Blickwinkel-Würfelspaß

Das Puzzlegame „Moncage“ lässt uns nach dem perfekten Blickwinkel suchen und überzeugt mit genialem Rätseldesign.

Von Rainer Sigl

Es ist gar nicht so leicht, mit Worten so manches Spielprinzip zu beschreiben. Vielleicht so: Vor mir im Raum schwebt ein Würfel, den ich in alle Richtungen drehen kann. Seine Seiten zeigen aber keine banale Punktzahl, sondern sind so etwas wie Fenster zu verschiedenen Szenen. Durch eine Seite sehe ich zum Beispiel auf einen Leuchtturm, der Blick von oben zeigt ein Schiff, und auf den anderen Seiten gibt es vielleicht einen Innenraum zu sehen.

Manche Szenen kann ich antippen, dann geht es näher heran. Wenn ich den perfekten Winkel zum Draufschauen gefunden habe, kann es sein, dass Teile aus zwei verschiedenen Szenen perfekt zueinanderpassen. Dann fügt sich etwa das Ende einer Kinderrutsche aus genau dieser Perspektive an ein Förderband, das zuvor ins Nichts geführt hat. Sobald ich diese Verbindung gesehen und aktiviert habe, beginnt meist irgendein Mechanismus zu rattern. Das ist das Spielprinzip von „Moncage“.

Eine Frage des Blickwinkels

Videospiele, die vom Ändern der Perspektive leben, gibt es einige, doch selten waren sie so hübsch verknüpft wie hier. Die Räume und Szenen, die im Würfel zu sehen sind, ergeben putzige kleine Vignetten, und es motiviert unheimlich, wenn der Groschen gefallen ist und zwei Gegenstände, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören, doch aus irgendeinem Blickwinkel etwas Neues ergeben.

Hin und wieder muss man sogar gehörig grübeln, bis man auf die Lösung kommt. Wer mag, darf sich aber auch durch das vorbildliche Tippsystem ein bisschen helfen lassen. Das gibt nämlich pro Hürde bis zu drei immer konkreter werdende Tipps, die exakt so viel Hilfestellung leisten, dass man vom leichten Stupser in die richtige Richtung bis zur dezidierten Anleitung immer richtig beraten ist.

In einer Reihe mit den Großen

Die Ausnahmespiele „Gorogoa“ und das megaerfolgreiche „Monument Valley“ haben es vorgemacht, „Moncage“ versucht sich auch am kniffligen Puzzeln mit unmöglichen Perspektiven.

Ganz so genial wie die beiden genannten ist es zwar nicht, aber es bietet trotzdem so viele frische Szenen und Ideen, dass man es Fans dieser Spiele bedenkenlos empfehlen kann. Ein kleines Spiel mit großen Rätseln, das auch weniger games-erfahrenen Menschen ans Herz - oder unter den virtuellen Weihnachtsbaum aufs Handy oder Tablet - gelegt werden kann.