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Etherwave Theremin

Hutschi (CC BY-SA 3.0)

fm4 musikmaschinen

Mit dem Theremin fing alles an

Zum Beginn der zweiten „FM4 Musikmaschinen“ Staffel sprechen wir über das erste industriell hergestellte elektronische Musikinstrument überhaupt und die aufregende Geschichte seines russischen Erfinders Lew Termen.

Von Stefan Trischler | Video: Pauline Binder & Michael Troll

Der elegante Mann steht vor einer lackierten Holzkiste mit vier Beinen. Mit seinen Händen macht er fließende, runde Bewegungen um die daraus hervorstehenden zwei Metall-Antennen - dazu korrespondierend ertönt in ungewohntem Klang eine bekannte Melodie von Rachmaninoff.

Tipp

Die FM4 Musikmaschinen gibt es ab heute achtmal am Freitag um Mitternacht (im Rahmen von FM4 La Boum de Luxe) als Radiosendung, sowie als Podcast und Video.

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Man kann sich heute kaum vorstellen, wie fantastisch die ersten Auftritte von Lew Sergejewitsch Termen mit seinem neuartigen Instrument auf die Besucher seiner Konzerte in den freühen 1920ern gewirkt haben müssen.

Im Zuge seiner Forschungen am Physikalisch-Technischen Institut im heutigen St. Petersburg hatte der Wissenschaftler und Hobby-Cellist entdeckt, dass er durch den elektrischen Widerstand des menschlichen Körpers die Frequenz von Oszillatoren beeinflussen, und damit musikalische Töne kontrollieren konnte. Er baute einen Prototypen, mit dem sich Tonhöhe und Lautstärke „spielen“ ließen und überzeugte damit schließlich auch Lenin, den Staatschef der gerade gegründeten Sowjetunion. Für dessen Plan, den gigantischen Arbeiter- und Bauernstaat mit Elektrizität zu modernisieren, war der charismatische Erfinder eine geradezu perfekte Symbolfigur.

Lew Termen ging deshalb auf Tournee durch sein Heimatland und die europäischen Metropolen und landete schließlich 1927 in New York. Er begeisterte unter seinem neuem westlicheren Namen Leon Theremin auch dort die Musikwelt und überzeugte die Firma RCA Victor, sein Instrument für den Massengebrauch zu produzieren. Nicht zuletzt wegen der Weltwirtschaftskrise ging seine Vision vom „Theremin“ als weit verbreitetem Hobbyinstrument und von darauf basierenden Streich-, Tasten- und Rhythmusinstrumenten in einem großen elektronischen Orchester leider nicht in Erfüllung. Es folgten nach der Rückkehr in die jetzt stalinistische UdSSR einige Monate im Gulag und Jahrzehnte in der Versenkung - die dramatische Lebensgeschichte von Leon Theremin kann man inklusive seiner ungewollten Verstrickungen in Spionage und den kalten Krieg in der Doku An Electronic Odyssey verfolgen, oder im Buch Ether Music and Espionage sehr detailliert nachlesen.

Dort kommen auch Clara Rockmore und Bob Moog jeweils ausführlich vor. Erstere hat mit ihrer expressiven Spielweise dem Theremin eine fast schon menschliche Stimme verliehen und den Klang des Instruments geprägt wie niemand sonst. Und der zweite ist überhaupt erst durch das Basteln von Theremin-Baukästen auf die Klangerzeugung mit Oszillatoren gekommen - mit bekannten Resultaten. Das Theremin blieb eine Leidenschaft des Synthesizer-Pioniers, seine Firma Moog Music baut bis heute neue Modelle - auch unter Beteiligung von Virtuosinnen wie der aus Österreich stammenden Dorit Chrysler und der in Wien lebenden Pamelia Stickney.

In den FM4 Musikmaschinen erzählen Patrick Pulsinger und meine Wenigkeit diesmal die außergewöhnliche Geschichte des Theremin, sprechen aber auch über seinen großen Einfluss auf die elektronische Klangerzeugung und die Popmusik.

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