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Menschen im Thermalbad Vöslau

APA/JOHANNES BRUCKENBERGER

Für einen Tag: Männerfreie Zone im Thermalbad Vöslau

Die Unternehmerin und Influencerin Madeleine Alizadeh alias Dariadaria hat am Freitag im Thermalbad Vöslau eine männerfreie Zone organisiert. Freibäder seien nämlich Orte, „die für weiblich gelesene Personen nicht sicher sind.“ Die Aktion hat im Vorfeld für viel Aufregung gesorgt, der Badetag selbst verläuft entspannt.

Von Livia Praun

Angemacht werden, ungefragt fotografiert werden, sexuell belästigt werden: Dem sind FLINT (Frauen, Lesben, Inter, nicht-binäre und Trans Personen) häufig ausgesetzt, wenn sie im Sommer baden gehen. Dariadaria alias Madeleine Alizadeh wollte das nicht weiter so hinnehmen und hat am Freitag, den 3. September im Thermalbad Vöslau einen Bereich für weiblich gelesene Personen reserviert.

Madeleine Alizadeh

Livia Praun / Radio FM4

Madeleine Alizadeh vor dem Thermalbad Vöslau

Mit dieser Aktion wollte Alizadeh einen Raum schaffen, in dem FLINT sich wohl fühlen können, erzählt sie. Entgegen vieler Berichte ist nur ein kleiner Bereich von 13 bis 19 Uhr für die Aktion reserviert. Der Rest des Bades ist im Normalbetrieb – auch die Badebereiche und Gastronomie. Die Liegewiese, auf der circa hundert weiblich gelesene Personen liegen, liegt etwas abgeschieden, es gibt aber keine Sichtblockade oder Absperrungen.

Die Aktion dient auch dazu, um Spenden sammeln: Der Eintritt von 3 Euro, der verlangt wird, wird vollständig an den afghanischen Frauenverein gespendet – ein Verein, der seit 1992 in Afghanistan tätig ist. Der Verein fördert mit Projekten in ländlichen Gegenden vorrangig Frauen und Kinder.

Wohl und sicher fühlen sich die Besucherinnen trotzdem – „Es ist fast wie meditieren, es ist so unfassbar entspannt“, erzählt eine, während eine andere meint, dass sie sich hier viel wohler fühle, als sonst wo: „Hier habe ich kein Problem damit, mich oben ohne zu sonnen, sonst wäre mir das unangenehm.“ Was auch gut bei den Besucherinnen ankommt, ist das kostenlose Angebot von Popcorn und Vöslauer Wasser.

Große Aufregung im Vorfeld

Die Aktion hat im Netz schon im Voraus stark polarisiert. Nach der Ankündigung des Badetages haben auf der einen Seite viele Menschen ihre Zustimmung ausgedrückt, auf der anderen Seite kam auch viel Hass auf. Dieser traf in erster Linie Alizadeh aber auch etwa die Standard-Journalistin Lara Hagen, weil sie über die Aktion berichtete:

„Wenn man jetzt sieht, wie harmlos die Aktion ist, erkennt man, wie überzogen die Reaktion war“, sagt Alizadeh. Niemand wird ein- oder ausgesperrt, niemandem wird der Zutritt zum Bad verwehrt. „Ich habe ehrlich gar kein Verständnis für die übertriebenen Reaktionen der letzten Tage“, meint sie. Auch die Besucherinnen verstehen den Hass, der aufgekommen ist, nicht. „Es wird niemandem etwas weggenommen. Viel mehr wird ein extra Raum geschaffen – und man kann sich dazu entscheiden, ob man ihn nutzen will oder nicht“, sagte eine junge Frau dazu.

Viele negative Erfahrungen für FLINT in Bädern

Auf die Kritik, dass diese Aktion in Österreich nicht nötig sei, hat Alizadeh auf Instagram mit einem Aufruf reagiert: FLINT sollten ihre Erfahrungen teilen, die sie in Freibädern gemacht haben. Es war ein Wahnsinn, innerhalb weniger Stunden habe ich hunderte Nachrichten bekommen“, erzählt sie. Von diesen hat sie einige in einem Instagram-Post zusammengefasst. „Viele wurden heimlich fotografiert, begrapscht, einige haben auch davon erzählt, dass neben ihnen masturbiert wurde“, erzählt Alizadeh. Sie erzählten aber auch von sexuellen Übergriffen und von Männern, die ihnen bis nach Hause folgten.

Während es in anderen Ländern schon Angebote gibt, in denen in Bädern Bereiche oder gewisse Uhrzeiten für Frauen reserviert sind, gäbe es solche in Österreich viel zu selten. Bei der Stadt Wien habe man Alizadehs Vorschlag nach einer männerfreien Zone auch abgelehnt. Alizadeh und auch viele Besucherinnen des Thermalbads Vöslau wünschen sich allerdings, dass es von solchen Angeboten in Österreich mehr geben würde. „Es gibt solche Bereiche zwar teilweise schon, meistens aber nur in privaten Bädern, die viel Geld kosten“, sagt Alizadeh, „man muss das auch für Frauen zugänglich machen, die weniger Geld haben.“ Auch eine junge Studentin, die aus Wien hergekommen ist, wünscht sich, dass es davon in Zukunft mehr gibt: „Es ist so eine gute Stimmung hier. Alle sind offen, quatschen miteinander, und sind einfach total entspannt.“

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