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„Sonne“: LipSyncen kann man auch im Hijab!

In ihrem Spielfilmdebüt zeigt die Wiener Regisseurin Kurdwin Ayub drei Schülerinnen, die mit einem LipSync-Video zu R.E.M.s „Losing my Religion“ viral gehen. Ihr Erfolg wirft Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und Freundschaft auf.

Von Philipp Emberger

Drei Wiener Girls im Hijab und „Losing my Religion“ von R.E.M. Mit diesen beiden Komponenten hat man alles für „Sonne“ von Regisseurin Kurdwin Ayub zusammen. Sie zeigt die drei Oberstufenschülerinnen Yesmin (Melina Benli), Nati (Maya Wopienka) und Bella (Law Wallner), wie sie mit einem LipSync-Video zu dem Hit aus den 90ern viral gehen. Yesmins Vater (gespielt von Omar Ayub, Kurdwin Ayubs Vater) ist auch gleich ganz angetan von den Neo-Popstars und verschafft dem Trio Auftritte in islamischen Zentren und auf kurdischen Hochzeiten. Mit dem Erfolg tun sich aber Konflikte auf.

Identität, Freundschaft und alles Dazwischen

In „Sonne“ kann man ganz wunderbar viele Themen hineininterpretieren. Ein Thema, das man da zum Beispiel ausmachen kann, ist die Frage nach der Identität von jungen Migrant*innen. Als Kostüm haben sich die drei Mädchen die traditionelle Gebetskleidung von Yesmins Mutter gecheckt. Die ist davon nicht begeistert und fürchtet, dass sich ihre Tochter über die eigene Religion und Kultur lustig macht. Während sich Yesmin im Laufe des Films immer mehr von „ihrer“ Kultur distanziert, sind ihre beiden Freundinnen fasziniert von der ihnen vorher eigentlich fremden Welt. Das hat Auswirkungen auf deren Freundschaft.

Filmstill Sonne

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Losen ihre Religion in „Sonne“: Bella (Law Wallner) und Nati (Maya Wopienka)

Man könnte dem Film easy das Label Milieustudie umhängen. Das Schöne an den Werken von Kurdwin Ayub ist aber, dass man gar nichts hineindichten muss. Der Film ist auf einer simplen Ebene einfach unterhaltsam und erzeugt Lacher.

kurdwin ayub

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Regisseurin Kurdwin Ayub

Ein Unikat in der österreichischen Filmszene

„Sonne“ ist der erste Spielfilm von Regisseurin Ayub. Für diesen wurde sie bei der diesjährigen Berlinale mit dem Preis für das beste Erstlingswerk ausgezeichnet. Ein Grund dafür liegt sicherlich in dem unverkennbaren Stil, der sich durch die Werke Ayubs zieht. Wie schon häufiger, hat sie auch in „Sonne“ wieder mit Laiendarsteller*innen gearbeitet – ihre eigenen Eltern inklusive!

Zu dem unverkennbaren Stil trägt auch ein ungeschönter Blick auf die Lebenswelt der Protagonistinnen bei. Ayub zeigt das Leben, wie es ist und wie sie es kennt. Die Kinderzimmer sind schiach, die in Hochformat eingeblendeten Insta-Storys samt Katzenfilter, die immer wieder in den Film hinein montiert sind, ebenso. Im Interview mit FM4 spricht die Regisseurin davon, dass sie selbst als Kind der Generation Social Media aufgewachsen ist. Es macht nur Sinn, dass sich das in irgendeiner Art und Weise auch im Film widerspiegelt.

Filmstill Sonne

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Yesmin (Melina Benli) in „Sonne“

In der Wiener Filmszene kennt man Ayub von Kurzfilmen, Musikvideos oder von pointierten Reden beim Österreichischen Filmpreis, in denen sie gerne mal mit der Filmbranche abrechnet. Diese Gnadenlosigkeit findet sich auch in ihren Filmen und macht „Sonne“ zu einem Unikat innerhalb der österreichischen Filmszene. Hier werden authentisch Lebensrealitäten geschildert, von einer Person, die diese auch kennt. Pläne für die nächsten Filme hat Ayub auch schon. Nach der Sonne kommen noch „Mond“ und „Sterne“, so die Namen der nächsten beiden geplanten Filme.

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