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Serie „Kitz“: Das hat nicht mal Kitzbühel verdient

Glitzer und Glamour in Kitzbühel. Die deutsche Serie „Kitz“ begleitet eine schwerreiche Münchner Jugendclique, die jedes Jahr in den Tiroler Skiort einfällt, um Party zu machen und dem Leben zu frönen. Ihnen gegenüber stehen in der Young-Adult-Crime-Serie die Einheimischen, die den Todesfall eines Freundes rächen wollen. Das Ergebnis hat nicht mal Kitzbühel verdient.

Von Philipp Emberger

Wer an den Tiroler Ort Kitzbühel denkt, hat vielleicht zunächst mal die Bilder des legendären Hahnenkamm-Rennens im Kopf, die jedes Jahr in die Welt hinausgeprügelt werden. Das Interview mit Arnold Schwarzenegger von der Tribüne gehört da ebenso dazu wie die diversen Skihütten-Partys samt der rüstigen Wirtinnen. Und auf jede wirklich prominente Person - wie Schwarzenegger - kommen nochmal zehn Personen, die gerne so prominent wären oder immerhin schon peinlich prominent sind.

Der Ort in den Tiroler Alpen bildet auch den Rahmen für die deutsche Netflix-Serie „Kitz“, die am 30. Dezember auf dem Streamingdienst startet und nach einer Idee von Vitus Reinbold und Nikolaus Schulz-Dornburg („Oktoberfest 1900“) gestaltet wurde. Jeden Winter wird Kitzbühel zur Partyhochburg für eine reiche Münchner Jugendclique. Sie feiern den Jahreswechsel natürlich mit Hummer, Schampus und Kaviar. Die Schickeria besteht aus der 19-jährigen Millionärstochter und Influencerin Vanessa „Nessi“ von Höhenfeldt (Valerie Huber), ihrem Boyfriend Dominik (Bless Amada) und der besten Freundin Pippa (Krista Tcherneva).

Ihnen gegenüber stehen die Einheimischen: Lisi Madlmeyer (Sofie Eifertinger), die davon träumt Modedesignerin zu werden, und ihr bester Freund Hans (Ben Felipe). Verkauft wird die Serie als „Young Adult Mystery Crime“. Lisis Bruder ist vor einem Jahr gestorben und Instagram-Model Vanessa soll damit etwas zu tun haben. Lisi versucht dann mit Hans’ Unterstützung, in die Welt der Reichen und Schönen einzudringen und den Tod ihres Bruders zu rächen.

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Pippa (Krista Tcherneva) und Vanessa (Valerie Huber)

Klischee- statt Culture Clash

In der Konzeption haben die Showrunner wohl auf das Spannungsverhältnis zwischen den Reichen und Schönen und der einheimischen Bevölkerung abgezielt. Interessante Idee, die nur leider unter billigem Glamour vergraben wird. Statt des erhofften Culture Clash treffen in der Serie nämlich vor allem Klischees auf noch mehr Klischees. Besser als mit ihrer biestigen Freundin Pippa ist Influencerin Vanessa nämlich nur mit der Fronkamera ihres Smartphones befreundet. Und wenn Bauernbub Hans nicht gerade seine Ski wachselt, treibt er sich anonym auf schwulen Datingplattformen rum und wird vom permanent zugedröhnten Hotelerben Kosh (Zoran Pingel) abgeschleppt.

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„Hans“ (Ben Felipe) und sein Mr. Lover Lover „Kosh“ (Zoran Pingel)

Unfreiwillig komisch kommen auch die Dialoge daher. „Pack deine Sachen, Heidi. Party is over“ ist da als Spitze zu hören, wenn die biestige Pippa ihren best-friend-spot an der Seite von Instagram-Model Nessi bedroht sieht. Die Gespräche sind etwa so gut aushaltbar wie die Bilder der Kitzbüheler-Weißwurstparty zu Hahnenkamm-Zeiten. Die Kitzbühler-Kids reden ebenso poshes Hochdeutsch wie die Münchner Schnösel. Dass jedes zweite Wort ein Anglizismus ist, ist im Vergleich zum Rest noch ziemlich realistisch.

Das Aspen der Alpen

Für Kitzbühel interessiert sich die Serie wenig bis gar nicht. Hauptsache alle kommen irgendwie stylisch daher, und sind es am Ende doch nicht. Wenn Vanessa ihre Silvestersause im rosafarbenen Outfit mit freier Schulter eröffnet, leuchten im Hintergrund die Neonröhren mit dem Schriftzug „escape from reality“. Das dürften sich auch die Serienmacher zu Herzen genommen haben. Hauptsache die vielen Partyszenen vor den malerischen Tiroler Bergen sehen gut aus.

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Tiroler Bodenständigkeit trifft auf Münchner Schickeria - Lisi (Sofie Eifertinger) und Vanessa (Valerie Huber)

Die Off-Stimme stellt Kitzbühel zu Beginn der Serie auch gleich mal als „Aspen der Alpen“ vor. Das Portrait von Kitzbühel ist dann aber von der Realität so weit weg wie der Skiort vom Luxusvorbild Aspen in den US-amerikanischen Bergen Colorados. Ob irgendjemand Kitzbühel überhaupt schon mal ernsthaft so bezeichnet hat? Geschenkt. Es ist ohnehin nicht die einzige Ungenauigkeit in der Serie.

Den Serienmacher*innen scheint es in den sechs Folgen mehr um Glamour, Glitzer und Hochglanz-Partybilder zu gehen. In Kombination macht das die Serie schwer aushaltbar. Am Ende des Jahres ist es euch keine Übertreibung zu sagen, dass „Kitz“ einen weiten Bogen um die Bestenlisten machen wird. Eine Serie mit internationalem Format á la Elité hätte es werden sollen. Das Ergebnis hat aber nicht mal Kitzbühel verdient.

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