbeigeht, bekommt man dann vor Ort eine schöne Mischung aus guter Musik zu hören - irgendwo zwischen Post-Punk, Liedermacherei und Alternative!“

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