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Bright Eyes

Shawn Brackbill

Der Song zum Sonntag

Bright Eyes & Phoebe Bridgers - „Haligh, Haligh, A Lie, Haligh“

Ende Mai beginnt Conor Oberst mit den Bright Eyes alle Alben seiner Band neu zu veröffentlichen und Songs mit Gäst*innen neu aufzunehmen. Neben Leuten wie Waxahatchee ist auch Phoebe Bridgers dabei, mit einer Neuinterpretation des Klassikers „Haligh, Haligh, A Lie, Haligh“.

Von Christoph Sepin

Hier kommt sie, die Emo-Zeitmaschine zurück zu den Jahren der sanften Melancholie und des großen Weltschmerzes, des Halls auf der brechenden Stimme und den soften Gitarrensaiten in Moll: Conor Oberst und seine Bright Eyes gehen nach hinten und veröffentlichen alles, was war, einfach nochmal.

„Companion“, so wird eine Reihe von Veröffentlichungen heißen, in denen der alte Katalog der Bright Eyes neu aufgenommen und neu veröffentlicht werden soll. Los geht es mit den Jahren 1995 bis 2000, also den Platten aus der Adoleszenz von Oberst, und drei Releases mit neuen Versionen klassischer Songs. Das klingt nach ordentlich viel Nostalgie, soll das aber alles doch gar nicht sein.

Um das klarzustellen, holt Conor Oberst schon mal vorsichtshalber im Pressetext aus: „It’s a meaningful way to connect with the past that doesn’t feel totally nostalgic and self-indulgent“, sagt er über die Reihe von Re-Releases. „We are taking these songs and making them interesting to us all over again. I like that. I like a challenge“.

Um das zu schaffen, die alten Felsen namens Nostalgie und Selbstgefälligkeit zu umschiffen, holt man sich Leute dazu, die Expert*innen darin sind: Phoebe Bridgers hat ihre gute, kreative Chemistry mit Oberst schon als Better Oblivion Community Center bewiesen, als Besucherin von Klassikern in neuem Gewand war sie zuletzt auf Taylor Swifts ausgezeichnetem „Nothing New (Taylor’s Version)“ zu hören (hier soll noch einmal die fabelhafte Zeile „How can a person know everything at 18, but nothing at 22“ erwähnt werden).

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Soviel dazu, gemeinsam mit Conor Oberst wird der 2000er-Bright-Eyes-Song „Haligh, Haligh, A Lie, Haligh“ neu verpackt. Das gibt Menschen, die sich doch ein bisschen nach jüngeren Gesichtern in Spiegeln sehnen, die Möglichkeit, ihre eigene Vergangenheit mit der Band aus Omaha, Nebraska zu besuchen. Allen anderen erlaubt das, in den Output eines Conor Oberst aus den frühen bis mittleren Nullerjahren einzutauchen - wahrscheinlich die beste Songwriting-Ära des Musikers.

Und das zahlt sich aus, denn folgende Zeilen gibt es in diesem Lied zu finden: „Let’s pin split-black ribbons to our overcoats“ und „now we speak with ruined tongues the words we say aren’t meant for anyone“. „The plans were never finalized but left to hang like yarn and twine dangling before my eyes“ und „I know not who I am but I talk in the mirror to the stranger that appears“. Dazwischen die Stimme von Phoebe Bridgers, als perfekter Counterpart zu den Lyrics von Oberst.

„Haligh, Haligh“, das ist Hardcore-Bright-Eyes. Broken Hearts und Einsamkeit, Selbstmitleid und -zweifel, hoffnungssuchende Flucht in die Gitarrenakkorde. Wahrscheinlich nicht der beste Ersteindruck, vielleicht sogar abturnend und eigentlich ein Lied, an das man sich erst gewöhnen muss, wie viele der Songs bis zu den beiden besten Oberst-Alben, die im Jahr 2005 im Duo erschienenen „I’m Wide Awake, It’s Morning“ und „Digital Ash in a Digital Urn“.

Dazu gibt es aber auch noch good news für Leute, die gern comfortably miserable sind: In den nächsten Monaten sollen alle Alben der Bright Eyes neu veröffentlicht werden, mit dem Jahr 2000 hört es nicht auf. Und: 2022 kommt die Band live nach Österreich, Ende August gibt es eine Open-Air-Show in der Arena Wien.

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